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•••Ⓚontakt

Wenn das Heteronym dich blockt

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Auf ein Neues habe ich meinen Blog-Geburtstag verpasst. Einen Tag später ist er mir eingefallen, einen Tag davor habe ich daran gedacht. Mein Geist bleibt scheinbar stabil alt und besinnt sich dabei weiterhin auf die tatsächlich wichtigen Fragen im Leben. Geburtstage interessieren mich darüber hinaus seit vielen Jahren nicht mehr, ich bin ja bekanntlich der ›Entstehungstag-Typ‹, der in aller Regelmäßigkeit dessen wiederkehrendes Datum zelebriert. Ungeachtet alledem kann man bei meinem Haupt-Blog davon ausgehen, dass es zwischen der Geburt und der Entstehung keine sonderbar lange, zeitliche Diskrepanz gab, sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht. Ich habe damals einen entscheidenden Fehler begangen, vermutlich aus purer Ungeduld. Heute würde mir so etwas nicht mehr passieren. Man(n) wird mit zunehmenden Alter weiser und gelassener.

Vor 13 Jahren, am 12.08.2012, öffnete das Weblog ergo seine Pforten für die Außenwelt, zwar einst unter anderem Namen und einer anders lautenden (Sub-)Domain, doch das spielt hier und heute eine (eher) untergeordnete Rolle und wird daher nicht beleuchtet. (Bei Interesse.)
Mein Entstehungstag – Schöpfungstag klingt zu martialisch, zu gewaltig – ist der 23.08., ich war also vor über einem Dutzend kalendarischer Jahre 11 Tage zu früh dann, so gesehen in der Reflexion. Letztendlich ist es einerlei. Der alleinige große Vorteil, der dadurch entstanden wäre, ist der, dass ich den Blog-Geburtstag kein einziges Mal hätte vergessen können. Dennoch ist es mehr als fraglich, ob die Geschehnisse durch diesen fiktiven Umstand ungleich differierend oder gänzlich abweichend aufgeschlagen wären, lässt mein den Zeitstempel außen vor; wird letztere hingegen berücksichtigt, so ist eines klar und deutlich festzustellen: Der menschliche Tag der Erschaffung ist viel zu wertvoll, um ihn beispielsweise mit Schreibkram zu füllen.

Nun sitze ich hier, zwei Tage später, und bemühe mich um ein paar schöne Worte. Bislang klappte das nur semi-gut, um ehrlich zu sein. Glücklicherweise gibt es (in Teilen Bayerns) noch jenen gesetzlichen Feiertag namens ›Mariä Himmelfahrt‹, zu dem ich in der jüngeren Vergangenheit sicherlich auch schon mal meinen Senf abgegeben hatte Um konkret zu werden, letztmalig vor 3 Jahren auf den Tag genau – allemal erwähnte ich ihn dort an einer Stelle beiläufig.

Der bescheidene Beitrag soll mitnichten eine Link-Schleuder werden und ferner zum Ende hin ein wenig fröhlicher stimmen. Gute Nachrichten in die Welt posaunen. Nette Sachen verlauten. Positives Zeugs. All so random stuff, den ich ergo wohl ad hoc hervorkramen sollte, langsam aber sicher oder besser spät als gar nicht. Zu meinem Bedauern fällt mir auf die Schnelle nur eine Sache in den Sinn, die ich wirklich mit jedermann teilen kann und werde. Es gibt so viele Dinge in meinem privaten Leben, die ich niemals an die Öffentlichkeit bringen würde, zumindest keinesfalls unter Klarnamen. Womit wir im Prinzip direkt und unverblümt [sic!] beim Thema angekommen wären – finally –, respektive fand ich schließlich eine Transition dazu.

