Gezügelte Prosa zum Zwölften
Vor weniger als einer Woche: Ich liebe die untergehende Sonne im August. Wenn ich [– wie einst üblich –] früher aufstehen würde, könnte ich das sogar [noch heute] von Morgenröten behaupten. Tatsächlich ist es das fahle Licht, das mich hinreißt. Umso älter der Sommermonat wird, umso schöner finde ich die spärlichen Verhältnisse, den behutsamen Schimmer der Helligkeit in den zarten Abendstunden. Es ruft in mir Reminiszenzen hervor, Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, in einem Leben, das schon lange nicht mehr ist und dennoch nach wie vor existiert.
Unbestechlich und unbeugsam zeigen sich die wahren Fossilien des Urhebers in ihrer wunderbaren und einmaligen Umwandlung zu dieser Jahreszeit und in jener Hemisphäre der Erdhalbkugel, in der ich lebe. Gereifte Gedanken, die fünf Tage zurückliegen.
Das Unterdrücken von Information und Wissen ist Kontrolle. Das Unterdrücken von Erinnerungen ist Verdrängung, eine eigenständige Umprogrammierung der ureigenen Fähigkeit zur Retrospektive. Daher träume ich lieber weiter von Tatsachen statt von Fiktionen, Indoktrination gesteuerter manipulativer Gestalt im verwerflichsten Sinne. In 96 Stunden steht es an.
Gekrümmt habe ich mich für und um jeden Absatz, einmal täglich einige Minuten lang, mehr ging nicht. Überübermorgen, heute in drei Tagen, feiert dieses Weblog sein 12-jähriges Jubiläum. Vielleicht schiebe ich bis dahin noch ein oder zwei Abschnitte hinzu.
Getrennt voneinander leben wir. Fremde haben uns auseinander getrieben, mit ihren Modellen, Narrativen und Vorstellungen. Und wir lassen es zu. Es sind verrückte Zeiten, in welchen wir fortbestehen. Ausgrenzung und Narzissmus sind die treibenden Kräfte und soziale Medien befeuern diesen Wahn unablässig und stetig voran. Nun heißt es: Nur noch zweimal schlafen.
Wenn ich den ersten Igel sehe, schwebt der Sommer davon, als ob es ihn niemals gab. Ein weiteres Mal darf die Sonne auf- und untergehen, dann ist es so weit. Selbst wenn ich einen Igel nicht sehe, ihn lediglich höre, genügt es (mir) für die Inspiration und eine abenteuerliche Interpretation aus dem Gefühl heraus. Am vorletzten Tag (vor dem Jubiläum) habe ich Urchin Virgin, so nannte ich die Igelin, dreimal [nahezu] hintereinander gesehen. Sie leistet bezaubernde, förmlich atemberaubende Dienste. Ich mag sie. She's doing a wonderful job, a beautiful job. I like her very much. Und wenn ich sie anspreche, sage ich ›Hello my love‹.
Heute (zur späten Stunde): Ich liebe den Duft der Augustnächte; nur der Mai, der Anfang des sogenannten Wonnemonats, kann mit ihnen gleichziehen. Der eine läutete die Jahreszeit ein, der andere läutet sie aus, der eine trägt die Frische mit sich, der andere kühlt. Stille ist vorher und Stille zieht hernach ein.
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Kommentare zum Post
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Lieber Alex, eine sehr schöne und deshalb sehr ansprechende Prosa, zu der ich Dir auf diesem Wege gratulieren darf - ich habe diesen Beitrag von Dir auch mit meiner FB-Seite verlinkt! Herzlichst yours frankly Frank & happy family
AntwortenLöschenVielen Dank, Frank. Es naht ein Gewitter herbei, in dem Moment, wo ich zur Antwort ansetze. Es grollt ab und an in der Ferne und es zieht sich allmählich zu. Der schwüle Tag bringt am Abend kühlen Wind und frische Luft. Mein dünner Vorhang, getaucht in weißen und orangen Tönen, tanzt mit dem Wind einen Rumba im 4/4-Takt, währenddessen sich die Blätter der Bäume in einem Stehblues ergießen.
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