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•••Ⓚontakt

Die Beraterin - Arbitrium est liberum⁴

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V-Theorie (Pt. 10e⁴)
VoRsIcHtbitte die FAQs lesen!
(zum Teil 1a + 1b / 2 / 3 / 4 / 5a / 5b / 5c)
"Es ist eine gute Lebensregel, sich niemals zu entschuldigen.
Die richtigen Leute wollen keine Entschuldigungen, und die falschen nutzen sie doch bloß aus." 
[Z1]

"Spoiler" - Zum Anhören bitte hier klicken:  (Falls Abspiel nicht möglich: Klick zum Direktlink)

Lange Einleitung (zu Gunsten der Fiktion kurz gehalten)
Irrt der Calvinismus vielleicht doch nicht? Ist das Körperliche stets dem Geistigen unterlegen?
Wie der Süchtling, der die Schaffenskraft seines Verstandes dem Verlangen seiner Abhängigkeit unterordnet, so resublimierte auch ich meinen schreibwütigen Trieb. Nahezu zwei Monate, aber keine vollen 60 Tage, blieb ich standhaft. Dann packte mich der Ehrgeiz erneut, nicht der Schwäche meines Lasters willen, sondern alleinig der Passion sei es geschuldet; in tiefer Hoffnung ein intelligentes Ende zu jener, der Intelligenz zugeneigte, Abhandlung zu finden. Die Entscheidung dazu hat keine Urteilskraft, weil eine Entscheidung kein Urteil ist und ein Urteil nicht aufgrund einer Entscheidung gefällt werden darf. Abermaliges Wiederholen von Erkenntnissen [hier im Teil 1 nachzulesen], die ich mir im Laufe des Schreibprozesses (autodidaktisch) einverleibte, sind keinesfalls Merkmale meines Erinnerungsvermögens; in jenem Fall sind sie ausschließlich Zeugnis einer eigenen Nachlese.
Der wahre Grund meiner Drang liegt nicht tief begraben: Die, als klobige Politikerinnen, überzeichnete Figur einer Verwalterin, hat es mir (im Spiel mit der Beraterin) angetan. Wem dies aufgefallen sein sollte, der hat eine hohe Auffassungsgabe und kann sich intelligent schätzen. Um moralische Abgründe im Keim zu ersticken, rate ich - im Sinne meiner Ehrlichkeit - von einem Verdikt ab, denn: noch ist diese Geschichte nicht zu Ende. Nur so viel insoweit: Die Entfachung des Sinnlichen ist kein Vorzeichen einer aufkommenden Katastrophe, Erotisches ist lediglich ein Vehikel zu geistreichen Ideen. Gerade deswegen schlage ich Rezipienten vor, die ästhetizistischen Einflüsse vordergründig auf sich wirken zu lassen.

Wichtiger Einschub (SOLLTE auf jeden Fall beachtet werden)
Vor über zwei Wochen schrieb ich die obige "Lange Einleitung", darauf folgte der "Kurze Prolog" und das Fortspinnen der Geschichte ... bis zum ersten "--- Schnitt ---". Ich stoppte die Erzählung, weil mir die "Farbe des Fadens" nicht passte. Ich überlegte ein wenig, träumte. Ich erkannte, dass mir nicht nur die Farbe nicht passte, sondern auch der Stoff. Ich überlegte und träume erneut. Und dann wurde es mir klar! Es war nicht nur die Farbe und der Stoff des Fadens. Das Übel lag an der Stärke. Eine Garnfeinheit definiert sich durch das "Verhältnis Gewicht zur Länge". Auf den "Schreibfaden" bezogen hantierte ich mit hoher Garnfeinheit, das heißt die Länge (des Textes) würde deutlich das Verhältnis der Gewichtung (innerhalb dieses) überwiegen. In prägnanteren Worten: Ich war in höchster Gefahr eindeutig zu viele Nebensächlichkeiten zu schreiben.
Bedauerlicherweise gehöre ich nicht der Zunft der Schreibenden an, die - aus Frust auf ihre eigenen "Unkünste" - schlechte Werke zerknüllen und klassisch (in Slapstick-Manier) neben den Papierkorb werfen. In my humble upinion ist das die Vorstufe zur Bücherverbrennung durch fremde Hand. Deswegen, und wie auch immer: Dieser 4. Teil der Geschichte hat zwei Anfänge - einen alternativen und einen tatsächlichen. Meine Empfehlung wäre dahingehend erst ab/nach (dem ersten) "--- Schnitt ---" mit dem Lesen zu beginnen* - und den nahezu fast (immer) gleichlautenden Prolog braucht ohnehin niemand Beachtung zu schenken. [*Anm.: Ab da kann man es auch anhören/sich vorlesen lassen.]

