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•••Ⓚontakt

Die Beratenden – Im Κάιν-Land⁶

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V-Theorie (Pt. 11zzb)
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Prooimion
Wenn man einem Schiff, einem Boot – dem sogenannten Nurdachboot – in dem Fall, einen lustigen und etwas eigenwilligen Namen gibt, kann man ganz easy (und möglicherweise sogar ungewollt) doppeldeutige Sätze formulieren, doch, um ehrlich zu sein, tat ich das schon zur Genüge. Deswegen verzichte ich an der Stelle darauf und schreibe für das schlechteste Prooimion aller Zeiten: Die NATO hat ihren Bestimmungsort letztmals [in dieser Erzählung] gefunden.

Prolog
›Das Loos wird in den Schoß geworfen,
aber die ganze Entscheidung ist von Jehova.‹ 
(Spr. 16,33)

Akronyme
DB = Die Beraterin (T. d. Lamech & Azura / ›Sam‹ / Betty)
BR = Der Berater (Tony aka. Hl. Antonius der Große / Anton)
DV = Die Verwalterin (›Meine Teuerste‹ / ›MeiTe‹)
VW  = Der Verwalter (›Habib‹ / Toddy / Todd)
DER = Die Erzählerin (Ceana vom Hause der Kenisiter)
ERZ = Erzähler (Kenny vom Hause der Kenisiter)

Dialog
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ERZ: Ich nehme diesmal freiwillig die Beine.
BR: Wir tragen Betty, Kenny, nicht MeiTe.
VW: Ihr habt MeiTe schon mal getragen?
DB: Quatsch nicht, und helfe ihnen gefälligst.
BR: Da hörst du es, Todd.
DV: Es wäre vielleicht besser, wenn ich anstelle von ihm mit anpacken würde. Er ist ja ganz durch den Wind.
DB: Und wenn ihr alle mitmacht, Hauptsache ihr fangt endlich mal damit an. Mein Braten will raus.
VW: Auf keinen Fall wirst du beim Transport helfen. Die Gute schaut nicht nur schwer aus, sie wird es auch ...
DB: Halt deine Klappe! Ich bin schwanger. Nicht fett.
DER: Na ja, dein Hüftgold verrät etwas anderes.
DB: Das gilt auch für dich, Ceana. Anton! Greif dir meine Füße, ich will sehen, wie du ins Schwitzen kommst.
BR: Du darfst mich mit jeder neuen Wehe zügellos beschimpfen, Betty, aber wenn wir das mit den Füßen nochmals besprechen könnten, wäre ich dir verbunde...
DV: Wirst du wohl still sein! Pack sie an den Beinen. Und du, Todd, verkneif dir deine schäbigen Kommentare und greif ihre Schultern. Jetzt guckt nicht so blöd – macht zu! Sofort!
VW: Zu Befehl, Ma'am!
BR: Wie du es wünschst, MeiTe. Kenny, du wirst sie von unten stützen. Sie soll gerade liegen.
ERZ: Wie stellst du dir das vor?
DER: Dir fällt schon was ein, Kenny. Behalte deine mürrischen Proteste für dich. Folge seinen Anweisungen – und gut.
DV: Danke, Ceana.
VW: Was hat sie gesagt?
BR: Frag nicht.
DB: Ihr seid ein unfähiger Haufen von Männern. Tragt mich endlich zur Liebeslaube – und zwar plötzlich!
— Viele Minuten später —
VW: Ich kann meine Arme nicht mehr spüren. Könnten wir bitte eine kurze Pause einlegen?
BR: reH Suvrup Suvwl''a'. khi-GOSH!
DV: Was faselst du da für einen Scheiß?
VW: Das war Klingonisch, MeiTe. Er sagte, dass ein großer Krieger immer bereit ist zu kämpfen. Und ›khi-GOSH‹ bedeutet mehr oder weniger ...
DV: Wer noch so viel Puste hat, um Klingonisch zu übersetzen, der schafft auch noch die letzten paar Meter.
ERZ: Wie weit ist es noch?
DER: Ich kann die Laube schon sehen.
DV: Ich nicht. Ich glaube, ich brauche echt eine Brille.
BR: Das kann auch an der Schwangerschaft liegen. Hattest du vermehrt trockene Augen?
