Die Beratenden – Im Vorzimmer²
VoRsIcHt: bitte die FAQs lesen!
(alle Teile auf einen BKlick, die Neuesten oben)
Prooimion
Oder: Das (geheime) Treffen der Assistierenden
Prolog
›Denn die Hure ist eine tiefe Grube, und die Fremde ist ein enger Born.‹ (Spr. 23,27)
Akronyme
AdB = Assistent der Beraterin (Milutin)
ABR = Assistentin Berater (Jeannie de Ginny)
AVW = Assistentin Verwalter (Jenny de Ginny)
ERZ = Erzähler (Kenny)
Dialog
Zum Anhören bitte hier klicken: (Falls Abspiel nicht möglich: Klick zum Direktlink)
ERZ: AdB fand ohne Probleme seinen Weg zum Vorzimmer.
ABR: Schau an. Da ist ja mein Lieblingsserbe.
AdB: Jeannie.
ABR: Oh, du kennst meinen Namen noch. Wunderbar.
AdB: Alles gut?
ABR: Ging mir nie besser.
AdB: Deine Augen, sie tränen.
ABR: Das sind nur die Tränen in der Nacht.
AdB: Deine Nase, sie läuft.
ABR: Bekommst du auch ganze Sätze zusammen?
AdB: Ja. Ich glaube. Ich kann wieder ...
ABR: ... sprechen? Das muss das Wunder des Vorzimmers sein. Hier können urplötzlich alle quasseln wie ein Wasserfall, wenn die Chefs mal nicht da sind.
AdB: Meine Chefin war nie da.
ABR: Ach, bind mir doch keinen Bären auf.
AdB: Das war die Verstrahlte aus der Kain-Seite.
ABR: Und deine liebste Tilly, die ist immun.
AdB: Sie kann viele Sprachen.
ABR: Müsste das nicht korrekt heißen: Sie kann viele Sprachen sprechen, mein lieber Milutin?
AdB: Sie hat zwei Muttersprachen.
ABR: Sie ist zweisprachig aufgewachsen?
AdB: Da.
ABR: Und das schützt sie dann?
AdB: Da.
ABR: Kannst du auch etwas anders als ›Da‹ sagen?
AdB: Da. Sie ist immun, wie du.
ABR: Gespräche mit dir inspirieren mich stets ungemein.
AdB: Tony sagt, ich soll euch rausfliegen.
ABR: Du erzählst mir nichts, was ich nicht schon wüsste.
AdB: Ich sehe. Dann bist du bereit.
ABR: Nach der ›Fluppe‹ auf jeden Fall.
AdB: Du solltest das nicht tun.
ABR: Und du bist nicht meine Mutter.
AdB: Und er, milostivi gospodine – der gnädige Herr –, ist bald nicht mehr dein Chef.
ABR: Er hat mir die Dinger eigenhändig gegeben.
AdB: Da. Du solltest trotzdem nicht.
ABR: Das sagt meine Schwester auch unentwegt.
AdB: Wo ist sie?
ABR: Im Raum mit ihrem Chef, dem Habib.
AdB: Machst du die Tür auf?
ABR: Ein ›Bitte‹ wäre nicht schlecht.
AdB: Da.
ABR: ›Da‹ heißt nicht ›Bitte‹.
AdB: Da.
ABR: Oh Mann. Gut, ich mach sie auf.
AdB: Chwala!
ERZ: ABR gibt einen 4-stelligen Code an ihrem Pult ein, drückt zur Bestätigung einen roten Knopf und die Tür vom Schallschutzraum, dem ›Exedra‹ öffnet sich prompt einen Spaltbreit. AVW, Jenny, kommt wenige Sekunden später, deutlich aufgebracht, herausgeschossen und mault sogleich ihre Zwillingsschwester an.
AVW: Was bildest du dir ein!
ABR: Du hast mich einfach genervt.
AVW: Und deswegen sperrst du mich ein?
ABR: Ich hab gerade meinen Job verloren, das ist dir schon klar! Dein ständiges Wehklagen um den Gesundheitszustand von Toddy ertrug ich schlicht und ergreifend nicht mehr. Hast du ihn wenigstens die Spritze injiziert?
AVW: Ja, aber nur, weil er mich auch nervte. Ein paar Minuten mit dem Kerl in einem Raum, wenn er sich beispielsweise einen Fingernagel eingerissen hat und sein Nageldesigner keinen Termin mehr an dem Tag für ihn hat, lässt in einem Suizidgedanken hochkommen. Der Mann ist eine Memme!