Kurzer Prolog (gänzlich anders als wie im Teil 1a1bTeil 2Teil 3Teil 4Teil 5a5b und 5c)
Die Freiheit sei nur dann real, wenn die Realität eine Illusion ist. Die Fiktion einer solchen Freiheit käme, damit einhergehend, der Vorstellung eines Gefängnisses nahe. Erkenne das als Fakt an und spreche mir keinesfalls die Omniszienz in Form der radikalen Beraterin für Staatsfrauen ab.
Ich - "Die Beraterin", abgekürzt  DB -, sehe meine Gesprächspartnerinnen als Verwalter an. Verwalter, die (sächlich) - abgekürzt: DV.
Alle Nebensächlichkeiten der nun folgenden dionysischen Lustunterhaltung sind Bestandteil dieser, denn bedeutungslose (Haupt-)Sätze sind unvermeidbar, um authentische Aussagekraft im Matrizengefüge zu entfachen.

DB: Mission: AEI⁴!
DV: Was!?
DB: Uisge Beatha liegt vor uns - wir sind da.
DV: Welch eine rauschhafte Verkörperung der Schöpfung!
DB: Energie. 
DV: Wie?
DB: Ein Überschuss rauschhafter Energie.
DV: Wie auch immer! Lass und laben im Wasser und räkeln am Stand!
DB: Lege mich ab und tauche ein in die goldene Bracht, das verheißungsvolle Geheure!
(DV macht einen Ausfallschritt mit ihrem rechten Bein, geht mit dem linken nach unten auf ihr Knie und versucht in dieser Stellung DB sanft in den Sand abzulegen, was ihr aufgrund ihrer Leibesfülle natürlich misslingt. DBs Fußzehen erreichen jedoch den Boden. Sie löst sich daraufhin von DV, streckt ihre Arme hinter den Kopf, überdehnt ihr Kreuz zu einer Brücke bzw. einem Bogen und geht aus dieser Position in die Horizontale.)
DV: Ich frage nicht mehr, wie du das machst.
DB: Du bist in einer verzweifelten Lage und brauchst Hilfe.
DV: Verdammt ja, ich denke, ich kippe gleich nach links um.
DB: Dann wollen wir das mal verhindern. Hände in Richtung Boden, auf Höhe deines Knies.
DV: So?
DB: Das machst du ganz prima. Kinn jetzt zum rechten Knie.
DV: Da komme ich unmöglich hin!
DB: Okay, dann lass dich nach links plumpsen.
DV: Wollten wir das nicht verhindern!?
DB: Vertraue mir, ich werde dich auffangen.
DV: Haha! Das ist nicht lache. Ich werde dich unter mir begra...
(Ehe DV ihren Satz vollenden kann droht sie zur Seite hin umzukippen. DB legt ihre Handinnenseiten an die linke Schulter und dem Oberarm von DV an, ohne sie dabei wirklich zu berühren. Sie verhindert damit zwar nicht das Unvermeidliche, dennoch verlangsamt sie die Geschwindigkeit auf Zeitlupenniveau. Während DV langsam gen Boden gleitet, passt DB die Stellung Ihrer Hände an, so dass sie am Ende beide auf Kopfhöhe von DV sind.)
DB:
 Geschafft.
DV: Ich lebe und bin unverletzt.
DB: Gut.
DV: Wie hast du das gemacht? Ich spürte eine enorme Wärme, die von deinen Händen ausging.
DB: Du wolltest nicht mehr fragen. Also, bleibe einfach so liegen und räkele dich im Sand. Ich organisiere derweil deine Schalen. Du hast doch noch Hunger, oder?
DV: Und wie! Heißhunger sogar. Lass mich nicht zu lange allein.
DB: Oh, ich lasse dich gar nicht allein. Schau mal was da an Land schwimmt.
DV: Was ist das? Ist das...