DV: Ab und zu. Manchmal haben sie gebrannt und gelegentlich hatte ich so ein Gefühl, als ob ich Sandkörner drin hätte.
VW: Davon hast du mir nie etwas erzählt.
DB: Du behältst für die letzten Meter einen kühlen Kopf, Todd, und ich umarme den Schmerz. toDuj 'oS rol!
BR: Ein Bart bedeutet Mut.
VW: Ich trage aber gar keinen Bart.
DB: Noch nicht. Dieser Junge bringt mich um den Verstand.
DV: Er ist bisweilen etwas schwer vom Begriff. Ich finde das allerdings süß. Nein, süß ist das falsche Wort.
DB: Ich meinte nicht Todd.
DV: Oh, ach so. Woher weißt du, dass es ein Junge wird?
VW: MeiTe, sie ist die Beraterin. Sie weiß alles.
BR: Du hättest auch sagen können, eine Mutter spürt das.
ERZ: Beides ist Unfug, das wisst ihr zwei.
DB: Es wird allmählich dunkel.
DV: Hier wird es doch nie richtig dunkel.
BR: Dafür wiederum hat sie in der Tat ein Gespür. Auch ich fühle den Abend heranrücken. Wir müssen uns beeilen.
DER: Es sind nur noch knapp 50 Meter.
DV: So wenig. Oh Mann, ich muss zum Augenarzt.
BR: Los, Todd! Ab sofort Sturmschritt. Für den Sabbat!
— Ein paar Minuten später —
DV: Wir sind da! Denke ich.
DER: Stolper nicht über die Badewanne.
VW: Steht mein geliebter Shelter noch?
BR: Ignoriere die Frage, Ceana. Mach die verdammte Tür auf.
ERZ: Die geheime Türe ins Anwesen, oder welche meinst du?
DB: Es gibt keine Geheimtür!
ERZ: Verzeihe, ich wollte dich nur testen.
BR: Todd, wenn wir am kleinen Tisch vor der Treppe sind, legen wir sie vorsichtig ab. Den Rest mache ich alleine.
VW: Nichts lieber als das.
ERZ: Es wird mir eine Ehre sein.
BR: Nein, Kenny. Ich trage Betty die letzten Meter alleine.
DER: Der Heilige Antonius macht Scherze.
DB: Du hast Anton vernommen. Zweifle niemals an seinen Worten, Ceana! Wenn er sagt, er macht das alleine, dann macht er es auch alleine.
DER: Aber ich komme schon mit, oder?
BR: Nein, Ceana. Nur Betty und ich gehen rein.
DV: Ich darf auch nicht mit?
DB: Nein, MeiTe. Aber du wirst die erste sein, die eintreten darf, sobald ich ... Scheiße! Das war grad eine Hammerwehe!
VW: Ich will gar nicht dabei sein.
DV: Nein, mein Freund. Mach jetzt keinen Rückzieher.
BR: Auch für ihn gibt es keine Ausnahme.
DB: Du ziehst die Vorhänge auf und du wirst das Bett direkt davor schieben. Er soll vom Fenster aus zusehen.
BR: Du halluzinierst ja schon, Betty. Man kann von innen einer Fliege, die außerhalb ist, beim Flügelschlag zusehen.* Was soll er da schon erkennen?
DB: Ich werde den vermaledeiten Balg in Zeitlupe herauspressen, wenn es sein muss.
VW: Fliegen haben per se keinen Flügelschlag. Indem sie ihren Brustkorb zusammenziehen, klappt das Flügelpaar ...*
DB: Halt keine Predigt! Für dich lass ich das Köpfchen mehrmals und nach Belieben rein- und rausflutschen.
DV: Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?
ERZ: Das ist ja geradezu ekelhaft.
DER: Wie man es sieht, Kenny. Jedenfalls sind wir jetzt da.
BR: Gut, dann gehen wir es an, wie besprochen.
— Ein paar Sekunden später —
DV: Der Vorhang geht auf. Schnell, Todd, in Stellung mit dir.
VW: Ich stehe doch schon vorm Fenster.
DV: Sag, was passiert gerade?
VW: Das Bett kommt, das Köpfchen kommt, geht, kommt, geht, kommt, geht, kommt. Das Kind ist da. Das war's. Fertig.
DV: Was!? So schnell? Wie kann das sein?
