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•••Ⓚontakt

Freiheit³

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UnNatur (Pt. 33)

Viele können mit Freiheiten nicht umgehen, eine Erkenntnis, dir mir das Leben in den letzten Jahrzehnten "schenkte" [Anm.: kein gelungener Anfang (+ es wird noch schlimmer)]. Wer sie nutzt, kann auf der geschlängelten Gewinnerstraße für eine Weile entlang fahren, sollte sich aber bewusst sein, was die nächste Kurve darbietet, wovon man in aller Regel keinen blasen Schimmer hat. Mit einfacheren Worten: Das Nutzen der Freiheit ist die wahre Freiheit auf Zeit; oder noch knapper formuliert – die "Ware Freiheit". Nehmen wir die "Ware Freiheit" mal her, also im Sinne eines Handelsgutes - einer Sache die man sich erspielen oder erkaufen kann -, so sollte schnell klar werden, dass man nur dann die "Ware" durch eine "wahre" Freiheit auszutauschen vermag, wenn man sie - im gegenwärtigen Besitz - nicht ausspielt beziehungsweise verspielt; oder aber: man sie, die Freiheit, nicht aus-/benutzt.  

Persönlich verwirke ich mir bewusst oft die ein(e) oder andere Freiheit, die mir zugegangen ist oder zugetragen wurde, um sie mit einer anderen Freiheit zu tauschen, die ich überaus gerne auskoste und die mir, solange mein Geist (Hirn) aktiv ist, nicht genommen werden kann. Das Reden meinerseits zielt ab auf die gedankliche Freiheit. Denken, so habe ich gelernt, ist überaus wichtig, wenn man Freiheiten in der Realität verwendet, um auf die ein(e) oder andere Art und Weise auf seine Kosten zu kommen. Grundsätzlich traue ich meinen Gedankenspielen, selbst wenn ich mir aus völliger Absurdität heraus vorstelle was passieren könnte, wenn ich dies oder jenes tun würde, einfach deswegen weil ich es kann. Der eigene analytische Verstand ist der beste Szenariengeber schlechthin, in dem Sinne mein eigener, denn das ist kein in Blei gegossener Satz für die Allgemeinheit; nichts davon ist in Stein gemeißelt und kein Stückchen ist katastrophistisch versteinert wie ein Klumpen Kot beim Abschluss der Sauerstoffzufuhr in der unmittelbaren Umgebung und dergleichen (was dafür notwendig wäre). Um das zu verdeutlichen: Seit rund einem Monat habe ich mich des Schreibens von Blogbeiträgen verweigert, nicht aber habe ich mich verwehrt Gedanken zu spinnen an und um Sachen (...), die ich schreiben könnte. Die Entscheidung sie letztendlich nicht zu veröffentlichen war eine Entscheidung der Freiheit. So gesehen kann Freiheit auch Verzicht auf Freiheit bedeutet, und eventuell ist sogar das die größte aller Freiheiten..., insofern man sie beherrschen kann. Denn (eben) diese Freiheit hört in meinem Fallbeispiel dann (just) abrupt auf zu existieren, wenn ich anderen davon erzähle, was ich plane zu verschriftlichen. Teile ich meine innersten Gedanken mit Personen, so verflüssigen sie sich in den riesig-anmutenden Ozean, der mit dem Konstrukt, in dem er ist, der Außenwelt nichts zu tun hat. In dem fiktiv schier unendlichen Meer von Gedanken verdunstet kein Tropfen und es gibt keinen Niederschlag; der besagte große Gedankenteich ist in sich autark – und wäre er nicht so unendlich, unergründlich tief und unüberschaubar lang in alle Himmelsrichtungen, so würde ich ungern seine Farbe [Anm.: Verfärbung] an der Oberfläche sehen wollen, geschweige denn die in anderen Bodenregionen, welche nie ein Genie gesehen hat und/oder jemals sehen wird. 