--- Schnitt ---
Zum Anhören bitte hier klicken:  (Falls Abspiel nicht möglich: Klick zum Direktlink)

DB: Mission...
DV: Oh! Was ist das? Ist das ein Boot? So eine Konstruktion habe ich ja noch nie gesehen!
DB: Es ist unsinkbar.
DV: Du meinst, es hält uns beide aus?
DB: Dich, mich, deine Schalen und ein Leviathan-Baby.
DV: Wie bitte? Sind das nicht diese mythologischen Urviecher? Gibt es hier sowas? Bitte sag nein.
DB: Nein, aber zu was? Du hast zwei Fragen gestellt. Wenn ich die erste mit "Nein" beantworte, erübrigt sich die zweite.
DV: Ach ich Naivling, du ärgerst mich bloß. Drachen und so Zeugs gibt es gar nicht.
DB: Dich ärgern? Ich? Niemals.
DV: Komm schon, sag bitte nicht, dass du an Drachen glaubst.
DB: Warum sollte ich daran glauben? Wer daran glaubt ist so töricht wie die Babylonier, die einst einen Leviathan anbeteten. Gottes Spielzeug, für das selbst Adam keine Verwendung fand. Warum Noah daran dachte sie mit auf die Arche zu nehmen, ist mir bis heute schleierhaft. Jedenfalls, die kurze Antwort wäre: Es gibt hier keine Drachen mehr. Mein erster Akt galt deren Tötung.
(DV, die DB weiterhin auf ihren Armen trägt, schaut DB mit weit aufgerissenen Augen an.) 
DB: Nun schau mich nicht so an. Alle Reptilien, die größer und/oder länger als eine hebräische Elle waren, wurden mir und diesem Garten zum Gräuel. Vor allem aber die Riesen. Für die musste ich sogar mein Haar opfern.
(DV schaut DB mit offenem Mund an, und will nicht recht glauben, was sie soeben vernommen hatte.) 
DV: Ich muss dich mal absetzen, mir ist ein wenig schwindlig.
DB: Vom Tragen?
(DB gleitet von DV hinab, woraufhin DV recht unelegant ihren weißen Hintern in den braunen Sandstrand plumpsen lässt, die Beine angewinkelt, die Füße auf den Boden.)
DV: Von deinen "Mordstaten".
DB: Und jetzt willst du bestimmt wissen, wie eine zarte Frau wie ich einen großen, feuerspeienden Drachen meucheln konnte?
DV: Nein, Schaue ich etwa aus wie ein Sadistenschwein?
DB: Bist du eines?
DV: Nein! ... Erzähle es mir dennoch. Allerdings, tue mir einen Gefallen: Bring mir vorher meine Schalen. Ich esse hier. Ich habe gerade keine Lust auf eine Fahrt über deinen See.
DB: Schade. Und wenn ich dir garantiere, dass im Uisge Beatha kein Nessie schwimmt?
DV: Das ist zwar überaus beruhigend, aber nein danke. Wahrscheinlich hast du das Monster ohnehin getötet.
DB: Nun, ich hole dir lieber zuerst die Schalen.
DV: Warte! Hier gibt es aber keine Gezeiten, oder etwa doch?
DB: Meine Liebe, keine Bange. Wir sind in einer paradiesischen Blase, schon vergessen? Lunar hat hier keinen Einfluss, das heißt. es gibt weder Ebbe noch Flut. Aber sag mir, warum fragst du? Bist du wasserscheu?
DV: Nun, das nicht, ganz im Gegenteil, ich plansche gerne in angenehm temperierten Nass. Was ich hingegen nicht so mag ist, wenn mir Überreste von Ungeheuern an die Füße gespült werden. Das ist ungefähr so ekelig, wie wenn dir in der Badewanne der Analplug aus dem Arsch rausrutscht. Und jetzt geh, hol mir das Essen.

--- Schnitt ---

(DB ging zum Boot und kommt mit 2 Schalen zurück.)
DV: Nur 2! Du sagtest 3 und eine Patella.
DB: Ich bin keine Kellnerin. Und die Dinger schauen nicht nur überladen aus, ihr Gewicht verrät, sie sind es auch.
DV: Na gut, dann immer her mir der Vorspeise und los mit deiner blutigen Erzählung.
(DB überreicht die Schalen an DV, die breitbeinig am Strand lümmelt. DB setzt sich im Schneidersitz zwischen ihre Waden, in etwa auf Kniehöhe.)
DB: Ich muss dich leider enttäuschen, denn so blutig ging es gar nicht her.

