Die Beratenden – Im Gynaikeion
V-Theorie (Pt. 11zp)
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Prooimion
Diese abermalige Szene kann ohne eine/n Erzählende/n nicht auskommen, muss sie aber. Die Unflätige und der Schweigsame können sich ja schlecht selbst kommentieren, zumindest stelle ich mich nicht dieser Herausforderung. Glücklicherweise gibt es einen ›Vorgesang‹, den man (resp. ich) dazu missbräuchlich verwenden darf. Ich erlaube mir daher deren Laufwege in diesem Abschnitt zu skizzieren, denn wie der Titel es hergibt, sind die beiden Splitterfasernackten mit dem Beginn des Dialogs schon im Frauengemach, im Gynaikeion.
Und damit kann es weitergehen, aber wohin bloß?Prolog
›Hast du einen Mann gesehen, der in seinen Augen weise ist?
Für einen Thoren ist mehr Hoffnung denn für ihn.‹ (Spr. 26,12)
Für einen Thoren ist mehr Hoffnung denn für ihn.‹ (Spr. 26,12)
Akronyme
AdB = Assistent der Beraterin (Milutin aka. Milú)
JdG = Jenny de Ginny (›Assistentin‹ des Assistenten von DB)
Dialog
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JdG: Wow! Wahnsinn! Das sind also dann die sagenumwobenen Privaträume von der werten Beraterin.
AdB: Da.
JdG: Es ist zauberhaft, Milú. Doch was wollen wir hier? Ich meine, sie wird bestimmt nicht glücklich sein, wenn sie erfahren würde, dass wir beide ihr Bett für unsere Zwecke verwendeten, wenn du weißt, was ich meine.
AdB: Nicht das Bett anfassen.
JdG: Schon geschehen. Der Raum verströmt Lüste und Begierden aller Art, es liegt förmlich in der Luft. Es schmeckt nach Leidenschaft. Es riecht nach Sehnsucht. Oder duftet es vielleicht eher danach, dass alles bereits genau auf diesem Bett ausgelebt wurde? Milú, wir hatten uns so durch die Gänge beeilt, haben wir nicht noch ein wenig Zeit für ein kleines, klassisches Nümmerchen, so ganz ohne Ausscheidungen?
AdB: Ne.
JdG: Wie ›ne‹? Ich liege nackt auf ihrem Nest, bin leicht angeheitert – und du verbrämst mich einfach so mit einem ›ne‹.
AdB: Jen, es gibt kein Zurück mehr.
JdG: Na dann komm zu mir. Mach eine Frau glücklich.
AdB: Später. Jetzt müssen wir weiter.
JdG: Ich dachte, es gäbe kein Zurück. Zier dich also nicht so. Normaler Geschlechtsverkehr kann auch Spaß machen.
AdB: Es gibt nur einen Weg raus.
JdG: Gerade denke ich nicht daran. Dieses, wie nanntest du es gleich noch mal ...?
AdB: Gynaikeion.
JdG: Genau. Jenes Gynaikeion lässt mich erregen, ob ich es will oder nicht. Ich bin feucht wie ein Wasserfall. Nicht mal Babypuder könnte meine Vagina jetzt trocken legen.
AdB: Geh runter vom Bett.
JdG: Ich hab meine Ausscheidungen im Griff, wie du weißt. Und du, mein lieber Milú, kannst dein erigiertes Glied vor mir unmöglich verbergen.
AdB: Da.
JdG: Du willst es doch auch.
AdB: Da.
JdG: Gut. Verschwende also nicht weiter unsere kostbare Zeit, indem du auf dem Boden nach irgendwas Ausschau hältst.
AdB: Ich hab das Gesuchte bereits gefunden.
JdG: Wunderbar.
AdB: Und ich weiß jetzt, wie ich es aufbekommen kann.
JdG: Toll.
AdB: Hm. Wenn du einsilbig wirst, dann ...
JdG: ..., dann solltest du mich nicht ignorieren und zum ›Reden‹ bringen – und zwar sofort, sonst mach ich es mir selb...
AdB: Vielleicht haben wir ja doch noch ein bisschen Zeit.
JdG: Auf was wartest du dann noch?
AdB: Wir sollten das dennoch nicht tun.