Es sind mitunter die kleinen Entscheidungen zugeworfener Freiheit, die einfach so - meist sogar ohne irgendein Zutun - entstehen oder erscheinen und denen man sich dann restlos ausgeliefert sein könnte ... die mich zumindest in teils arge Bedrängnis bringen. Für ein Beispiel: Die Sonne kommt plötzlich hinter den Wolken hervor und scheint auf mich. Viele stellen sich der Frage nicht, wie man sich nun verhalten solle - weswegen auch? -, doch in mir brodelt es bei so einer Situation, die beim Betrachten der Wolken wohl vorhersehbar gewesen wäre, aber bei Nichtbeobachtung derer auf einen unvermutet einströmt. Viele stellen sich der Frage nicht und genießen den Augenblick, insbesondere bei verhangener Wetterlage eines trüben Tages, wo man jeden Sonnenstrahl aufsaugt, wie ein Kokser seine Line [sic!] oder herbeisehnt, wie das Lächeln eines lieben/vertrauten Mitmenschens in finsteren Stunden des eigenen Daseins; jeder will eben kurzweilig glücklich sein...
Wie auch immer: In mir keimt nicht die Frage des Verhaltens auf, sie ist prompt omnipräsent gegenwärtig [Anm.: versteckter Pleonasmus?]; und sie bietet mir stets nur zwei Antwortmöglichkeiten an: Verweilen oder Enteilen. Denke ich darüber nach, verweile ich schon. Laufe ich davon, habe ich nicht nachgedacht. Im Schachspiel werden Pattsituationen mit einem Remis, einem Unentschieden, gewertet; Ich dagegen bin unentschieden, fortwährend unentschlossen, gerade bei solch belanglos-anmutenden Gegebenheiten des Seins. Eine so an mich herangetretene Freiheit kann mich überfordern. Es ist nicht meine Freiheit, ich habe sie nicht gewählt. Ich kann mit ihr nichts anstellen und weiß mit ihr nicht umzugehen. Derlei Freiheiten sind etwas für Mutige, Hartgesottene oder Nutznießer. Man könnte gar meinen - und ich meine es auch nach der Gegenlese des letzten Satzes [Anm.: Er bleibt stehen!] zu erahnen - aus meinen Worten schreit eine narzisstische Stimme abgründiger Verachtung auf all jene nieder/ein, die nicht unisono handeln wie meinesgleichen, obgleich ich sehr unschlüssig bin ob ohnehin da noch andere sind, die bei einer trivialen Sonneneinstrahlung gleichermaßen reagieren. Die Wurzel meines eigenen "Problems" (= Versagens?) ist wohl darin begraben, dass mein Verstand nicht damit umzugehen vermag. Möglicherweise liegt dies daran - der Keim darin? -, dass ich keine Verständnis für meine nabelschnurartige Bindung zum Gestirn Sonne empfinde, was in dem Sinne weniger was mit "Verstand" per se zu tun hat. Es ist eher die Verneinung zu jenem Etwas, dass mir die Freiheit in unser aller Lebenssystem überhaupt möglich macht. Unter dem harschen Blickwinkel hat niemand ohne dem - nicht zu leugnendem - Vorhandenen irgendeine Art von Freiheit, weil wir nicht existent wären. Da wir aber existieren, müssen wir damit klarkommen - und uns damit auseinandersetzen -, dass unser Horizont nun mal eingeschränkt ist. Ohne jene Einschränkung würden wir nicht (über-)leben, wenn wir leben würden, was wir ja tun... Daher könnte man zur Anschauung kommen, dass das Diesseitige der alleinige Raum ist, um Freiheit auch im Jenseitigen in Erfahrung zu bringen.

Letztendlich lebt jeder in seiner persönlichen Blase, und ich weiß jetzt (auch), warum ich mir selbst das Schreiben verbot: Ich hatte den Schluss nicht erdacht. Ein legerer letzter Satz folgt dem ersten [Blase]: Es ist schon eine Qual mit der Freiheit, dem "freien Willen" – und ich bin froh darum.

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