DV: Verstehe, du hast sie mit akrobatisch-erotischen Tänzen hypnotisiert und ihnen befohlen den Garten zu verlassen.
DB: Du hast eine segensreiche Phantasie, bedenkst aber nicht dabei, dass solche Riesen außerhalb der Blase kaum leben werden können. Schon vergessen: die Schwerkraft.
DV: Was soll mit der sein?
DB: Mit der ist alles okay, für dich und für mich vielleicht. Aber ein Reptil mit etlichen Tonnen wird kaum einen Schritt vor dem anderen setzten können. Hätte ich sie einfach nur vertrieben, wären sie auf schnellsten Weg wieder umgekehrt, wenn überhaupt...
DV: Was meinst du?
DB: Nun, ihre Gelenke hätten das Lebendgewicht ihres Leibes wohl kaum mehr als ein paar Meter weit gebracht. Dazu kommt, dass ihrer erzröhrigen Halswirbel nicht lange in der Lage gewesen wären, ihre gewaltigen Köpfe länger oben halten zu können. Die Knochen wären binnen Sekunden unter ihrer Last förmlich auseinandergebrochen. Und in diesem erbärmlichen, ja gar mitleiderregenden Zustand lägen sie dann quasi vor meine "Haustüre", elend zu Grunde gehend.
(DV überlegt kurz und angestrengt.) 
DV: Und das alles wegen 10% weniger Schwerkraft? 
DB: Nein. Es ist auch die Rotation. In deinem Bild der Erde gesprochen dreht sich die Kugel enorm viel schneller.
DV: Ha!! Touché! Ich erinnere mich, du sagtest was von 2%. Das klingt nicht enorm viel schneller.
DB: Es sind sogar exakt 2,08334 Prozentpunkte.
DV: Wuhu! Beinahe hätte ich mich an dieser Nuss verschluckt. Doch so viel!
(DB küsst ihre Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand und legt diese danach auf DVs Stirn.)
DB: Jetzt kannst du Denken und Essen.
DV: 30 Minuten. Ein Tag hier hat 30 Minuten weniger.
DB: Richtig! Also eigentlich nicht, das stimmt nur rechnerisch betrachtet. Sag, hast du dich schon mal mit der Photoperiodik beschäftigt? 
DV: Noch nie davon gehört. Wie heißt dieses Ding nochmal?
DB: Das ist eine Kratzbeere. Und esse nicht alle auf einmal... Moment! Ach egal. Ich weiß nicht wie du das machst, mir würde davon schlecht werden.
DV: Erzähle bitte weiter von deiner Photowissenschaft.
DB: Das ist keine Wissenschaft an sich, und in den meisten Fällen beziehen sich Forscher lediglich auf die Pflanzen und deren Reaktionen auf Licht und Dunkelheit. Die wenigen, die in andere Richtungen und breitgefächerter nach Erkenntnissen suchten, entdeckten schnell, dass die photoperiodischen Signale bei Säugetieren über die Regina der Augen aufgenommen werden. Mit anderen Worten: Wenn du durchschnittlich 15 Minuten weniger Licht am Tag hast und 15 Minuten weniger Dunkelheit, kommt es zu einer Phasenvorverlagerung. Die Steuerungen des suprachiasmatischen Kerns werden damit zwar nur leicht gestört, dennoch kann das auch bei "hören Primaten" Schwierigkeiten verursachen.
DV: Hört sich nicht viel schlimmer an als die Qual mit der Zeitumstellung.
DB: Was ist schlimmer? Das Schlimme oder das vielleicht etwas schlimmere?
DV: Rhetorische Fragen mag ich nicht.
DB: Du bist doch Politikerin, nicht ich. Unabhängig davon: Vergleiche nie etwas Schlechtes mit etwas schlechtem. Außerdem geht es nicht um die menschliche Anpassung. Die ganze Flora und Fauna und alle Lebensformen wären davon betroffen. Hier dreht nicht die Menschheit an ihren Zeitmessgeräten. Hier dreht die Natur die Gesetze, von einer temporären Umstellung kann nicht die Rede sein. Das ist dauerhaft und wird nicht nur bei Amseln und Spatzen den Biorhythmus durcheinanderwirbeln. Ein nachtaktiver Jäger, der 15 Minuten weniger Zeit zum Jagen hat, wird sich anpassen und überleben, keine Frage. Die Fragen sind eher, in welcher Weise und wie sich das auf Dauer auf den Bestand der Arten auswirken wird. Die einfache Antwort steht schon geschrieben, sie heißt: verheerend.