ABR: Echt jetzt? Das hätte ich nicht gedacht.
AVW: Tausch du mit mir mal einen Tag. Dann weißt du, was ich meine. Ich halte das bald nicht mehr aus.
ABR: Ach, und was meinst du, was ich mit Tony alles ertragen muss? Der Typ ist nicht einfach pervers, er ist die Manifestation der Perversion.
AVW: Wenigstens ist er ›straight‹.
ABR: Tausch doch du mal einen Tag mit mir!
AdB: Nemačke žene.
ABR: Was bitte?
AVW: Wie auch immer. Wir beide wissen zu genau, dass du den Raum ausschließlich aufgrund seiner Anordnung geöffnet hast. Und das trage ich dir nach.
ABR: Ich kann seinem Charme einfach nicht widerstehen.
AdB: Ich hätte da einen Vorschlag.
ABR: Oho! Milutin hat eine Idee. Mal was ganz Neues.
AVW: Wie lautet dein Vorschlag, Milutin?
ABR: Du hast das jetzt nicht wirklich gefragt? Inwiefern soll er uns helfen können?
AdB: Ihr tauscht die Chefs.
AVW: Was!?
ABR: Wow! Warum ist mir das nicht gleich gekommen, wir tauschen die Chefs. Ein grandioser Einfall!
AVW: Warte mal ne Sekunde. Das ist gar nicht so dumm.
ABR: Doch, ist es. Das würden beide merken.
AdB: Sie müssten es wissen.
ABR: Natürlich. Ich sehe mich schon vor Tony stehen und sagen: ›Hey, du, Tony, du bekommst jetzt Jenny als neue Assistentin. Weißt du, sie will sich persönlich verändern, und für den Anfang täte ein heterosexueller Chef da Wunder‹.
AVW: Hattest du mal was mit Tony?
ABR: Spinnst du! Mit dem? Ha! Das hätte er vielleicht gerne.
AVW: Das glaube ich eher nicht. Er mag zwar ein versautes Schwein sein, dennoch schätze ich ihn so ein, dass er gewisse ›Hürden‹ niemals in Angriff nehmen würde.
AdB: Da.
ABR: Da?
AdB: Er steht seit Jahren auf Tilly ...
AVW: ... und er rührt sie nicht an, weil er weiß, dass sie mit dir irgendwie verbandelt ist.
ABR: Er steht also auf rassische Italienerin mit Speckröllchen, na und? No offense, Milutin.
AdB: Da. Ich mag Tilly ...
AVW: ... aber sie ist dir zu schlank und vor allem zu schlau.
AdB: Da. Und sie haben sich plötzlich geduzt.
ABR: Was bitte? Er hat sie ihn duzen lassen?
AdB: Da. Ich glaube, da ist was passiert zwischen ihnen.
AVW: Wie kann das sein? Milutin, bist du dir da ganz sicher?
AdB: Da. Sie waren in einem dunklen Geheimgang. Und ich habe es gespürt. Irgendwas war anders.
ABR: Milutin hat was gespürt. Großartige Story!
AVW: Vielleicht ist Tony einfach nur ein verzweifelter Mann, der seine Stellung – nach so vielen Jahren – immer noch nicht richtig kennt und Trost in der Frauenwelt sucht.
ABR: Schwachsinn. Der ist einfach nur ein Lüstling.
AVW: Versetze dich doch mal in seine Lage. Er teilt sein Leben seit vielen Jahrhunderten mit einer Frau, die ...
ABR: ... die mit fetten Lesben sexuell verkehrt...
AdB: Hey! Sprecht nicht so von S...
AVW: Er hat recht. Jeannie, das war nicht fair von dir.
ABR: Ich werde mich für kein Wort entschuldigen.
AdB: Das solltest du aber.
ABR: Sollte ich?
AdB: Da.
ABR: Wann war sie zuletzt hier?
AVW: Du solltest.
ABR: Ach, Scheiße. Sorry, Milutin, war nicht so gemeint.
AdB: Chwala.
AVW: So, wir sollen also die Chefs tauschen, Milutin?
ABR: Warte, eine Frage hätte ich noch vorher an unseren Vorzeigeserben: Warum bist du mit Tilly, na ja, zusammen?
AdB: Sie hilft mir. Sie half mir bei vielen.
ABR: Aha. Was für eine Aussage. Weißt du, ich glaube, die reicht mir einfach. Sie half dir. Huck, er hat gesprochen.