VW: Was hattest du erwartet? Eine Sekunde hier draußen sind 300 Sekunden dort drinnen in der Liebeslaube.**
DER: Demnach hat die Geburt circa 25 Minuten gedauert.
DV: Was? Nur 25 Minuten.
ERZ: Nice and easy.
DER: Ich lasse das mal unkommentiert, Kenny.
VW: Du kannst gut rechnen und hast ein ausgezeichnetes Zeitempfinden, MeiTe. Das könnte durchaus hinkommen.
DV: Danke, Todd.
DER: Hey, ich hab das ausgerechnet.
VW: Was schaust du plötzlich so?
DV: Ach, Ceana hat wieder irgendwas geplappert. Ich glaube, ihre Worte waren ›nice and easy‹.
ERZ: Hey, ich hab das gesagt.
VW: Ach so. Ich muss das echt lernen, also die zumindest zu hören. Das würde mir für den Anfang schon genügen.
DV: Da ist ein Zettel gerade durch die Tür, ähm, ich meine, da liegt ein Zettel vor der Tür.
VW: Warte. Bück dich nicht, ich komme.
ERZ: VW geht zu DV, hebt den Zettel auf und liest ...
DV: Was steht drauf?
VW: Wir können in einer Stunde reinkommen.
DV: Eine Stunde, na gut. Das halte ich noch aus.
— Eine Stunde später —
DER: Die Tür zur Laube ging auf. BR öffnete sie von innen. VW trug mit Kenny zusammen DV herein, sodass sie zur gleichen Zeit in die andere Zeit eintauchten. Ich folgte ihnen.
BR: Ehrt die stolze Mutter von Jēšūa ha-Kajin bēn Admon.
DB: Jēšūa bēn Sambethe.
BR: Wie auch immer. Berührt weder sie noch das Kind.
ERZ: DB sitzt auf dem Stuhl, unweit vom Kühlschrank, in ihren Armen hält sie das Neugeborene.
DER: Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre. Auf der Lehne des Stuhls hängten einst das Negligé und das Babydoll. Da fällt mir ein: Wo sind die Teile überhaupt?
ERZ: Was spielt das jetzt für eine Rolle?
DV: Das Negligé stand dir ausgezeichnet, Sam.
DB: Und dir das Kleid, MeiTe.
DV: Ob wir das jemals wieder hineinpassen werden?
VW: Wovon redet ihr?
DV: Autsch! Scheiße! Ich hatte gerade eine heftige Wehe.
BR: Dann leg dich am besten sofort ins Bett. Todd, bereite alles für die Geburt vor.
VW: Was gibt es da vorzubereiten?
BR: Du wirst sie unterstützen, ihr beistehen.
VW: Und was machst du?
DB: Er wird gehen. Er ist schon viel zu lang hier. Ich bin unrein. Zudem muss er mir draußen die Mikwe ausbauen.
VW: Eine was?
BR: Das ist ein Becken für ein rituelles Tauchbad. Sie kann aktuell nicht in die Mikwe im Anwesen, daher muss ich meinen Rohbau hier vollenden. Er hat noch nicht die ideale Füllmenge. Dafür habe ich noch ganz viel Wasser von der Quelle heranzuschaffen.
DV: Todd, komm endlich. Für den Fall, dass du es nicht bemerkt hast: Ich liege bereits auf dem Bett.
VW: Oh! Wie? Was? Ja natürlich, MeiTe, ich eile.
ERZ: VW geht zu DV, die auf dem Be...
BR: Kenny, kommst du bitte. Ich brauche deine Hilfe.
ERZ: Das ist ja mal was ganz Neues.
BR: Quassele nicht vor dir her, Kenny. Folge mir einfach. Betty, wir sehen uns in knapp 33 Tagen.
VW: Sagtest du soeben 33 Tage?
DV: Todd, das ist doch grad schnurzpiepegal. Ich werde gleich ein Kind entbinden! Und falls du zum Rechnen nicht mehr fähig bist, für ihn sind das nur ein paar Stunden. Er hat also viel zu tun, halte ihn nicht auf.
BR: Danke, MeiTe. Viel Erfolg euch – bis später dann.
ERZ: BR verlässt mit mir die Liebeslaube.
DER: Ich werde dich ebenfalls unterstützen, MeiTe.
VW: Hat da gerade jemand etwas gesprochen?
DV: Falsches Timing, Todd, um plötzlich Engel zu hören.
VW: Sie hat indes eine engelsgleiche Stimme.