DV: Die Menschheit wird damit klar kommen.
DB: Bei diesem Szenario bin ich nicht so optimistisch gestimmt wie du. Eure Wirtschaft - und jeder weiß, was sie für den Geldhahn des Lobbyismus frönenden Politikers bedeutet - käme ins Straucheln, schon alleine wegen der 375 Tage, die dann einem Jahr entsprächen. Euer gesamtes technokratisches System würde empfindlich leiden, die klimatischen Folgen mal ganz außer Acht gelassen.
DV: Mir egal, ich bekomme genug "Fördermittel", mir wird es nicht kalt reingehen, auch nicht wenn es mal ein oder zwei Grad kälter oder wärmer wird, dafür hab ich dann ein paar mehr Tage Urlaub. Und die Straßenlaternen - die werden wir schon umgestellt bekommen. 
DB: Du weißt schon, dass beispielsweise eure Flugzeuge per GPS geleitet werden.
DV: Wir haben gute Piloten, die schaffen das auch ohne technische Hilfe.
DB: Ich will dir deine Zuversicht nicht nehmen, dennoch zweifele ich ernsthaft an ihr.
DV: Jaja, sag mir doch lieber was dass alles mit deinen Riesenechsen zu tun hat.
DB: Also gut, wie du meinst. Für diejenige, die tatsächlich nicht unter ihrer eigenen Last zerdrückt würden, käme der sprichwörtliche knock-out beim Erleben ihres ersten hohen Sonnenstandes.
DV: Du sprichst für mich in Rätseln.
DB: Ich kann auch deutlicher und in Gleichnissen reden.  
DV: Hast du echt alle getötet? Hier, an Ort und Stelle?
DB: Nicht alle, die kleineren Behemoth-Arten konnte ich "überzeugen" zu gehen.
DV: Warte mal, Behemoth... Ist das nicht das Flaggschiff der OPA? 
DB: Wie bitte?
DV: OPA - Outer Planet Alliance. The Expanse. Schaust du kein Fernsehen?
DB: Ist das so eine eurer fiktionalen Serien, jene, die ein düsteres Bild der Menschheit skizzieren?
DV: Ja, genau, das ist es. Moment, nein - die Serie ist gut.
DB: Wie auch immer, ich kenne das nicht. Und der Behemoth ist auch nicht der Gegenspieler von Leviathan. 
DV: Hatte ich das erwähnt?
DB: Nein, aber gedacht, noch ehe du diesen anderen Mist erwähntest.
DV: Du kannst nicht wirklich meine Gedanken lesen, oder? Sag, über was denke ich gerade nach!
DB: Weil ich für jedes Detail unseres Gespräches ein Gedankenprotokoll führe, würde ich deiner Frage lieber ausweichen.  
DV: Quatsch nicht, sprich! Was denke ich?   
DB: Die Frage ist eher wie du denkst. Und das kann ich dir beantworten: Stets 2-3 Schritte voraus, den Blickwinkel geschärft auf das Pragmatische.
DV: Nicht wirklich überzeugend. Das hätte jeder Psychologie-Studierende im 1. Semester herausgefunden.   
DB: Es sind deine Gefühle, die dich antreiben.
DV: Bäh! Jetzt sprich schon, sonst glaube ich dir nichts mehr. 
DB: Wie du wünscht meine Liebe, ich habe dich allerdings gewarnt. Die einfachen Gedanken zuerst?
DV: Schieß schon los!
DB: Du bist enttäuscht, weil in den Schalen keine Banane ist und hoffst insgeheim dass in der dritten eine drin ist. Du sehnst dich nach dem Essen mit mir ein Bad zu nehmen. Im Gedanken daran stellst du dir bereits vor, wie ich dir den Bodysuit ausziehe und wir nack...   
DV: Stopp! Das genügt! Du hast mich überzeugt.   
DB: Es tut mir leid, meine Liebe. Du hast mich förmlich dazu gedrängt.   
DV: Ist schon gut, hole mir den Nachschub und enttäusche mich nicht mit seinem Inhalt.

