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•••Ⓚontakt

Die Beratenden – Im Frauengemach

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 V-Theorie (Pt. 11g)

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Prooimion 
Betrachtet man meinen Grundriss des Anwesens der Beraterin [siehe Eintrag ›Im Vorzimmer – Kurze Vorrede‹], so kann ein geschultes Auge möglicherweise erkennen, welche Haltung ich bezugnehmend zu den griechischen Haustypen vertrete. Andron und Gynaikeion habe ich bewusst im weitmöglichsten Abstand voneinander postiert – und zwar aus zwei ganz einfachen, klischeebehafteten Betrachtungen heraus: a) Frauen wollen in Ruhe arbeiten und b) Männer feiern Saufgelage niemals still. Auf der anderen Seite war das Frauenquartier nicht nur für das Arbeiten konzipiert und der Männertrakt war sicherlich kein reiner Partykeller.   
Der interessierte Leser darf allerdings gerne vermuten, dass sich das Frauengemach (der Beraterin) im Südwesten befindet, große Fenster sollte man dagegen nicht annehmen. In der Blase der Beraterin ist es nun mal nicht wirklich hell und nicht wirklich dunkel; direkte Sonneneinstrahlung ist ihr fremd wie für uns die Vorstellung der Lichtverhältnisse in ihrem figurierte Plasmafilament. Eines hingegen ist klar: Alle, bislang in der Erzählung, vorgekommenen Räumlichkeiten haben eine deutlich größere Raum- bzw. Deckenhöhe, die in Richtung traditionelle Altbauten geht und jenseits von 4 Meter liegen müsste. Insbesondere der Salon (Oikos) überschreitet dieses Maß zweifelsfrei, auch ohne das näher vertiefen zu wollen oder darauf eingehen zu müssen.

Diese Vorrede sollte lediglich eine Krücke für die Fantasie darstellen. Niemand kann ja in meinen Kopf hineinkriechen und meine Gedanken lesen. Fiktive Figuren, wie die Beraterin, können das hingegen ohne große Mühe. Vielleicht kann das auch der Berater – wer weiß das schon? An dieser Stelle wohl nicht mal ich.

Prolog
›Fürwahr, ich bin unvernünftiger denn ein Mann, und Menschenverstand habe ich nicht;
Und habe Weisheit nicht gelernt, und Erkenntniß des Heiligen kenne ich nicht.‹ 
(Spr. 30,2–3) 

Akronyme
DV = Die Verwalterin (›Meine Teuerste‹)
AdB = Assistent der Beraterin (Milutin)
SCH = Die Schneiderin (Tilly)
BR = Der Berater (Tony aka. Hl. Antonius der Große)
ERZ = Erzähler (Kenny)