DV: Ach nee, sie ist ja auch einer.
VW: Kann sie noch was sagen?
DV: Warum fragst du sie das nicht selbst?
VW: Entschuldige. Ceana, kannst du mich hören?
DV: Natürlich kann sie dich hören.
VW: Verzeihe . Ich bin so aufgeregt.
DV: Wer bekommt hier gerade ein Kind?
— Ein paar Stunden später —
ERZ: Da liegt ein Zettel.
BR: Was steht drauf?
ERZ: Das will ich lieber nicht vorlesen.
BR: Hab dich nicht so. Les es mir schon vor.
ERZ: Da steht nur: ›Komm und befreie mich, Anton‹.
BR: Der liebe Habib hat sie wohl extrem genervt die Tage.
ERZ: Ich finde ja, wir sollten ihn nicht mehr so nennen.
BR: Da hast du wohl recht. Er ist nun ein stolzer Vater einer Tochter. Lass uns reingehen. Mal sehen, ob er sich rasiert hat.
ERZ: BR und ich betreten die Laube. Auf dem Stuhl vor dem Kühlschrank sitzt VW mit zwei Säuglingen in den Armen.
BR: Ein unrasierter Mann und zwei Babys. Wo sind die Mütter? Apropos, Kenny, ich hab gewonnen.
VW: Hallo Anton. Sie sind im Badezimmer.
BR: Aha. Nenn mich nicht mehr so, und rasiere dich mal wieder. Was machen die beiden Schönen im Bad?
VW: Ich denke, MeiTe bereitet Betty für das Tauchbad vor.
BR: Du nennst sie Betty? Nennt MeiTe sie auch Betty?
VW: Nein.
BR: Dann tu du es auch nicht.
VW: MeiTe ist jetzt wieder ›Die Teuerste‹. Willst du nicht wissen, wie unser Kind heißt. Es ist ein Mädchen.
BR: Die Kleine bekam den Übergangsnamen Edna, richtig?
VW: Ja, woher weißt du das?
BR: Geraten.
VW: Das glaube ich dir nicht. Wer hat es dir gesagt?
BR: Diejenige, die du zukünftig wieder Sam, Sambethe oder formell ›Die Beraterin‹ nennen solltest. Von mir aus auch Tochter des Lamechs und der Azura. Das überlasse ich dir.
VW: Und warum sollte ich das tun?
BR: Weil ich es dir sage.
VW: Sie hat aber kein Problem damit, wenn ich sie Betty rufe.
BR: Ich habe jedoch eines. Es schickt sich nicht.
ERZ: Verzeihe, Tony.
VW: Wer hat da gesprochen?
BR: Der Heilige Geist, Todd.
VW: Nein, das glaube ich nicht. War das eben Kenny?
ERZ: Ja, ich war es. Kenny vom Hause der Kenisiter.
VW: Wusste ich es doch. Du hast eine schöne Stimme.
BR: Mann, Kenny, warum musstest du ihm antworten?
VW: Vielleicht tat er es, weil er es kann.
BR: Und ich bin der Bundeskanzler eures Landes.
VW: Nee, das kann nicht sein. Den kenne ich ganz gut.
BR: Du warst ein einziges Mal auf einer Veranstaltung, wo er zufällig auch zugegen war.
VW: Ich verstehe bis heute nicht, warum du ihn mir nicht vorgestellt hast, schließlich wäre das ja ein Klacks für dich.
BR: Wechseln wir das Thema, Todd. Wie lange gedenken die Holden noch im Balaneion zu verweilen?
VW: Woher soll ich das wissen? An manchen Tagen waren sie stundenlang da drin zugange.
BR: Ich will nicht wissen, was sie da miteinander trieben, ich will nur wissen, wann sie wieder herauskommen.
VW: Dann schick doch deinen Schutzengel.
BR: Gute Idee. Kenny, schau mal nach.
ERZ: Muss ich das wirklich, Tony? Wo ist Ceana?
VW: Sie ist auch im Bad.
ERZ: Ich befürchte Schlimmes.
BR: Hab dich nicht so, wenn sie baden gehen, wirst du nur Waden sehen, rund und schön im Wasser stehen.
VW: Dein Kommentar irritiert mich ein wenig. Ist das nicht eine Strophe aus irgendeinem Lied aus den 20ern?
