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Gastbeitrag: Auf dem Dach der Welt

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 Social Media (Pt. 40)


Vor zwei Tagen zelebrierte ich die 43. Jährung meines Erschaffungstages (vulgäre Umschreibung: Zeugungstag; mögl. engl. Übers.: Creation Day). Der nachfolgende Gastbeitrag erreichte mich per E-Mail zehn Tage vor diesem Datum [23.08.], und erst jetzt fand ich Zeit und Muse ihn mit euch zu teilen (vulgäre Umschreibung: Ich hatte ausschließlich Zeit für die Muse). Nahezu anti-zeitlos will ich darauf hoffen, dass ich vermehrt beide Elemente im richtigen Verhältnis in mir aufgreifen werde, um abermals aus dem liebgewordenen Vollen zu schöpfen bzw. alte Erzählungen - unvergessen! - zu einem Ende zu führen. Ich muss mich da wohl selbst in harscher Geduld üben. Aufs Geratewohl schreibe ich ausschließlich unnütze Einleitungen (wie dieser hier).
 
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Auf dem Dach der Welt
Von Frank-Reg. Wolff

Von einem Erlebnis, welches bereits viele Jahrzehnte zurück liegt, möchte ich hier berichten. Es war mir in Katmandu/Nepal gelungen für Tibet ein chinesisches Visum zu bekommen, woraufhin ich mich sofort in Richtung Tibet, dem Dach der Welt, auf den Weg machte. Zwischen Nepal und Tibet hängt die "Freundschaftsbrücke", die ich überquerte und dann meine Einreiseformalitäten erledigte. Später am Tag ergab sich eine Mitfahrgelegenheit auf einem LKW auf das wirkliche "Dach der Welt". Ich war zwischen all den Tibetern der einzige Europäer auf der Ladefläche. Die meist jungen Tibeter waren äußerst unzivilisiert. Obwohl ich nicht damit einverstanden war und ihnen das auch signalisiert hatte, öffneten sie meinen Rucksack und schauten sich dessen Inhalt neugierig an. Gestohlen haben sie jedoch nichts von meinen Sachen. Nach vielen Stunden konnte ich die unbequeme Ladefläche mit den Tibetern verlassen, um mich in einem kleinen Dorf wiederzufinden. Irgendwie war es mir dann dort, und trotz großer Verständigungsschwierigkeiten, gelungen eine einfache Lehmhütte für die Nacht zu mieten. Außer diesen primitiven Lehmhütten gab es nichts in dem Dorf, keinen Laden, kein schlichtes Restaurant, nichts. Ich war auf der tibetanischen Hochebene angekommen und um diese herum lagen all die riesigen Berge. Mein Nachtlager war natürlich auch äußerst einfach, irgendein Sack mit sonst was gefüllt, auf dem ich in meinem Schlafsack lag und irgendwann einschlief...

Ich hatte einen Alptraum und erwachte in stockdunkler Nacht, in der keinerlei Geräusch zu hören war. Mein Hirn fühlte sich an als wolle es aus Ohren- und Nasenlöchern austreten und der zuvor geträumte Alptraum ging im Wachzustand weiter. Ich wusste nicht wo ich war, noch wer ich war. Ich war völlig verloren, und ich betete dass die Sonne aufgehen und mich aus diesem Alptraum erretten möge. Nach einer Ewigkeit im Tal des Todes hatte mich die Sonne tatsächlich errettet, und ich kann dieses Gefühl nur jemanden vermitteln, der schon einmal ähnliches durchlebt hat! Die Erklärung war die Höhenkrankheit, ich war zu schnell auf 5.000 Meter gestiegen. Wer schon einmal in La Paz - der höchstgelegenen Hauptstadt des Planeten - war, was ungefähr 4.000 Meter bedeutet, hatte sicher auch unter der Höhenkrankheit zu leiden, da die meisten Ausländer dort mit dem Flugzeug ankommen.

Sigmund Freud hatte übrigens Leonardo da Vinci einmal als einen Mann charakterisiert, "der in der Finsternis zu früh erwachte". Im Zusammenhang mit meinem Tibet-Erlebnis bekommt dieser Satz eine ganz neue Bedeutung.
Leonardo wurde zu früh geboren und war als Universalgenie seiner Zeit - des ausgehenden Mittelalters - um Jahrhunderte voraus – man schaue sich einmal die Liste seiner Erfindungen an, von denen später viele nachgebaut wurden und: funktionierten!

Obgleich ich kein Universalgenie, wie der besagte da Vinci bin, fühle ich mich im falschen Zeitalter lebend. Viele meiner Art- und Zeitgenossen erscheinen mir mit ihrem materialistischen Treiben, in ihren zweitonnenschweren Ego-Vehikeln, als Angehörige einer anderen Spezies. Keiner dieser, vorgeblichen Menschen scheint zu wissen was die Stunde geschlagen hat und was ihr Treiben auf diesem einmaligen Planeten bewirkt hat. Wer versucht es ihnen zu erklären, trifft auf Unverständnis. Warum sollte ich mein Leben ändern und anfangen freiwillig zu verzichten?! Nach mir die sprichwörtlichen Sintfluten, Dürren, Flächenbrände..!
All das im sog. High-Tech-Zeitalter der Digitalisierung, die den Menschen offenkundig nicht schlauer und nur bornierter gemacht hatte, was zu einer völligen Fehleinschätzung der tatsächlichen Situation führte. In dieser seltsamen Zeit lebe ich wider Willen, weil sie recht aussichtslos erscheint und eines weltweiten Wunders bedürfte, um Abhilfe und Hoffnung zu generieren. Tatsächlich bin ich nicht der Einzige der so fühlt und den Abgrund näherkommen sieht. Ich habe gelernt "das Beste daraus zu machen" und werde die mir verbleibende Zeit irgendwie "erfolgreich" überbrücken können, nur tut es mir um all jene leid die an sich unschuldig und guten Willens sind – sie werden die Zeche zahlen müssen und das bedeutet, sie bezahlen mit ihrer nicht-existenten Zukunft und schlussendlich mit ihrem Leben!

Habe die Ehre, und ich war einmal wieder so frank & frei hier kein Blatt vor den Mund zu nehmen...

Yours frankly Frank 

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Anmerkungen und Hinweis:
Weitere Texte vom Autor findet man hier: https://sinnbuch.blogspot.com/.
Internetlos empfehle ich bei Interesse sein Erstlingswerk über mich zu ordern: info@nachadla.de.
(Formeller) Disclaimer: Nicht alle Passagen entsprechen meinem Weltbild und wurden dementsprechend von mir bei der Eingabe und der Nachlese nicht geprüft, insbesondere blieben sie unzensiert. Vom Gesamtinhalt kann ich mich daher nur distanzieren und verweise für Rückfragen auf die oben aufgeführte E-Mail-Adresse.
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Randnote: Wem dieser Gastbeitrag zu kurz kam, für den hätte ich hier noch ein längeres Schmankerl aus dem Archiv:
http://web.archive.org/web/20150919093151/http://sinnbuch.blog.de/2015/09/05/erkenntnisse-durchreisenden-20725380/.
   

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