Berater@Verwalter – AW WP: T1/ALG
S P O I L E R:
Der Spoiler folgt nahezu unmittelbar nach ›Erwähnte Personen‹, was eigentlich ›Erwähnte Person‹ heißen sollte. Die unweigerliche Frage lautet daher: Wer ist dazu befähigt, Überschriften zu überlesen und Warnungen rigoros zu ignorieren? Das (geradezu) emotionslose Trigger Word – das Auslösewort – wurde als parenthetische Einschiebung [sic!] in fett-kursiven Lettern dargestellt. Darauf folgt ein absichtlicher, ein ›kre@aktiver‹ Schreibfehler.
Erwähnte Personen:
Betty = Sambethe (Sam), T. v. Lamechs & Azura (Die Beraterin)
Des Verwalters vermeintliche AntWort:
Von: Toddy [mailto:toddy@dbdv.de]
Gesendet: Montag, 20. Januar 2025 11:45
An: tony@dbdv.de
Cc: kontakt@dbdv.de
Betreff: AW: WP: T1/ALG
Grüßli Müsli, Berater aus der Blase!
Deine Mail hat mich ins Schwitzen gebracht – weniger wegen des Inhalts als wegen der Frage, wie ich auf so viel literarische Kunst antworten kann, ohne den Faden zu verlieren. Aber ich habe es geschafft: Ich habe einen Drops gelutscht, tief durchgeatmet und mich auf den Kern deiner Argumentation konzentriert.
Das Konzept, dass jemand 38 Jahre durcharbeiten muss, um auf 2 Jahre Arbeitslosengeld zu kommen, klingt für mich nach dem Versuch, Menschen für ihre harte Arbeit maximal zu bestrafen. Vor allem, weil es die Realität vieler Menschen komplett ausblendet: nicht alle können überhaupt 38 Jahre am Stück arbeiten. Was ist mit chronisch Kranken, Menschen mit Behinderung, alleinerziehenden Eltern oder überforderte Lehrkräfte? Ganz zu schweigen von jenen, die in prekären Jobs festhängen oder in Branchen, in denen ununterbrochene Beitragsjahre eine Illusion sind.
Warum machen wir es nicht einfach? Jeder Mensch, der arbeitslos wird, sollte Anspruch auf ein Jahr Arbeitslosengeld haben – unabhängig von der Dauer der Beitragszeit. Egal, ob du 2 Monate, 2 Jahre oder 20 Jahre gearbeitet hast. Wer ins System einzahlt, sollte nicht erst beweisen müssen, dass er oder sie ›würdig‹ ist, Hilfe zu bekommen. Natürlich soll es trotzdem einen Bonus für diejenigen geben, die lange ins System eingezahlt haben. Aber der muss fair und realistisch bleiben: Nach 10 Jahren Arbeit könnten 1½ Jahre ALG bezogen werden, nach 20 Jahren 2 Jahre und nach 30 Jahren 3 Jahre. Kein Mensch sollte gezwungen sein, 38 Jahre zu arbeiten, um auf 2 Jahre ALG zu kommen. Und wer 40 Jahre arbeitet? Vielleicht belohnen wir solche Menschen mit 4 Jahren ALG, aber bitte: kein Druck, kein Zwang.
Für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, durchgehend zu arbeiten, brauchen wir klare Regelungen. Chronische Kranke, Menschen mit Behinderung und ältere Leute dürfen nicht durchs Raster fallen. Beitragsfreie Mindestansprüche könnten sicherstellen, dass niemand ins Bodenlose fällt. Wer länger arbeitsunfähig ist, könnte beispielsweise einen Anspruch von mindestens 6 Monaten ALG erhalten, auch ohne die vollen 3 Jahre einzuzahlen. Ein Arbeitslosengeldsystem darf nicht nur darauf abzielen, die Menschen irgendwie zu finanzieren. Es muss sie unterstützen, wieder Fuß zu fassen. Während des ALG-Bezugs sollten vollfinanzierte Umschulungen und Weiterbildungen möglich sein, bei denen das ALG bestehen bleibt – man kann sich schwer spezialisieren oder konkretisieren in einem jungen Alter. Zusätzliche Prämien könnten motivieren, sich erfolgreich in nachhaltige Jobs wiedereinzugliedern.
Natürlich kostet das alles Geld. Aber die Finanzierung ist möglich, wenn wir den Mut haben, die wirklich Reichen zur Kasse zu bitten. Eine höhere Besteuerung von großen Vermögen, Kapitalerträgen und Unternehmensgewinnen könnte problemlos die nötigen Mittel bereitstellen – und nebenbei die Ungleichheit verringern.
Deine Idee, das System gerechter zu machen, ist klasse, aber wir können noch einen Schritt weitergehen: Das Recht auf ein würdiges Leben darf nicht davon abhängen, ob jemand 38 Jahre durchgearbeitet hat. Arbeitslosengeld sollte ein Schutz sein – für alle, die unverschuldet in Not geraten.
Betty hat mir gerade durch die Blase zugerufen, dass ich meine Antwort kürzer halten soll, aber du weißt, ich höre selten. Gib mir Bescheid, ob mein Vorschlag dir passt. Und keine Sorge, deine ›Fiss‹-Anfrage bleibt im Hinterkopf.
Gib Flosse, Genosse!
Dein Verwalter
— End of Verwischung —
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Kommentare zum Post
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Das klingt fantastisch und macht Lust auf mehr. LG Romy
AntwortenLöschenHi Romy,
AntwortenLöschenwow, stark, das freut mich. Bezeichnenderweise habe ich das nicht geschrieben. Die Antworten lasse ich tatsächlich schreiben, d. h. ich verschicke im Vorfeld wirklich E-Mails. Die betreffende Person will aber nicht namentlich genannt werden. Ich richte es ihr in jedem Fall aus, dass es dir gefallen hat.
VG, Alex
PS: Es ist natürlich nichts gegen deine Lost-Places-Geschichten ^^. Die feiere ich.