Dialog
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ERZ: BR betritt zuerst das ›heilige‹ Gemach von DB, nachdem AdB ihm bei den letzten Stufen behilflich war. 
BR: Wo ist sie denn, die holde Jungfer?
AdB: Tamo.
ERZ: AdB deutet auf das Bett von DB, hätte das allerdings nicht tun müssen, weil BR es unmittelbar nach seiner Frage in Augenschein nahm, so als ob er wüsste, wo es steht.
BR: Scheiße, Mann! Dafür brauch ich was Hartes.
SCH: Das ist nicht der Andron. Hier wird nicht gesoffen!
ERZ: SCH, die gerade die letzten Sprossen hochsteigt und von AdB ebenfalls Unterstützung erhält, erkennt, wie BR, ebenfalls sofort das ›Übel‹ und korrigiert ihre Aussage.   
SCH: Oje! Milutin, sei so lieb und gib ihm dein grünes Zeug.
AdB: Rasumem. Verstehe.
BR: Was hat sie mit der nur gemacht? Die hat doch nicht vorher schon so ausgesehen, oder? Keine Klamotte der Welt kann das wegzaubern.
SCH: Man kann schon so einiges kaschieren mit ...
BR: Das ist der fleischgewordene Albtraum für Stylisten.
SCH: So ganz hoffnungslos sehe ich das nicht. Mit einem stützendem Mieder, einer passgenauen Korsage, kann man ...
BR: ... bei aller Wertschätzung: Das kann man ›beileibe‹ nicht! Milutin, wo bleibt mein Alkohol?
AdB: Milostivi gospodine, tu.
ERZ: AdB kommt mit einer Flasche seines grünen ›Stoffs‹ zu BR und will ihm ein bereits gefülltes Schnapsglas reichen. 
BR: Ich nehm die Flasche.
AdB: Warta!
BR: Ne brinite ße!
AdB: Nißam ßiguran.
BR: Ne bojite ße! To je u redu.
AdB: Nadam ße... Da.
BR: Chwala! Schiweli!
AdB: Na sdrawlje!
SCH: Was redet ihr da nur für einen Stuss zusammen!?
ERZ: Die Frage oder Widerrede von SCH kommt leider zu spät. Unmittelbar nachdem AdB die Flasche BR übergeben hatte, setzt dieser auch schon an und schüttet sich in einem Zug die Hälfte von dem ›grünen Zeugs‹ die Kehle herunter. Da BR tatsächlich eine Krawatte trägt, trifft hier die Redewendung ›einen hinter die Binde kippen‹ vorzüglich. 
SCH: Milutin, wie konntest du das zulassen?
AdB: Er ist der Gospodine.
SCH: Und du musst natürlich alles ...
BR: Wow! Das kratzt gewaltig. Kako ße to kasche?!
AdB: Selen...
SCH: Klappe! Bring ihm woda – Wasser – weliku tschaschu!
AdB: Sowite?
SCH: Da! Poschurite!
BR: Dopada mi ße.
SCH: Ich muss mich verhört haben. Du magst es?
BR: Ima... Nema... Schao mi je.
SCH: Was tut dir leid?
BR: Es geht nicht anders. Nüchtern schaff ich das nicht.
SCH: Was schaffst du nicht?
BR: Milutin, klären Sie Tilly auf.
ERZ: AdB kommt in dem Moment zurück mit einem Glas Wasser und reicht es BR. Daraufhin nimmt er SCH zur Seite und flüstert ihr etwas ins Ohr. SCH will das ihr Zugetragene nicht rechten Glauben schenken. Daher wiederholt AdB sicherheitshalber es nochmals auf eine unmissverständliche Art.  SCH: Das kann nicht dein Ernst sein ... oder vielmehr ... ihr Ernst? Wie oft hat er das schon gemacht?
AdB: Tscheßto.
SCH: Das schafft er doch niemals ohne ein paar Pillen.
BR: Ganz recht. Milutin, molim waß.
ERZ: AdB zieht eine Ringschatulle aus seiner Hosentasche.
SCH: Das ist jetzt weder der richtige Ort, noch der rechte Zeitpunkt, Milutin.
BR: Da sind keine Verlobungsringe drin. Das ist für mich.
AdB: Milostivi gospodine, da li ßte gotowi?
ERZ: Mit diesen Worten öffnet AdB das kleine Kästchen und streckt es BR entgegen.
BR: Moschete li mi dati plaw?
SCH: Was ist das?
BR: Das sind Potenztabletten.
SCH: Das sehe ich auch. Ich meinte nicht die blaue Pille in Diamantschliff; ich meinte das runde Grüne daneben.
AdB: Dapoxetin.
BR: Milutin! Er redet Unsinn, Tilly. Das ist Serotonin. Das ist es doch, oder?
AdB: Da. Iswinite.
SCH: Ich kenne mich damit nicht so aus. Ihr könnt mir alles erzählen. Aber darf ich fragen, warum in der Kombination.
AdB: Ne.
BR: Ne. Ich meine: Nein, das darfst du nicht.
SCH: Nun, ihr Männer wisst sicher, was ihr da tut. Wenn ihr mich dann entschuldigen wollt, ich gehe wieder in den Salon. 
ERZ: Wie aus der Pistole geschossen, verneinen BR und AdB zur gleichen Zeit die Bitte von SCH vehement mit einem ›Ne‹.
SCH: Wie? Was heißt hier ›Nein‹?
BR: Es bedarf eines Zeugen. 
SCH: Ja und? Milutin bezeugt das bestimmt. Ich hab so das Gefühl, dass er das nicht zum ersten Mal begutachtet.