BR: Ja. 1924, um genau zu sein. Jetzt geh schon, Kenny.
ERZ: Och menno.
VW: Das sagt Jeannie auch immer, wenn ihr was missfällt. Ich vermisse sie ..., wir vermissen sie.
BR: Wie ich sie kenne, ist sie schon bei einem Gynäkologen.
VW: Wieso denn das? Sie wird doch nicht abtreiben wollen?
BR: Um dich zu zitieren: Woher soll ich das wissen? Falls dem so sei, dann kann sie ja die Mikwe aufsu..., ach, das geht nicht.
— Ein paar Sekunden später —
ERZ: Das verzeihe ich dir nie, Tony. Aber falls es dich interessiert, sie rubbeln sich gerade trocken. Gegenseitig.
BR: Soviel zum Thema Rituale und Traditionen. Ihr ging es wohl alleinig darum, ihr Versprechen zu halten.
VW: Wie darf ich das verstehen?
BR: Nicht so wichtig, Todd. Sag, wie war die Geburt?
VW: MeiTe lag stundenlang in den Wehen.
BR: Das ist doch ganz normal beim ersten Kind. Wenn ich fragen darf, wie viele genau?
VW: Ich würde sagen, bestimmt 24 Stunden. Das war auch für mich beileibe keine Wohltat, das kann ich dir flüstern.
BR: Verstehe. War es nach 17:53 Uhr osteuropäischer Zeit?
VW: Was ist denn das für eine Frage?
BR: Beantworte sie mir einfach.
VW: Ich glaube, es war nach 18 Uhr UTC+2. Betty, verzeihe, Sam, hat die genaue Uhrzeit notiert.
BR: Hervorragend. Mehr wollte ich nicht wissen.
ERZ: Ich will euch bei euren tiefsinnigen Gesprächen nicht stören, aber sie kommen.
VW: Woher weiß er das? Die Tür ist doch noch geschlossen.
BR: Er ist ein Engel, er hat das im Blut.
ERZ: Durch mich fließt kein Bl...
BR: Schon gut, Kenny. Das sagt man so. Kein Affront.
DER: Meine Herren, sehr verehrte Väter, ich darf Ihnen die Tochter des Lamechs und der Azura präsentieren.
DB: Anton. Ist die Mikwe fertig oder muss ich in den See?
BR: Sie steht für dich bereit, meine geliebte Betty. Darf ich feststellen, dass du im Bademantel eine entzückende Fig...?
DB: Schmeichle mir nicht. Ich werde dir in nächster Zeit kein weiteres Kind schenken. Führe mich einfach zum Bad.
VW: Kommt sie nicht gerade aus dem Bad?
DV: Todd, sie hatte sich vorher zu reinigen. Wir haben dir das in aller Ausführlichkeit erklärt.
DB: Ist das Wasser von der Quelle?
BR: Aber selbstverständlich. 40 Seah an Mayim Chayim, lebendigem Wasser, wie gewünscht.
DB: Gut. Dann lasst uns gehen.
VW: Heißt das, wir dürfen alle mit?
BR: Mit raus aus dem Haus, das dürft ihr, vor die Mikwe auch, aber sicherlich nicht mit rein. Ihr seid keine Juden.
VW: Und du bist wohl einer?
BR: Ja. Ich habe vor vielen Jahren konvertiert. Mein hebräischer Name ist Admon Efrajim ben A...
DB: Das müssen sie nicht wissen.
VW: Das kaufe ich dir nicht ab. Ich hab mal dein bestes Stück gesehen, als du an die Zeder gepisst hast.
DB: Anton! Du hast echt an meine Zeder uriniert!?
BR: Können wir das gegebenenfalls nach der Taharat Ha-Mischpacha bereden?
DB: Damit du es weißt: Du wirst mir eine neue pflanzen. Zudem sollte dir klar sein, dass du nach mir auch in die Mikwe gehen wirst.
BR: Ich hab dich nach der Geburt doch nur ein einziges Mal berührt. Sei bitte nicht so streng zu mir.
DB: Du wirst den korrekten Vollzug der Tewilah vollziehen. Es wird siebenmal untergetaucht. Ich habe meine Segensgebete bereits vorbereitet.
BR: Ja, Betty. Wie du es wünschst.