--- Schnitt ---

(DB ging zum Boot und kommt mit der letzten Schale und der Patella zurück. Sie reicht ihr jedoch nur die Schale; die mit einer Art Deckel verschlossen Patella legt sie an der äußeren Seite von DVs rechtem Knie ab. DV bemerkt das allerdings gar nicht, denn...)
DV: Bananen!! Juhu! Ich liebe dich!
(DB nimmt sogleich wieder ihre vorherige Stellung zwischen DVs Beinen ein.)
DB: Danke meiner Fähigkeit Gedanken zu lesen.
DV: Was auch immer. Hmm... diese Bananen sind wirklich das Beste in deinem Gartenreich.  
DB: Und ich dachte, das wäre ich.   
DV: Ich werde schon noch von dir kosten, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.
DB: Ich weiß. Nun, wir waren bei der Sonne stehengeblieben. Erinnerst du dich?
DV: Ja, Sonne am Höchststand = K.O. für die Dinos.
DB: Gut, so war meine Theorie, die sich auch teilweise bewahrheitete. Der Grund meiner Annahme, damals, lag auf der Hand - oder vielmehr direkt hier "begraben". Schon beim ersten Blick auf meinen Garten, noch auf der Veranda im Bett, sagtest du: "Irgendwie finde ich es gar nicht so hell". Gleichsam fragtest du mich, ob es schon Abend wäre. [Anm.: siehe Kapitel "Neu Eden"] Ich habe dir bislang darauf noch keine Antwort geliefert, keine direkte zumindest. Erinnerst du dich noch an die Beschreibung des Bloggers, wie er sich den Paradiesgarten vorstellte? [Anm.: siehe Kapitel "Intermedium"]
DV: Das ständige Düster hier, der Blogger und sein Prosatext - ja, klar erinnere ich mich.
DB: Deine Beobachtungen waren korrekt und seine ebenfalls.   
DV: Wie bitte!?  
DB: Verschluck dich nicht an der Banane.  
DV: Tue ich nicht. Auch ein Stück? 
DB: Och, wieso nicht.  
(DVs Ober- und Unterlippen saugten fast zärtlich an einem Stück Banane, so als ob sie gerade mit der empfindsamen Eichel eines Penis lüstern spielen würde. DB nahm das Angebot liebend gerne an, stütze sich dabei auf eines der angewinkelten Knie von DV ab und streichelte während des darauffolgenden leidenschaftlichen Kusses kreisförmig um den nach außen stehenden Nippel eines ihrer Ost-West-Busen. Mit den Worten "Das Vorspiel muss warten" ließ sie ab von DV und ging wieder in ihre vorherige Sitzposition zurück.)
DV: Schade. Aber ich bin ohnehin noch nicht ganz fertig, und Essen soll man ja nicht stehenlassen.
DB: In meinen Garten reißt man es nicht mal ab, wenn man es nicht sogleich isst. Aber für dich mache ich gerne Ausnahmen meiner stillen Regel. Nun, jedenfalls gibt es hier kaum Sonnenlicht. Die Wassermassen über uns lassen nicht zu, dass etwas dadurch geschädigt werden könnte. Die Pflanzen leben hier sozusagen - und so wie ich gleichermaßen - nahezu ewig. Das liegt insbesondere am höheren Luftdruck und dem Gehalt des Sauerstoffes. Es gibt keine Jahreszeiten, und doch gibt es eine Nacht und einen Tag, die sich aber nur marginal voneinander unterscheiden.
DV: So zauberhaft das klingt, das hat doch bestimmt auch negative Effekte.
DB: Wie man es sehen will. Es kommt auf den Blickwinkel an. Darauf wollte ich aber gar nicht hinaus. Es ging ja um die Helligkeit und um die Tatsache, dass alles was hier lebt nicht auf das, was außerhalb des Gartens herrscht, eingestellt ist. Selbst mit aller Kenntnis über die Photoperiodik kann man es sich ungemein schwer vorstellen. Forschung ist nur nützlich, wenn man beobachtet. Solche Geschehnisse will sich aber kaum jemand ausmalen und erst recht nicht mit anschauen müssen. 
DV: Ich habe als Kind mal eine Ameise unter einer Lupe verschmort.
DB: Welch trefflicher, wenn auch abscheulicher, Vergleich. Nichtsdestotrotz bringt es das ungefähr auf den Punkt, wenn es auch nicht zustimmend ist in Hinblick auf Insekten. Das sind robuste Kerlchen. Von denen musste Noah auch kein einziges Exemplar mit auf die Arche nehmen.    