BR: Nein, er hat es noch nie ›begutachtet‹. Ich korrigiere mich daher – leider: Es verlangt nach einer Zeugin.
SCH: Aha. Milutin, sei so lieb, und hole Jeannie.
BR: Die will nicht.
SCH: Und was soll das jetzt wieder heißen?  
BR: Jeannie möchte der Erniedrigung nicht beiwohnen.
SCH: Das ist mir doch egal. Sie ist deine Assistentin und sie hat verdammt noch mal ihre Pflicht zu erfüllen.
BR: So leid es mir tut, ich muss sie wohl für eine ungewisse Zeit freistellen – eine lange ungewisse Zeit.
SCH: Wie bitte? Du willst Sie kündigen, weil sie dir beim Ficken der Fetten nicht zusieht? Wo bin ich gelandet?
AdB: ›Order of Things‹.
SCH: Halt die Klappe, Milutin! Du holst augenblicklich ihre Schwester Jenny. Ist das klar!?
BR: Das geht auch nicht.
SCH: Natürlich geht das! Sie ist die perfekte Zeugin.
BR: Leider nicht. Sie ist verhindert. Ich muss das wohl auf meine Kappe nehmen. Sie hat sich um Toddy zu kümmern.
SCH: Och, was plagt denn den armen Habib. Liebeskummer nach seinem Lover?
BR: Das nicht gerade. Er ist hoffentlich schon erstversorgt.
SCH: Moment, hast du ihn etwa ...?
BR: Mehr oder weniger. Ich hab ihn nur ein bisschen getasert und dann ist er dumm gefallen.
SCH: Du hast was? Ich meine, ich mag den Schleimer auch nicht, aber das würde mich noch lange nicht dazu bringen, ihm einen Elektroschock zu verpassen. Was bildest du dir ein? Wer denkst du, wer du bist?
AdB: Tilly, er ist ...
SCH: Klappe Milutin! Du hast jetzt Sendepause. Die Antwort schuldet er mir, wenn ihr beide von mir verlangt, dass ich bei seinem Schweinekram anwesend sein soll.
BR: Ich wurde dazu gedrängt. Ich wollte das nicht.
SCH: Willst du mich verarschen? Du wurdest gedrängt, ihn zu verletzen? Von wem?
BR: Das darf ich nicht sagen.
SCH: Na klar, das darfst du nicht sagen.
AdB: Das darf er wirklich nicht.
SCH: Was willst du überhaupt noch hier? Geh und flieg die zwei Schlampen und den Homo aus dem Gebäude.
AdB: Milostivi gospodine?
BR: Sie hat offenbar zugehört und ein gutes Gedächtnis.
SCH: Oh ja! ›Sie‹ hat zugehört. Darüber hinaus ist Niederländisch nicht schwer zu verstehen.
BR: Milutin, höre zu: Tue, wie sie gesagt hat.  
ERZ: BR übergibt AdB seinen ›Totschläger‹ und drückt auf den Knopf für die Taschenlampe.  
BR: Steige die Treppe herunter, dann rechts durch den Geheimgang, immer geradeaus kommst du zum Salon. Geh zum Vorzimmer und flieg sie alle drei nach Hause – Jeannie, Jenny und Toddy. Falls ich selbst nicht in zwei Stunden wieder auftauche, habe ich versagt.
AdB: Da.
SCH: Moment! Er muss links gehen, wenn er rückwärts die Treppen heruntersteigt, wovon ich ausgehe.
BR: Richtig. Entschuldigung.
SCH: Das Entschuldigen verschieben wir auf später Tony. Milutin, folge einfach dem rosafarbenen Licht! Und pass auf dich auf. Die beiden Zwillinge sind unberechenbar.
AdB: Da.
SCH: Und Jeannie, die steht unter Drogen – vermutlich Hazel.
AdB: Rasumem. Verstehe. Ich pass auf.
SCH: Denk nicht an mich. Erfülle einfach deinen Job.
AdB: Da.
SCH: Und für dich, mein lieber Tony, gilt im Übrigen das Gleiche. Geh endlich deinem ekelhaften ›Job‹ nach. Bringen ›wir‹ es – ein für alle Mal – hinter uns.
BR: Da.

Epilog
Vor diesem Kapitel habe ich mich gefürchtet, und es muss leider in mehrere ›Akte‹ entzweit werden, weil ich mich immer noch ängstige, meinem eigenen Plot rigoros Folge zu leisten und ergo (ihn) unvoreingenommen zu verschriftlichen. Gäbe es nicht die, in Teilen, unterirdisch versaute Erzählung von den ›Abenteuern‹ einer Beraterin und einer Verwalterin im sog. ›Neu-Eden‹, so würde ich mein Handlungsgerüst nochmals entschieden überdenken.  
In jedem Fall leisten ›wir‹ uns vorher – vor dem 2. Akt (im Frauengemach) – einen Abstecher ins Vorzimmer (= nächste Szene) und begründen es mit dem Spannungsbogen. Wahrheitsgetreu wissen ›wir‹ jedoch, dass ich mich lediglich drücke meinen ›Job‹ zu tun. Möglicherweise kann oder werde ich es durch die Spaltung [der Szenen] ein klein wenig ›jugendfreier‹ hinbekommen, vorausgesetzt ich bemühe mich im Lauf der ›Aktmalerei‹.

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