VW: Sofern ich kurz mal resümieren dürfte: Tony heißt eigentlich Admon ..., ähm, irgendwas ben soundso und ist dem Judentum übergetreten, aber er ist dennoch nicht beschnitten.
DV: Todd, mich überrascht diese Neuigkeit ebenso wie dich, doch ich teile meine Gedanken nicht laut mit jedermann. Trotzdem, Tony, eine Frage: Wie ist es dazu gekommen?
BR: Milutin und ich wollten diesen Weg gemeinsam gehen.
VW: Was!? Der Serbe ist auch ein Jude?
BR: Von Geburt an. Seine Mutter war Jüdin.
VW: Er ist, im Gegensatz zu dir, aber beschnitten, oder?
BR: Nein. Er erhielt die Brit bli Mila.
VW: Verzeihe, dass ich kein Hebräisch kann.
BR: Sein Vater hat die Beschneidung abgelehnt.
VW: Aber wenn sein Vater auch ein Jude ist, warum ...
BR: Sein Vater ist kein Jude.
DV: Ich würde euch ja noch liebend gerne zuhören, doch ich wäre dafür, dass ihr eure Unterhaltung später fortsetzt.
DB: Da stimme ich zu. Also, wollen wir?
VW: Ich hätte da nur noch eine Frage.
DB: Solange die Zirkumzision nicht dein Thema ist.
VW: Nein, ich wollte nur fragen, ob für die Kinder die Zeitdilatation nicht ein bisschen schädlich sein kann?
DV: Aber Todd, auch das haben wir dir lang und breit erläutert. Gib mir die kleine Edna und lass uns gehen.
VW: Sie schläft gerade so friedlich.
BR: Das muss an meiner Anwesenheit liegen.
DB: Einbildung ist auch eine Bildung, Anton. Ich vertraue Todd unserem Sohn an, auch über diese Schwelle. Sein nervtötendes Wesen wirkt offenbar hypnotisierend auf Babys.
VW: Ich werte das als ein Kompliment, Bett..., ähm, Sam. Entschuldige, dass ich dich Betty nannte.
BR: So klingt ein anständiger Verwalter. Reumütig, ...
DB: Er redete nicht mit falscher Zunge, Anton. Trotzdem bin ich dir dankbar dafür, dass du ihn unterwiesen hast. Es schickte sich nicht, dass er mich so ansprach.
VW: Das hat er mir auch gesagt.
DV: Nur fürs Protokoll: Du wirst ihn nicht Anton nennen.
DB: Außenstehende sollten unsere Kosenamen niemals in Erfahrung bringen. Das bleibt unter uns Vieren.
VW: Du meinst: unter uns Sechsen.
DER: Acht.
ERZ: Streng genommen muss es heißen: Unter uns zwölf.
VW: Das verstehe ich nicht.
BR: Todd, selbst Jeannie hätte das begriffen.
DV: Jeder hat einen ›Schutzengel‹, auch Säuglinge.
DB: Können wir dann?
VW: Ich hätte da noch eine Frage, die vielleicht uns allen noch auf der Zunge brennt.
DB: Also gut, stell sie mir, ich gebe dir eine knappe Antwort. Und nur das du es weißt: Folgefragen lasse ich nicht zu.
VW: Wie vereinbart es sich, wenn ein christlicher Heiliger, der doch an Jesus glaubt, zum Judentum wechselt, die bekanntlich noch auf ihren Messias warten?
DB: Er ist ein messianischer Jude. Genügt dir das?
VW: Aha. Ein jesusgläubiger Jude... Die werden aber in Israel gar nicht als Juden anerkannt, oder hat sich da zwischenzeitlich was geändert?
BR: Siehst du hier irgendwo die israelische Flagge wehen?
DB: Geh nicht darauf ein, Anton. Ich habe ihm seine Antwort gegeben. Und jetzt lasst uns endlich zur Mikwe. Lauft bitte dicht hintereinander.
— Nach den Mikwaot —
DER: DB und DV saßen auf dem Rand der Badewanne, während sich BR und VW um die Sprösslinge kümmerten.
DV: Sam, wie soll es jetzt weitergehen?
DB: Todd und du gehen in die Liebeslaube zurück und Anton und ich werden in seine Unterkunft wechseln.
DV: Das meinte ich nicht. Ich wollte von dir wissen, wie lange wir hier noch ausharren sollen.
