Die Beratenden – Im Thermon loutron²
V-Theorie (Pt. 11zm)
VoRsIcHt: bitte die FAQs lesen!
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Prooimion
Eine Szene ohne Erzähler, mit einer scheinbar unflätig Daherredenden und einem Schweigsamen, der nur im Suff seine Zunge benutzt. Das könnte kurz werden, in jedem Fall eine Herausforderung, selbst in so einem schönen Ambiente.
Prolog
›Gehe hin zur Ameise, du Fauler,
siehe ihre Wege, und werde weise.‹ (Spr. 6,6)
siehe ihre Wege, und werde weise.‹ (Spr. 6,6)
Akronyme
AdB = Assistent der Beraterin (Milutin aka. Milú)
JdG = Jenny de Ginny (›Assistentin‹ des Assistenten von DB)
Dialog
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JdG: Sollte ich es nochmals tun, brauche ich neuen Stoff.
AdB: Da.
JdG: Welcher Alkohol ist besonders harntreibend?
AdB: Jeder.
JdG: Nein, ich meine einen extrem diuretischen Stoff.
AdB: Schta? Ponowite, molim Waß.
JdG: Milú, du redest schon wieder serbisch.
AdB: Schao mi je ..., es tut mir leid.
JdG: Solange ich nicht Niederländisch spreche, ist alles in Ordnung. Also, sag: Worauf muss ich so richtig Strullern?
AdB: Rasumem, ... ähm, dann ist Ester gut.
JdG: Noch nie davon gehört? Was soll das sein?
AdB: Ein Fettalkohol.
JdG: Ich liebe es, wenn du versaut redest.
AdB: Ich kann das herstellen.
JdG: Auf was warten wir dann noch! Lass uns zur Bar gehen.
AdB: Da.
JdG: Sag mal, musst du dieses Ding echt überall mitnehmen?
AdB: Da. Das ist mein Piepser.
JdG: Ich weiß, was das ist. Das Notrufteil deiner Chefin.
AdB: Unserer Chefin.
JdG: Sie mag ja in gewisser Weise meine disziplinarische Führungskraft sein, aber fachlich hat sie mir nichts zu sagen. Nur du bist mein Chef. Wenn es bei dir ergo piepst, hab ich nichts damit am Hut. Wenn du mir aber sagst, ich soll dich dahingehend vertreten, dann tue ich das.
AdB: Da. Gehen wir einfach zur Bar – mit dem Ding.
JdG: Dein Gesprächspegel lässt noch zu wünschen übrig.
AdB: Ich bin auch nüchtern.
JdG: Nicht mehr so ganz, wenn du mich fragst.
AdB: Dann müssen wir das ändern.
JdG: Ich kann dir sicherlich einen heftigen Drink zusammenmischen.
AdB: Ester mixt man nicht. Das ist eine Substanz, die man ...
JdG: Und du bist Chemiker.
AdB: Da.
JdG: Wie bitte? Du hast Chemie studiert?
AdB: Da. Mit Abschluss. Noch vor Bologna.
JdG: Na klar doch. Du! Chemiker! Dass ich nicht lache.
AdB: Organische Chemie. Serbische Akademie der Wissenschaft und Künste in Belgrad. Unter Milutin Stefanović ...
JdG: Halt ein! Du fantasierst ja schon. Vielleicht solltest du doch nicht mehr so tief ins Glas schauen.
AdB: Vielleicht. Ich such mal säurehaltige Fruchtsäfte.
JdG: Also, ich muss schon sagen, du überraschst mich immer wieder ... Was ist dir lieber: Rum, Wodka oder Absinth?
AdB: Scotch.
JdG: Ein Mann, ein Wort. Huch, was haben wir denn da?
AdB: Pur.
JdG: Was meinst du?
AdB: Ausschließlich pur, Jen.
JdG: Verstehe. Nur Volltrottel trinken ihren Scotch verdünnt.
AdB: Da.
JdG: Sap Green? Das klingt ja lustig. Was ist das?
AdB: Unwichtig. Das ist zu schwach.
JdG: Da ..., ich meine, hier ist ja ein Whisky.
AdB: Welcher?
JdG: Da steht ›X4‹ drauf.
AdB: Bruichladdich?
JdG: Ja. Bruichladdich. ›X4 Quadrupled‹ steht da.
AdB: Bruchladih. So spricht man das aus.
JdG: Wie auch immer. Was heißt das?
AdB: Am Hügel gibt es viele Früchte.
JdG: Okay, wir nehmen den für dich.
AdB: Pur?
JdG: Sagtest du doch. Ein oder zwei Shots gehen immer.
