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Gastbeitrag: Love Is Stronger Than Me

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 Social Media (Pt. 41)


Der Titel dieses Gastbeitrags bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Lied von Jitka Zelenková aus 1982. Im besagtem Jahr erschien zumindest ihr Album "Close-Up", folgt man dem Eintrag in der tschechischen Wikipedia; gemäß der Plattform Discogs.com war es der sechste (und zugleich letzte) Track auf der A-Seite jener (Langspiel-)Platte. Ich fand des Weiteren eine Version in ihrer Muttersprache namens "Lásko posmutnělá", was übersetzt so viel wie traurige bzw. betrübte Liebe heißen dürfte. Beide Interpretationen kann man auf YouTube anhören – englisch / tschechisch. So viel der Vorworte meinerseits.   
Kleine Korrekturanmerkungen: a) Ich habe beim Eingangssatz vor "als" ein Komma gesetzt, um die Wertigkeit auf das Lied, welches im Radio gespielt wurde, zu werfen; b) "[...]" sind Zensuren aufgrund zeitaktueller, politischer Anspielungen, die dem Gesamtkontext nur schaden. 
 
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Love Is Stronger Than Me
Von Frank-Reg. Wolff

Dieses Lied lief im Radio, als ich am heutigen Vormittag mit dem Fahrrad aufbrach. Auf  der ganzen nachfolgenden Tour durch den Wald und entlang der Felder gen Thale ging mir das Lied nicht mehr aus dem Kopf, was ich jedoch nicht als schlimm oder gar störend empfand. Vielmehr kam es meinem Seinsgefühl zugute, welches in letzter Zeit wieder sehr intensiv ist. Ich schätze seine Intensität mit 80 bis 85 von hundert möglichen Prozentpunkten ein – was viel ist! Wahrscheinlich geht es jedem oder vielen Menschen so. Jeder hat unterschiedliche Intensitätsphasen des von ihm/ihr empfundenen Seinsgefühls und je intensiver dies ist, desto mehr sind wir in Harmonie mit uns selbst und unserer Umwelt. Während des Radfahrens empfinde ich diese Art von Gefühlseinheit ausgesprochen stark, besonders wenn im Hintergrund meines Kopfes eine Tote* von der Liebe singt, die stärker ist als sie. In solchen Augenblicken kann ich wunderbar denken und über das Sein, mein Sein, reflektieren. Im Prinzip ist mein "Nicht-mehr-Sein" als Vorstellung abstrakt, und ich stelle mir deshalb mein "Noch-nicht-Sein" vor, also die Ewigkeit vor meiner Zeugung, was aber auch irgendwie abstrakt bleibt. Meine unbedeutende Existenz [...] erstreckt sich also auf die Millisekunde zwischen meinem "Noch-nicht-Sein" und meinem baldigen "Nicht-mehr-Sein"... [...]

Meistens denken wir nicht an die Kürze der Zeit, die verbleibt, um das zu tun, was wir immer tun wollten. Oft hatte ich so ein Gefühl als hätte ich noch ein zweites Leben insgeheim in petto. Menschen sind halt komische Wesen, die sich allerhand Schwachsinnigkeit(en) einreden können und es tatsächlich jeden Tag tun. Einige reden sich ein die große Liebe würde sie noch besuchen – dabei war sie längst da. Manchmal gibt es keine zweite Chance, auch wenn wir uns das gern einreden wollen. Vieles ist vorherbestimmt, nur wenig liegt tatsächlich in unserer Macht. Vor langer Zeit verschlug es einen Amerikaner nach Indien, der auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war, obgleich es ihm in erster Linie um seinen persönlichen "Sinn des Lebens" bei dieser Suche ging. Irgendwo in Indien traf er einen Guru, der ihm eine wichtige Frage beantworten konnte, die Frage nämlich: "Wenn alles vorherbestimmt ist, dann gibt es doch überhaupt keine Freiheit!?"

Der Guru nahm seine auf Englisch formulierte Frage ruhig auf, dachte kurz nach, lächelte und sagte unserem Amerikaner in dessen Muttersprache: "Es ist wie ein Kartenspiel, die Karten, die Du zugeteilt bekommst, sind dein Schicksal, wie Du aber mit ihnen spielst, ist Deine Freiheit!"

Eine schöne Antwort, die mir auf meinen weitläufigen Reisen jemand erzählt hat, an dessen Name und Gesicht ich mich nicht mehr entsinne. Tatsächlich kann ich mich nur an wenige Tage meines Lebens erinnern, nämlich an solche, die bedeutsam für mich waren. Was am 12. November 1975 oder am 17. Mai zehn Jahre später passierte, kann ich nicht sagen. All diese Tage, die meisten Tage meines Lebens, sind vergessen und ich weiß nicht einmal ob ich an diesen Tagen überhaupt lebte – du etwa? Ist das nicht ein Armutszeugnis, und können wir uns dies in Anbetracht der Kürze unseres Lebens überhaupt "leisten" derart unachtsam mit unserer Lebenszeit zu verfahren!? Wohl dem, der ein Tagebuch führte und führt. Denken wir nur an Marcel Proust und seine "Suche nach der verlorenen Zeit". Tagtäglich verlieren wir einen Tag und wollen es meist nicht wahrhaben. Auch haben wir kein zweites Leben im Ärmel oder gar eine zweite Erde vorrätig. Alles geschieht JETZT – und das bedeutet in ECHTZEIT! Jetzt hat jemand sein einzigartiges Leben in einem Krieg [...] verloren und keine noch so hehre Idee rechtfertigt diesen unwiederbringlichen Verlust. Jeder Krieg ist das Produkt menschlicher Dummheit. Charly Chaplin bezeichnete sich, als er vor das Komitee für "unamerikanische Umtriebe" treten musste, als einen "Friedenshetzer" und Mr. Chaplin war ein wahrhafter Philosoph jenes Typs, den die Welt noch heute schmerzhaft vermisst. Wir brauchen mehr "Friedenshetzer", liebe Freunde, Feinde, Zeitgenossen, ist doch die Zeit kurz, die uns verbleibt, um das zu tun, was wir immer tun wollten: l i e b e n ! 

Mit herzlichem Gruß aus dem Aipotu-Gartenreich am Fuße des Harzes, 

Yours frankly Frank 

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Anmerkungen und Hinweis:
Weitere Texte vom Autor findet man hier: https://sinnbuch.blogspot.com/.
Internetlos empfehle ich bei Interesse sein Erstlingswerk über mich zu ordern: info@nachadla.de.
(Formeller) Disclaimer: Nicht alle Passagen entsprechen meinem Weltbild und wurden dementsprechend von mir bei der Eingabe und der Nachlese nicht geprüft, insbesondere blieben sie unzensiert. Vom Gesamtinhalt kann ich mich daher nur distanzieren und verweise für Rückfragen auf die oben aufgeführte E-Mail-Adresse.
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* Ich habe nicht verstanden, auf was das "Tote" bezogen war, allerdings wüsste ich nicht, dass die Sängerin verstorben sei. 

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