DB: Wir können erst auf die Abel-Seite zurückkehren, wenn du rein bist. Da du eine Tochter gebarst, sind dafür mehr Tage vorgesehen, als bei mir.
DV: Ich bin leider nicht sehr vertraut mit deinen Bräuchen.
DB: 33 von 80 Tagen hast du schon hinter dir.
DV: Wie bitte? Wir sollen noch 47 Tage hier zubringen?
DB: Wenn du es wünschst, können wir die Zeit auch im Freien absetzen. Der Schwefel wird erst in 2 Monaten kommen.
DV: Du machst Scherze, oder?
DER: DV wollte DB berühren, die das allerdings nicht zuließ.
DB: Nein, bitte nicht, du bist noch unrein.
DV: Ich habe dich im letzten Monat zigmal angefasst.
DB: Nun bin ich aber wieder rein – und du bist noch nidda.
DV: Das geht mir jetzt ein wenig zu weit, Sam. Du sagst mir, wir sollen hier noch fast 50 Tage verweilen – und ich darf dich in der Zeit nicht berühren!?
DB: Meine Teuerste, weder du noch Todd dürfen mich, Tony oder den kleinen Jēšūa berühren.
DV: Das wird ja immer schöner. Zu was soll das alles gut sein? Für dich mag das ja alles irgendwie ›normal‹ sein, aber ich habe damit doch überhaupt nichts am Hut.
DB: Schon alleine wegen unserer Tochter solltest du meine Gepflogenheiten ehren. Sie ist noch ein unschuldiges Kind.
DV: Warum höre ich mir das überhaupt noch an?
DB: Falls es dich beruhigt, auch Tony und ich werden uns der Sache fügen. Wir werden Edna nicht anrühren.
DV: Das tut es nicht, es macht die Sache nur noch schlimmer.
DB: Ich will versuchen, dir den Nutzen einfacher darzulegen.
DV: Du hast einen einzigen Versuch.
DB: Wir können erst auf die Abel-Seite, wenn die besagte Zeitphase beendet ist. Die Alternative sähe so aus, dass Anton euch mit dem Boot hinüberfährt, zum Haus bringt und von dort aus direkt ins Anwesen überführt. Anschließend würde euch Milutin heimfliegen. Und nein, das war jetzt kein Scherz, meine Teuerste. Die Wahl liegt bei dir.
DER: DV steht nach DBs Worten vom Badewannenrand auf.
DV: Ich kann das nicht alleine entscheiden. Ich muss das mit Todd gemeinsam besprechen.
DB: Musst du das? Blick doch mal rüber zu ihm. Es gefällt ihm hier. Ihm gefiel es sogar schon hier, als er mit Anton alleine war und einen auf Überlebenstraining machte.
DV: Mag sein. Im Moment gefallen mir beide Optionen nicht.
DB: Es gäbe schon noch eine weitere. Ihr könntet aufs Festland. Wir haben da eine geräumige Holzhütte in den Wäldern.
DV: Ich soll mit Todd in einer Hütte im Wald leben? So ganz auf uns alleine gestellt? Im Leben nicht.
DB: Jenny, Jeannie und Tilly könnten euch Gesellschaft leisten. Milutin natürlich nicht, das versteht sich.
DV: So gesehen klingt deine zweite ›Lösung‹ deutlich besser, trotzdem hat sie einen gewaltigen Haken.
DB: Du sorgst dich darum, dass ich in dieser Zeit unsere Tochter nicht sehen kann.
DV: Liest du schon wieder meine Gedanken? Wenn ja, sei dir bewusst, dass sie nidda sind, unrein.
DB: Dazu brauchte ich nicht in deinen Geist einfahren.
DV: Und das wirst du auch nicht tun, die vollen, wie viele sagtest du, 47 Tage, richtig?
DB: Deute ich aus deinen Worten, dass du deine Entscheidung bereits getroffen hast?
DV: Unter drei Bedingungen.
DB: Sprich, ich bin ganz Ohr.
DV: Die erste wäre: Wir verbringen die Tage im Freien. Ihr schlaft auf dem Nurdachboot – und Todd, Edna und ich in dem Shelter, den Tony vorher noch ausbauen wird.
DB: Das muss ich mit Anton besprechen.
DV: Nein, das musst du nicht.
DB: Du hast mich gerade mit meinen eigenen Waffen geschlagen. Gratuliere. Ihm wird es sicherlich nicht gefallen, mir jeden Abend die Füße zu massieren.