DV: Du hast jetzt Noah und die Sache mit der Flut schon zum zweiten Mal erwähnt, weswegen weiß ich nicht, aber ich denke mal, du wirst mir das noch erklären.
DB: Na schauen wir mal. Ich denke dir ist jetzt in etwa klar was passiert, wenn jemand, der nur das hier kennt, plötzlich und unvermittelt da raus gerissen wird, um hernach in einer für ihn komplett fremden Welt, wie der euren, leben zu müssen. Und das "Leben-Müssen" wird irgendwann abgelöst von "Überleben-Müssen". Vielleicht kann man vom Tod eine Zeit lang davonrennen, dennoch wird jeder ihn mit absoluter Sicherheit erleben.   
DV: Tja, und weiter?
DB: Was weiter?
DV: Hast du einen rausgejagt und zugesehen wie er verreckt?
DB: Kann es sein, dass du insgeheim doch ein Sadist bist?
DV: Keinesfalls! Das mit der Ameise tat ich ausschließlich aus Imponiergehabe.
DB: Du brauchst dich nicht vor mir rechtfertigen, ich kenne deine Gedanken.
DV: Und was denke ich jetzt? 
DB: Du hättest gerne dass ich dir die Patella reiche, weil du dir nicht mehr sicher bist, ob du noch im Stande dazu wärst, diesen Kraftakt zu vollziehen. 
DV: Fast richtig, du vergisst aber die pragmatische Schlussfolgerung. Das tue ich deswegen nicht, weil ich es als unnötige Energieverschwendung betrachte. Es hätte eine empfindliche Wirkung auf all meine Kraft, Ausdauer und Leidenschaft. 
DB: Schön gesagt, und damit hast du dir den Nachtisch redlich verdient.
(DB rutscht ein Stück nach hinten - ungefähr auf Höhe der zart-anmutenden Füße von DV -, zieht daraufhin mit ihrer linken Hand vorsichtig die Patella zwischen Knie und Wade von DV durch und zu sich. Sie muss sich dafür tatsächlich ein wenig Mühe geben, weil zwischen dem Sandboden und den angewinkelten Bein kein großer Spielraum ist - vor allem aufgrund der starken Unterschenkel von DV. Es gelingt ihr ohne dabei ihr weiches Fleisch zu touchieren, und so hebt sie das Gefäß hoch und streckt es DV entgegen.)
DB: Nehme ruhig die Abdeckung ab. Ich gehe davon aus, dass dafür deine Energie noch ausreichen wird. 
DV: Keine Überraschungsspiele wie "Augen zu und Riechen"? 
DB: Ich weiß, dass dir das nicht gefällt. Und nun mach, wirf einen Blick drauf!
(DV tut so, gibt den Deckel DB und staunt auf den Inhalt.)
DV: Wow! Das schaut aus wie Pudding - nein, das IST Pudding! Aber wie kann das sein? Wie hast du denn den gemacht, also so ganz ohne Herd? Und was ist da drin?  DB: Ich kann dir das Rezept bei Gelegenheit aufschreiben. Hauptsächlich besteht er aus Kakao, Bananen, Datteln, Zedernüssen und ein paar gekeimte Samen.
DV: Cool! Aber wie soll ich das essen, also so ganz ohne Löffel.
DB: Der Löffel ist gleichzeitig der Griff des Deckels. Hier, siehst du, man kann ihn einfach herausnehmen. Bitte.
DV: Clever. 
DB: Sag, bist du noch neugierig, wie ich jetzt die Drachen überlistete?
DV: Eigentlich nicht, aber erzähl. Du hast irgendwas von Haaren lassen geredet. Dass klang interessant.
DB: Also gut. Beachte aber, gerade der Part der Geschichte hört sich für Frauen, deren Haarpracht ihnen viel bedeutet, etwas ... na ja, sagen wir verwegen an.  
DV: Leg schon los, ich verkrafte alles. Bitte zügig aber.
DB: Wie du wünscht: Ich habe mir die Haare vom feuerspeienden Drachen entzünden lassen.  
DV: Was!! Nein!? 
DB: Doch. Also nicht wirklich. Er spie auf eine von mir ausgesuchte Fläche, eine kleine Grube, in der ich vorher viele Birken- und Kieferrinden legte. Dazu ein paar fette Fische. Nachdem er die Mixtur entzündet, und noch bevor ich das Loch mit Zweigen verdeckte, brannte ich mir am lodernden Feuer die Haare ab.