AdB: Sicher? Der ist stark. Wie viel hat er genau?
JdG: Moment..., huiuiui!! Da steht 92 %.
AdB: Dann nur ein Shot.
JdG: Ein Doppelter?
AdB: Ne. Nimm das kleinste Schnapsglas.
— Ein paar Minuten später —
JdG: Der riecht echt derb ..., darf ich mal Nippen?
AdB: Ne! Auf gar keinen Fall!
JdG: Wie sieht es mit meinem Struller-Cocktail aus?
AdB: Er ist trinkfertig.
JdG: Wie willst du ihn nennen? Esterholik?
AdB: Ne. Das ist eine Bar, kein Labor.
JdG: Da spricht wieder der Doktor Milutin.
AdB: Ich hab keine Promotion.
JdG: Bestimmt bist du aus der Akademie getürmt.
AdB: Da. So ähnlich.
JdG: Direkt in die Arme der Beraterin.
AdB: Ne. Erst in die Fremdenlegion.
JdG: Den Teil deines Lebenslaufs kenne ich schon zur Genüge. Bitte keine weiteren Details, das verdirbt die Stimmung. Stoßen wir lieber auf das Leben an.
AdB: L'Chaim?
JdG: Ich weiß aus sicherer Quelle, dass du kein Jude bist.
AdB: Und woher?
JdG: Wärst du einer, so wärst du beschnitten.
AdB: Wenn man in der Diaspora lebt, verabschiedet man sich automatisch von einigen Traditionen.
JdG: Entschuldige, aber die Beschneidung ist doch ein fester Bestandteil des abrahamitischen Bundes.
AdB: Nicht, wenn dein Vater vor deiner Geburt stirbt.
JdG: Du hast aber einen Vater. Wir haben ihn erst kürzlich besucht. Er ist definitiv kein Jude.
AdB: Das muss er auch nicht sein. Meine Mutter ist Jüdin.
JdG: Du verarschst mich doch.
AdB: Nein.
JdG: Ich werde hellhörig, wenn du anstelle von ›ne‹ ein einfaches ›nein‹ herauswürgst.
AdB: Er hat es abgelehnt.
JdG: Was hat dein Vater abgelehnt?
AdB: Die Brit Mila, die Beschneidung am 8. Lebenstag.
JdG: Kann er das überhaupt?
AdB: Ich hatte stattdessen eine Brit Schalom.
JdG: Und was soll das sein?
AdB: Man nennt es in Israel auch ›Brit bli Mila‹, was so viel heißt wie ›Bund ohne Beschneidung‹.
JdG: Du bist ein Jude und ein Chemiker.
AdB: Und ich war Fremdenlegionär.
JdG: Ich glaube – nein, ich weiß jetzt –, ich habe mir den besten Mann im ›Hofstaat‹ der Beraterin geangelt.
AdB: Nenn sie doch bei ihrem Namen.
JdG: ›Ne‹. Sie ist und bleibt für mich schlicht die Beraterin.
AdB: L'Chaim dann?
JdG: Was bedeutet das nochmals genau?
AdB: Auf das Leben. HaSchem vergibt einem alle Sünden, wenn man das zueinander sagt.
JdG: Das klingt gut – den Spruch nehmen wir.
AdB: Es war die Traube, nicht der Apfel.
JdG: Verstehe ich nicht. L'Chaim!
AdB: LvChaim towim u'leSchalom.
JdG: Warte! Ich glaube, dein Notrufteil piepst.
AdB: Ne. Ich hör nichts.
JdG: Es blinkt auch.
AdB: Welche Farbe?
JdG: Pink, würde ich sagen.
AdB: Prokleti!
JdG: Das heißt ›verdammt‹, oder? Ist Pink etwa schlimm?
AdB: Da. Wir müssen sofort gehen.
JdG: Nackt, so wie wir sind? Und wohin überhaupt?
AdB: Ins Pardēs.
JdG: Was soll das sein, Milú?
AdB: Erklär ich dir unterwegs. Poschurite, Jen!
Epilog
Wie kann es eine Szene geben, wenn sie keiner beobachtet hat? Meine Vermutung: Jenny hat sie irgendwem erzählt, z. B. mir. Sie hat übrigens, wie ihre Schwester auch, straßenköderblondes Haar, allerdings mit einem kleinen Rotstich darin. Ich gehe mal stark davon aus, dass Jeannie bei der Natürlichkeit ihrer Haarpracht – womöglich nicht nur das Capillitium betreffend (behaarte Kopfhaut) – [sic!] dezent nachhalf.
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