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Gastbeitrag: Grüße aus dem Jenseits…

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 Social Media (Pt. 42)
Ich hätte "Rodi"*+** gerne mal kennengelernt. Dazu wird es allerdings nicht mehr kommen, und so kannte ich ihn letztendlich nur aus Schriftwechseln, dies aber über viele Jahre hinweg.     
Kleine Korrekturanmerkung: "[...]" sind Einfügungen meinerseits. 
 
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Grüße aus dem Jenseits…
Von Frank-Reg. Wolff

Geistiges Fasten bedeutet geistigen Ballast abzuwerfen, wesentlicher zu werden oder besser noch: zu sein! Im Allgemeinen, also außerhalb dieser geistigen Fastenkontemplation, braucht mein (unser?) Geist jedoch des täglichen geistigen "Brotes", also nahrhafter geistiger Nahrung in Form von Lektüre oder auch Gesprächen. Meist ist es aber die Lektüre im stillen Kämmerlein und meist sprechen hier Tote zu mir, wie zum Beispiel jener deutsche Intellektuelle, der gerade mal 60 Jahre auf diesem Ausnahmeplaneten im Universum weilte. Heute las ich u. a. diese bemerkenswerte Stelle in seinem posthum erschienenen Vermächtnisbüchlein "Wer wir waren [– Zukunftsrede]":

"Nachzeitig werden wir schauen, aus der Perspektive dessen, der sich seiner Zukunft berauben will, weil sie ihn schauert, im Vorauslaufen zurückblickend, um sich so besser erkennen zu können, und zwar in den Blicken derer, die man enttäuscht hat."
 
Welche Einsamkeit doch in diesen Satz gepackt und mit letzter (Selbst-)Erkenntnis erfüllt wurde, die aus der Todesnähe letzter, abgezählter Tage rührt. Auf der Rückseite des schmalen Bändchens dann noch dieses letzte Zitat:

"Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Informationen, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten." 

In memoriam Roger Willemsen, schade das wir uns nie persönlich getroffen haben, und schön dass es DICH gab! 
Auch Dir, lieber Dirk [C. Fleck], rufe ich diesen Abschiedssatz, leicht modifiziert, zu: Schön dass es Dich noch gibt! Du hattest in deinen Publikationen vom Tod eines gemeinsamen "Bekannten" berichtet [Rodi], der tatsächlich ein Freund von mir war - zeitweilig ein "bester Freund" -, und der sich 2021 final den Gewehrlauf in den Mund geschoben und abgedrückt hatte...
So sollte man die Welt nicht verlassen müssen, aber viele hatten keine Wahl, haben noch heute & morgen keine Wahl – leider! Kürzlich, beim Aufräumen, fiel mir ein [handschriftlicher] Brief des Verstorbenen (Rodi) in die Hände, dessen Inhalt durch das "Nicht-mehr-Sein" des Schreibers eine neue geistige Potenz bekommen hat – wird es dereinst (bald?) bei meinen, dann hinterlassenen Schriften auch so sein…? Hier aber ein paar Zitate aus dem hinterlassenen Brief, datiert vom 2. März 2019, meines - leider nur zeitweilig - besten Freundes Rodi:

"Ich habe darauf verzichtet, mich vom Schalk einer kreativen Eingebung reiten zu lassen: Dir meinen Brief in einem von Maria handschriftlich adressierten Umschlag mit schwarzem Rand zu schicken."

Aber diese Briefstelle ist nicht alles, was hier letztmalig von einem Toten berichtet werden soll, der hier quasi selbst noch einmal zu Wort kommt:

"Über das Thema Erfolg und Glück werden wir sicher weiter diskutieren. Mir scheint, dass der Erfolg für Dich eine Art ungelöste Aufgabe ist, die Du Dir selbst stellst und zu der Du ein widersprüchliches Verhältnis hast. Das, indem bei Dir am Ende ganz platt auf die Anerkennung der (Mehrheits-)Gesellschaft hinauszulaufen scheint (??), die wir anderweitig in vielen Aspekten verachten." 

Wie wahr, lieber Rodi, ist doch dieser verachtete Ungeist einer nicht nur fiktiven Majorität der hiesigen Menschenzusammenballung Grund dafür, dass unser hiesiges Experiment "Gartenreich Aipotu" demnächst seine sieben Sachen packt und samt Weib und beiden Söhnen weiterziehen wird... Auch hatte mir vor vielen Jahren mein verstorbener Freund & Anarchist Peter-Paul Zahl aus Jamaika (Long Bay) geschrieben: 

"Wenn Dich die bürgerliche Presse lobt, dann hast Du etwas falsch gemacht!" 

Damals war ein Artikel über mich im SPIEGEL erschienen...

Zum Abschluss noch dies von Rodi:

"Nun musst Du nur noch geloben, Dich zu bessern! Diesen Satz habe ich Dir (fast im Wortlaut) gestohlen. Nachdem Du gründlich Asche über Dein Haupt verteilt und Dich dreimal vor meinem Thron zu Boden geschmissen hast, würde ich dafür plädieren, unsere Freundschaft auf dem bekannten hohen Niveau fortzusetzen, als ob wir uns nie ein böses Wort gesagt hätten..."

Wie wahr, nun steht Dein "Thron" im Jenseits und ich betreibe schon kre@ktive Jenseitsvorsorge und freue mich auf ein Wiederumarmen in der Ewigkeit des "Nicht-mehr-Seins", lieber Freund, ...

Liebe Freunde, Feinde, Zeitgenossen, gelobt EUCH zu bessern, auch wenn es u. U. vergeblich sein sollte. Die Intention zählt und macht mitunter den kleinen bzw. großen Unterschied! Oder einfacher ausgedrückt: Wenn nur jeder Mensch auf Terra Titanic guten Willens wäre, dann hätten wir eine Chance das drohende Unheil aufzuhalten oder gar zu beseitigen.

Herzlichst

Yours frankly
Frank and happy family 

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Anmerkungen und Hinweis:
Weitere Texte vom Autor findet man hier: https://sinnbuch.blogspot.com/.
Internetlos empfehle ich bei Interesse sein Erstlingswerk über mich zu ordern: info@nachadla.de.
(Formeller) Disclaimer: Nicht alle Passagen entsprechen meinem Weltbild und wurden dementsprechend von mir bei der Eingabe und der Nachlese nicht geprüft, insbesondere blieben sie unzensiert. Vom Gesamtinhalt kann ich mich daher nur distanzieren und verweise für Rückfragen auf die oben aufgeführte E-Mail-Adresse.
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* Der (einstige) Nachruf: "Großer schwarzer Vogel". 
** Ein Beitrag von "Rodi", der nicht in das "Sinnbuch" (Reuse Your Soul) aufgenommen wurde: Die Antwort eines Freundes.

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