DV: Aha. Weißt du, das ist ein wirklich guter Pudding. Doch deine aberwitzige Märe, die kaufe ich dir nicht ab. Wieso solltest du dir deine Haare abfackeln?  
DB: Ich brauchte Haare für ein unverdauliches Futter. Und ich brauchte Feuer für die Herstellung von Pech und Tran - Fischfett.
DV: Bekomme ich dafür das Rezept?
DB: Wieso? 
DV: Der Pudding ist echt lecker.
DB: Hörst du mir überhaupt zu?
DV: Na klar, aber ich kann mir das schwer vorstellen. Vor allem: Was soll das bewirken?
DB: Du kennst doch dieses große Buch namens Bibel. Hast du schon mal Daniel 14,27 gelesen? Da steht: "Da nahm Daniel Pech, Fett und Haare, kochte sie zusammen, machte Klumpen daraus und warf diese dem Drachen ins Maul und der Drache zerbarst." [Z2] 
DV: Noch nie davon gehört. Oder doch, Moment. Das klingt stark nach dieser herodoteischen Anekdote, wo er auf der Akropolis einer Schlange Honigkuchen fütterte. 
DB: Und die Speise blieb stecken und die "verheiligte" Akropolis-Hüter-Schlange starb.
DV: Aha. Und jetzt verlangst du von mir dem Glauben zu schenken. Ernsthaft?
DB: Glaub mir, es hat mir keine Freude bereitet diesem Ungetüm beim Sterben zu zusehen. Es zerbrach quasi von außen nach innen.
DV: Okay, warte kurz. Hast du nicht mal erwähnt, dass hier niemand stirb?
DB: Das stimmt auch. Aufgrund der Gegebenheiten - Wasserstoffatmosphäre, hoher hydrostatischer Druck der Luft und insbesondere der zusätzliche Gehalt an Oxygenium -, atmest du hier quasi ständig den "Funken des Lebens" ein. Es geht dir nie die Luft aus, und selbst wenn, dann sorgt dein Blutplasma dafür, dass der Sauerstoff gesättigt wird. Krankheiten - oder Verletzungen - werden dadurch deutlich schneller geheilt.
DV: Darf ich die Schüssel ausschlecken?
DB: Nur zu. Also, um deine Frage zu beantworten - auf natürlichem Wege kann keiner in dem Garten sterben. Dass man allerdings nicht jemanden töten könnte, habe ich nie erwähnt. Und im Falle der "Drachen" war es leider notwendig. Dieser Ort ist zu klein für sie. Auf kurz oder lang hätten sie alles zerstört.
DV: Sag mal, wenn hier Sonnenstrahlen nicht durchkommen, kann dann überhaupt ein Zersetzungsprozess eintreten? Und wenn dem nicht so wäre, müssten die Überreste der Viecher nicht noch irgendwo herumliegen?
DB: Ein guter Einwand. Meine Antwort würde aber unsere "Redenszeit" deutlich sprengen.
DV: Ich dachte, wir hätten hier alle Zeit der Welt.
DB: Das stimmt schon. Aber wenn ich mir so deinen verschmierten Mund anschaue, gelüstet es mir nach einer kleinen Pause.
DV: Pause klingt gut. Der Pudding war wirklich sehr nahrhaft. Mach was du willst mit mir, ich muss mich erstmal ein wenig hinlegen und ausruhen.
DB: Oh, so eine Einladung mit Freibrief nehme ich gerne an.
DV: Solange ich nichts dazu tun muss, bin ich mit allem einverstanden.
DB: Uhu, dann fangen wir mal bei deinem Mündlein an und arbeiten uns dann langsam nach...

Epilog
Ein langer Text fordert einen kurzen Nachspann - oder gar überhaupt keinen. Vielleicht tut es ein Zitat wie dieses: "Some things were secret even after you told them".[Z3]


- (Teil-)Ende der fiktionalen Szene -


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[Z1] Pria Lavesque aka. Charlize Theron aus der Episode "Pria" - The Orville, Staffel 1, Folge 5.
u [Z2] Online-Lesequelle: http://vulgata.info/index.php/Kategorie:BIBLIA_SACRA:AT:Dan14 [07.05.2020].
[Z3] James S. A. Corey (Autor). Babylon's Ashes, Seite 51 (The Expanse - Book 6). 2006 Orbit-Verlag London. ISBN 978-0-316334-74-7. Online-Lesequelle: https://bookfrom.net/james-s-a-corey/page,51,50821-babylons_ashes.html [08.05.2020]. 

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