DV: Das hat er verdient. Und du wirst es genießen.
DB: Oh ja, das werde ich. Wie lautet nun deine zweite Bedingung?
DV: Die ist offensichtlich: Du wirst die vollen 47 Tage weder die Gedanken von mir noch die von Todd lesen. Gleiches gilt im Übrigen auch für Tony.
DB: Das ist ein hartes Brett. Können wir uns vielleicht auf 46 Tage einigen?
DV: Wir sind hier nicht auf dem Basar.
DB: Anton muss den Shelter  noch ausbauen. Da wäre es durchaus förderlich, wenn er Todds Gedanken lesen könnte – zu dessen Sicherheit.
DV: Abgemacht. Nach dem Ausbau.
DB: Gut. Womit wir bei deiner dritten Bedingung wären.
DV: Die betrifft weder dich noch Tony.
DB: Jetzt machst du mich neugierig.
DV: Ceana, höre mir zu: Du wirst mich hier die gesamte Zeit lang begleiten. Und Kenny: Du bleibst bei Todd.
DER: Das kannst du unmöglich von mir verlangen. Sag ihr Sam, dass sie das nicht kann. Kenny kann dich da drüben außerdem gar nicht hören. Das ist selbst für Engelsohren zu ...
DB: Sie hört dich doch. Und du kannst dieses Opfer bringen.
DER: Ich muss das mit Kenny besprechen. Wie ich bereits sagte, ist er bei den Männern und hat es sicherlich nicht vern...
DV: Ceana. Hier wird nichts mit Männern besprochen.
DB: So leid es mir tut, Ceana. Du wirst ihrer Forderung nachkommen.
DER: Können wir uns nicht abwechseln? Einen Tag bin ich bei euch, den anderen verbringt mein Bruder ...
DV: Meine letzte Bedingung ist nicht verhandelbar.
DB: Da hörst du sie.
DV: Dann haben wir einen Deal ...
DB: ... und ein Ende gefunden.

Epilog
Das Ende hat ein Nachspiel – so viel kann ich vorwegnehmen –, ein überaus reizvolles obendrein. Der vorletzte Epilog endet mit diesem Satz.

___
* Glas, Alexander. D|B D|V – Die|Beraterin Die|Verwalterin, 2. korrigierte Auflage des Hardcovers. Seite 294, Zeilen 3–11. Bookmundo, Rotterdam [11.09.]2023, ISBN 978-9-403705-46-0.
** Glas, Alexander. D|B D|V – Die|Beraterin Die|Verwalterin, 2. korrigierte Auflage des Hardcovers. Kapitel Das Öko-Entfernen², Seite 294, Zeile 31 und Seite 295, Zeilen 1–11ff. Bookmundo, Rotterdam [11.09.]2023, ISBN 978-9-403705-46-0.
Onlinequelle: siehe oben *.
Für die Darlegung einer Blasensekunde vs. einer Liebeslaubensekunde habe ich ein einfaches Rechenmodell (mit Probe) benutzt (siehe auch * hier: https://nachadla.blogspot.com/2023/12/die-beratenden-im-andron.html).
**² Basis #1: 12,5 Tage in der Liebeslaube = 1 Stunde in der Blase
Basis #2: 1 Blasentag = 23,5 Stunden
→ 23,5 Stunden * 12,5 Tage = 293,75 Stunden
1 Blasenstunde = 293,75 Liebeslaubenstunden
1 Blasenminute = 4,895834 Liebenslaubenstunden
1 Blasensekunde = 0,08159723 Liebeslaubenstunden
1 Blasensekunde = 4,8958338 Liebeslaubenminuten
1 Blasensekunde = 293,75 Liebeslaubensekunden
**² Die Krux an der Sache: DB stimmte zu, dass ein Tag 1.440 Stunden hätte und dementierte nicht die überschlagene Rechnung von DV (300 Stunden entsprechen einer Stunde), wobei ein Tag in der Blase eigentlich nur 1.410 Minuten (23,5 Stunden *60 Minuten) hat.
Daraus ergäbe sich dann folgende Rechnung (verkürzt):
24 Stunden * 12,5 Tage = 300 Stunden
1 Blasensekunde = 300 Liebeslaubensekunden
→ Oder: 1 Blasenminute = 5 Liebenslaubenstunden.

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