JdG: Das macht mich ja gerade so an.
AdB: Wir nehmen einfach das grüne Bettlaken später mit.
JdG: Heißt das, du kommst zu mir?
AdB: Da.
JdG: Auf dieses ›da‹ von dir habe ich gewartet.
— Ein paar Minuten später —
JdG: Das waren die schönsten, multiplen Orga...
AdB: Es klopft!
JdG: So lass mich doch ausreden.
AdB: Das war bereits das zweite Klopfen.
JdG: Deine Probleme würde ich gern mal haben.
AdB: Wickel dir bitte das Bettlaken um. Ich geh mal gucken.
JdG: Herrje. Männer sind alle gleich. Der eine schläft ein, der andere steht auf und geht mit Glück nur unter die Dusche, mit Pech sofort nach Hause oder zu einer anderen Hu...
AdB: Redest du mit mir?
JdG: Vergiss es. Ich glaub, dein Geräusch kommt vom Boden.
AdB: Es klopft schon wieder!
JdG: Sag bloß.
AdB: Das kommt von der Falltür.
JdG: Von welcher Falltür?
AdB: Still, Jen. Sdrawo! Ko je to owde?
JdG: Falsche Sprache, Mil... AAH!! Scheiße Mann! Schta je to?
AdB: Was soll was sein?
JdG: Siehst du nicht die riesige Hand!? Die, die aus dem Boden ragt! Du kniest direkt vor ihr.
AdB: To nije dobro!
JdG: Mehr hast du nicht dazu zu sagen, außer dass dir das nicht gefällt? Ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen, als die plötzlich wie aus dem Nichts erschien.
AdB: Die Hand kommt mir bekannt vor.
JdG: Mir nicht. Niemand hat so große Hände. Mach irgendwas, Milú, aber mach es schnell!
AdB: Ich denke, das ist die Hand vom Gärtner.
JdG: Sagtest du Gärtner? Die sind doch immer die Mörder!?
AdB: Der Gärtner tötet nicht.
JdG: Und da bist du dir ganz sicher?
AdB: Da. Du hast ihn sogar schon mal gesehen. Er ist nicht nur der Gärtner, er ist auch noch der Hausmeister und ...
JdG: ... der hünenhafte Typ mit dem Erste-Hilfe-Koffer. To nije dobro! Milú, gegen den hast du keine Chance.
AdB: Er kämpft auch nicht.
JdG: Warum streckt er dann seine Hand durch die Wand? Wie macht er das überhaupt?
AdB: Er ist ein Mal'ach.
JdG: Ein was bitte?
AdB: Ein Engel.
JdG: Ein Engel. Aha. Und hat er auch einen Namen?
AdB: Wir sind uns nicht so ganz sicher.
JdG: Was bitte? Ein Engel ist euer Gärtner, Hausmeister und Notarzt – und ihr wisst nicht mal seinen Namen.
AdB: Wir vermuten, er heißt Agmatia.
JdG: Warum fragt er ihn nicht einfach mal, wie er heißt?
AdB: Er redet nicht viel.
JdG: Woher kommt mir das nur so bekannt vor?
AdB: Wir nennen ihn ›Angel A‹.
JdG: Und weswegen hast du mir ihn verschwiegen?
AdB: Wir reden sehr selten über sie.
JdG: Das solltet ihr mal schleunigst ändern.
AdB: Sie agieren eher im Hintergrund.
JdG: Ich vermute, das betrifft auch diese Amazonenweiber.
AdB: Da. Die haben allerdings Namen: Ardouisur und Lailah.
JdG: Deren Namen sind mir eigentlich gerade scheißegal. Sagt dieser dämlichen Hand, sie soll gefälligst verschwinden.
AdB: Er kann sich mit mir unterhalten, wenn ich ihn berühre.
JdG: Klar doch, deswegen streckt er dir seine Hand durch den Boden entgegen. Scheint wohl alles ganz normal zu sein. Sozusagen eine alltägliche Gegebenheit im Frauengemach. Weißt du was, wie wäre es, wenn du sie einfach mal ergreifst?
AdB: Da. Gute Idee.
JdG: Oh Mann! Ein Engel, der eine Berührung braucht, um sich mit jemand auszutauschen. Wie verrückt ist das denn?