AVW: Hör auf mit deiner unausstehlichen, herablassenden Art. Ich weiß, im Grunde deines Herzens bist du nicht so.
ABR: Rede keinen Unsinn.
AVW: Oh doch, das tue ich. Schau dich doch mal selbst an, wie du herumläufst, so richtig schlampig. Mit dem ganzen Make-up könnte man fast meinen, du kommst frisch von einem Pornodreh und warst dort die Hauptdarstellerin.
ABR: Und meine Fingernägel sind lang und spitzt. Wenn du also nicht sofort damit aufhörst, wirst du sie in dir spüren.
AVW: Offenbar hat mein Chef mehr gemein mit dir als mit mir. Ich sag nur: Nageldesigner!
AdB: Da.
ABR: Da? Hör mir auf mit deinem scheiß ...
AdB: Höre, Jeannie. Wechsel den Chef.
ABR: Ich soll die Dienerin eines Homos sein? Niemals!
AdB: Doch solltest du, bevor es zu spät ist.
AVW: Da!
ABR: Jetzt fängst du auch mit diesem dämlichen ›Da‹ an.
AdB: Und Sie hat recht.
AVW: Habe ich?
AdB: Du hast, und wenn du nicht mit ihm, dem Herrn, auskommst, bist du hier ›dоbro doschli‹, herzlich willkommen.
AVW: Wirklich? Das ist aber ...
ABR: ... süß? Der Serbe macht dir Avancen. Hammer!
AVW: Milutin, hör nicht auf sie. Sie plappert nur. Chwala, ich danke dir, das ist sehr lieb und zuvorkommend.
AdB: Iswolite.
ERZ: ABR verdreht die Augen.
AVW: Allerdings – was wird dann mit Tilly?
ABR: Die Antwort weiß ich, sie liegt ja förmlich auf der Hand: Sie wird die Assistentin von Tony. So einfach ist das.
AdB: Das werden wir sehen.
ABR: Nicht ›da‹?
AdB: Ne. Ihr bleibt hier mit mir und verhaltet euch unauffällig.
ABR: Wie bitte? Du wirst uns also nicht ausfliegen?
AdB: Ne. Wir warten bis Toddy aufwacht und hoffen, dass Tony wiederkommt. Vorher fliege ich euch nirgends hin.
AVW: Du handelst dann aber entgegen seinen Anweisungen. Das halte ich nicht für klug.
AdB: Wir warten zwei Stunden. Kommt er nicht, fliegen wir.
ABR: Der Mann ist konsequent. Alle Achtung. Ich hab ihn in all den Jahren wohl unterschätzt.
AVW: Jeannie, er steht vor uns. Du kannst es ihn auch selbst sagen. Es würde ihn sicherlich freuen.
ABR: ›Da‹. Könnte ich, mache ich aber nicht. Noch nicht.
AdB: Ich werde geduldig sein. Wir sollten geduldig sein.
ABR: Diese nichtssagenden Sprüche, die hast du voll drauf.
AdB: Jenny, führe mich zu Toddy. Wir sollten ihn wenigstens auf diese Couch da legen.
ABR: Solange ihr ihm nicht erzählt, wer sich vorher da aus...
AVW: Jeannie! am besten du setzt dich gleich neben ihn. Er liebt Kopfmassagen. Er genießt die wie ein Baby.
ABR: Davon hab ich schon immer geträumt.
AdB: Dann wird der Traum jetzt wahr.
ABR: Darf ich wenigstens das letzte Wort haben?
AVW: Nein!
AdB: Ne.
ABR: Och menno.
Epilog
Ob Jeannie wirklich nur den Kopf des Verwalters massieren wird oder gar noch andere ..., ach, lassen wir das. Bisweilen ging es ja sehr sittlich zu, das brauche ich im Nachwort jetzt nicht unbedingt mit einer unausgesprochenen Frage, eingebettet in einem unfertigen (Halb-)Satz, zerstören. Oder höre ich da jemanden kindlich ›Och menno‹ rufen? Vielleicht schaue ich mal im Vorzimmer vorbei ...
Kommentare
Abonnieren
Kommentare zum Post
(
Atom
)
HINWEIS: Durch das Hinterlegen eines Kommentars werden deine jeweiligen Daten hier im Weblog und somit bei Google gespeichert (siehe Datenschutzerklärung). Nach dem Einstellen des Kommentars wirst du ggf. eine E-Mail bekommen; dennoch: Deine Daten werden nicht an Dritte weitergegeben noch anderweitig missbraucht und dienen nur zur Kontaktaufnahme.