Seit mittlerweile einigen Jahren ›unterhalte‹ ich ein Heteronym*, sprich so eine Art von Pseudonym mit dem gegebenen Namen ℐlasţradamuⓈ [– ausgeschrieben: ›GlasTradamus‹, Sigle/kurz: ℐţ (›GT‹)]. Nicht einfallsreich, keine Frage, kann man doch bequem meinen bürgerlichen Nachnamen daraus ablesen. (Die Anspielung auf den verschiedenen Franzosen – zu Lebzeiten Arzt, Apotheker und ›Prophet‹ – ist einem damaligen Mangel an Kreativität zuzuschreiben.) Abgesehen davon, war er auch fleißig zu Anfangszeiten, schrieb auf seinen ›Haupt-Blog[Stichwort Link-Schleuder] ein paar Einträge – tatsächlich eine bisweilen nicht vollendete Geschichte –, glänzte mit dem ein oder anderem Vorwort in meinen Büchern/Groschenheften und unterhielt Besucher seines ›Zweit-Blogs‹ mit knappen und gerafften Gedankenfetzen. Bis auf die spärlichen Vorreden in den gedruckten Abschriften wurde es allerdings still um ℐţ über die letzte halbe Dekade. Nicht weil ich ihn – oder er sich? – schlicht und ergreifend ins Abseits manövrierte – ins Licht der Vergessenheit rückte –, sondern weil er wohl ebenso faul ist wie ich, was natürlich eine reine Mutmaßung darstellt. Deshalb/folglich: Woher soll ich das wissen? Bin ich er? Nein, das bin ich nicht. Wahrscheinlich, um eine nächste bedeutungslose Annahme zu zwitschern, hatte er halt viel zu viel zu tun, mit wem oder mit was auch immer.
However,
nach einer mehr als 5-jährigen Schreibpause startete ℐţ kürzlich erneut durch, dort wo er endete, mit geradezu minimalistischen Gedankenfetzen. Leider musste er – ich weiß nicht mal ob ›er‹ sich einem Geschlecht zuordnet – dafür die Plattform wechseln, weil der ursprüngliche Anbieter (postach.io) irgendwie und irgendwann dazwischen seine Dienste, mehr oder weniger, eingestellt hatte. Mit einem Blog bei Postach(.io) konnte man seine Notizen von Evernote(.com) dorthin transferieren, was ℐlasţradamuⓈ gleichermaßen tat. Er schrieb offline Notizen, die dann automatisch durch einen Hashtag an die Blog-Adresse übermittelt wurden. Eine geniale wie einfache Sache, und so unglaublich richtig für ein Heteronym, if you ask me. Sei es wie es (oder gewesen ist), nach dem Betreiberwechsel war damit (endgültig) Schluss. Leider. ℐţ suchte ergo nach einen vergleichbaren Provider, fand ihn, wurde bestätigt, erhielt aber nie seine Subdomain [siehe Bild]. So vergingen wieder ein paar ›Tage‹, bis er – wir bleiben strikt beim ›er‹ – auf eine andere Idee kam. Weshalb nicht ein wenig ›Markdownen‹, dachte er sich und fand eine neue Heimat. Diese/seine Wirkungsstätte will und werde ich angesichts meines abgelaufenen Blogger-Geburtstags mit Freund und Feind, mit Alt und Jung, mit Hinz und Kunz, samt und sond..., teilen. Das Teil (...), btw, ist jetzt nicht sonderlich geheim und trotzdem gut versteckt. Via Suchmaschine kann es – das Blog – jedenfalls nicht gefunden werden. Selbst wenn man die Adresse eingibt, wird es schwer. Lediglich unter Zuhilfenahme von Umwegen – geteilte Links auf Social Media – will es gelingen, zum/ans Ziel zu gelangen [sic!].
Lange Rede, kurzer Sinn – I proudly present ℐţ's [kein Deppenapostroph!] new ›Zweit-Blog‹:


Am 12.08.2025 schrieb ℐlasţradamuⓈ übrigens einen 13. Gedankenfetzen nieder. Das könnte ich als eine Art Ausrede heranziehen. Korrektur! Nein, das kann ich nicht mal, denn: Es ist und war bereits ein unlauteres Unterfangen über ℐţ derart freizügig und fruchtlos zu palavern.
Es gilt somit festzuhalten / Merke: Wer immer die Worte (hier) geschrieben hat, ich (in persona) war es zu keiner Sekunde. Den Eintrag gibt es gar nicht. Es gab ihn nie. Wie das Universum, so ist die Gesamtheit der verbreiteten Inhalte als eine ungetrübte Illusion wahrzunehmen. Muss man/ich diesen Typen eigentlich kennen? Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mal, wer ich bin, allerdings wer ich war, das ist mir schlagartig bewusst (geworden): I've been a fool, perhaps my entire life. And now I can finally do a little digital detox for a few days (after finishing this blog post).


PS: Man findet ›ihn‹ auf Insta(gram) und des Weiteren auf X (Twitter).
PPS: Ja, mir ist bewusst, dass mein Blogger-Profil seit dem Umzug auf ℐlasţradamuⓈ lautet. Warum das allerdings so ist, kann ich nicht sagen. Gut möglich, dass ich zu faul bin, bisweilen zu faul war, es umzustellen beziehungsweise umzubenennen. Gegebenenfalls schreibe und schrieb ich aber auch rein nichts mehr (digital auf), verfasste/kommentierte niemals etwas, ab dem Zeitpunkt des Domizilwechsels auf diesen ›Kanal‹, alternativer Orte des Internets oder sonst wo – wer weiß das, wer gibt Antwort, wenn nicht ich? ℐlasţradamuⓈ? Ja. Mag sein. Soll er machen. Ist mir recht. Von mir aus gerne. Alles gut.

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* Unter einem Heteronym versteht man in der Literatur eine Abwandlung eines Pseudonyms beziehungsweise einen imaginären Charakter, eine vorgestellte Figur, eine Identität mit anderen, teils konträren biografischen Wurzeln, einem dadurch veränderten Wortgebrauch/Stil und in der Regel nahezu entgegengesetzten Anschauungen. Ein Heteronym ist ein durchaus nicht unübliches, doch sehr selten anzutreffendes Phänomen bei Verfertigern schöngeistiger Schriften.

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