AdB: Da.
JdG: Was ›da‹? Gewöhn dir das endlich mal ab und sag einfach ›ja‹, von mir aus auch ›okay‹.
AdB: Rasumem.
JdG: Auch das solltest du nicht mehr allzu oft sagen. Ich begreife nicht, was daran so schwer ist, sich ein ›verstehe‹ aus den Lippen zu quetschen. Ich meine, es ist schon irgendwie niedlich, wenn du deine serbischen Brocken herauskickst, aber manchmal nervt es doch ungemein. Wie zum Beispiel in dieser absurden Situation, die so ziemlich ...
AdB: Er kann uns rausbringen.
JdG: Wuha! Was für eine tolle Neuigkeit. Du hättest die Tür ohnehin auch selbst aufbekommen, sagtest du zumindest.
AdB: Da. Ich hatte vor, sie mit dem Grabstein aufzuschlagen.
JdG: Mit welchem Grabstein?
AdB: Es ist eigentlich eine Grabplatte für ein Tholoi.
JdG: Was für ein Teil?
AdB: Das ist eine Abdeckung für ein Felsengrab.
JdG: Aha. Ich sollte an der Stelle vielleicht nicht weiter nachfragen, was so ein Ding an einem Ort wie diesen zu suchen hat. Ganz ehrlich: Das wirkt extrem makaber auf mich.
AdB: Da.
JdG: Nicht dass es mich interessieren würde, aber für wessen Tholoi ist diese Platte überhaupt bestimmt?
AdB: Milostivi gospodine.
JdG: Was bitte? Der Stein ist für Tony?
AdB: Milostivi gospodine, da.
JdG: Nie im Leben werde ich ihn so nennen. Maximal ›Berater‹, aber sicherlich nicht ›gnädiger Herr‹.
AdB: Ne rasumem.
JdG: Du verstehst mich schon richtig. Zudem ziehe ich meine Aussage sofort wieder zurück. Er hat meinen Ex-Chef über die Jahre miserabel beraten. Der Titel gebührt ihm nicht.
AdB: Angel A sagt, du sollst nicht so ungebührlich über den großen Antonius Abbas sprechen.
JdG: Wen? Ach so, er meint Tony. Lass endlich die Engelshand los. Er soll uns lieber befreien, bevor du mir noch erzählst, warum Tony eine Grabplatte braucht. Ist er etwa krank?
AdB: Ne. Er erfreut sich bester Gesundheit.
JdG: Dann interessiert es mich nicht. Warum hältst du eigentlich immer noch seine Riesenpranke fest?
AdB: Iswinite! – Entschuldigung.
JdG: Geht doch. Verrate mir lieber, wo er uns hinbringen wird.
AdB: In den Geheimgang.
JdG: In den Geheimgang, durch eine Falltür – aber natürlich! Das hätte ich mir auch denken können. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Ich kleines Dummerchen, ich.
AdB: Er führt uns zu unserer Chefin.
JdG: Deiner, nicht meiner.
AdB: Sie will, dass wir bei ihr sind.
JdG: Der pinke Alarm, ich weiß. ›Rasumem‹.
AdB: Snam – nicht ›Rasumem‹.
JdG: Ich weiß, dass ›Snam‹ ›ich weiß‹ auf Serbisch heißt.
AdB: To je dobro.
JdG: Lass uns einfach schleunigst von hier verschwinden. Ich finde das Gemach von der Beraterin auf einmal gar nicht mehr so sexy. Und sag jetzt bitte nicht ›Rasumem‹.
AdB: Da.
JdG: Das auch nicht unbedingt.
AdB: Wie wäre es mit ›ßwe je u redu‹!?
JdG: Probiere es nochmal.
AdB: O.K.?
JdG: Na, siehst du. Du kannst es doch. Warum nicht gleich so.
Epilog
Warum wurde die anrüchige Szene überhaupt so lange? Tatsächlich wollte ich bei ›Ein paar Minuten später‹ bereits aufhören? Abgesehen davon: Hat die Erzählung einen solchen Akt überhaupt verdient? An dem Punkt verkneife ich mir lieber weitere Fragen. Es würde eh zu nichts führen.
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