Die Beratenden – Im inneren Diateichisma
V-Theorie (Pt. 11zd)
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Prooimion
Es ist mal wieder Zeit für einen ›Lupenblick‹ auf die Szenerie, der leider nicht unkommentiert ausfällt.
Diateichisma (altgriechisch: διατείχισμα) ist ein sehr schwammiger Begriff, oft wird ihm allerdings eine fortifikatorische Funktion nachgesagt, z. B. für die Zwecke Siedlungsgebiete oder Städte zu befestigen. Unser ›inneres Diateichisma‹ ist eingebettet als eine durchlaufbare Mauer, sprich ein schmaler, so gesehen ein geheimer, Gang um das gesamte Anwesen herum; es dient als Abgrenzung zu den Orten, die die Beraterin einst als ›kosmologische Echtzeit‹ bezeichnete, sprich die Abel- und die Kain-Seite, in der die Zeit anders – zumindest meist umschrieben als langsamer – vergeht. Das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Kann jemand die Fliege beim Flügelschlag beobachten oder sieht man sie gar nicht, weil sie sich schneller als denn je bewegt?
Prolog
›Wer das Gebot bewahret, bewahret seine Seele,
wer seine Wege verachtet, wird sterben.‹ (Spr. 19,16)
wer seine Wege verachtet, wird sterben.‹ (Spr. 19,16)
Akronyme
DB = Die Beraterin (Tochter v. Lamech & Azura / ›Sam‹)
DV = Die Verwalterin (›Meine Teuerste‹ / ›MeiTe‹)
DER = Die Erzählerin (Ceana vom Hause der Kenisiter)
Dialog
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DER: Kenny durfte selbstverständlich nicht mit uns ziehen, dafür die zwei ›Putzfrauen‹, die in dieser Szene abermals kein Wort sprechen werden, so viel kann ich vorausschicken.
DB: Die beiden werden dich ab sofort tragen.
DV: Einen Moment mal. Wieso?
DB: Weil du auch hier dein Kind nicht bekommen kannst und wir auf diese Weise schneller vorankommen.
DV: Und wo gehen wir hin? Wo sind wir hier überhaupt?
DB: Wir befinden uns im inneren Diateichisma.
DV: Dia... was? War das nicht im antiken Griechenland eine Befestigungsmauer innerhalb einer Stadtmauer?
DB: Und ich dachte immer, im Osten wäre die Schulbildung besser gewesen. Lass dich jetzt tragen.
DV: Einen Augenblick noch.
DB: Du spielst gerne mit der Zeit, nicht wahr?
DV: Erzähl mir doch einfach – wirklich ganz simpel –, wo wir uns befinden und wohin wir gehen.
DB: Ich hatte es dir schon gesagt, wo wir sind.
DV: Ich habe es, bedauerlicherweise, nicht verstanden. Du weißt schon, Baby Brain und so.
DB: Also gut, wir sind jetzt in den Mauern des Anwesens – einem Zwischenraum, der die kosmologische Echtzeit von der ›Normalzeit‹ trennt.
DV: Ist das die letzte Bastion vor deinem ›Neu-Eden‹?
DB: Als Bollwerk ist das nicht gerade gedacht, jedoch kann bei Gefahr der Gang geflutet werden.
DV: Geflutet? Mit Wasser?
DB: Nein, nicht mit Wasser, sondern vielmehr mit giftigen Gasen. Jeder Zwischenbereich kann einzeln geflutet werden und bietet mannigfaltig andere ›Fallen‹ auf.
DV: Giftige Gase? Ich dachte, hier dürfte niemand sterben.
DB: Ich hatte auch nicht von tödlichen Gasen gesprochen.
DV: Aha. Und was verstehst du unter ›Fallen‹?
DB: Alles, was du dir vorstellen kannst, was eben nicht tötet.
DV: Das hört sich nicht nach einem angenehmen Fleck an.
DB: Deswegen solltest du dich auch tragen lassen. Die beiden Frauen kennen die Örtlichkeiten wie ein anderer seine sprichwörtliche Westentasche.
DV: Und du kennst dich hier scheinbar auch ziemlich gut aus, sonst müsstest du dich wohl auch tragen lassen, damit du nicht aus Versehen in eine der ›Fallen‹ gerätst.
DB: Natürlich.
DV: Warum habe ich es überhaupt infrage gestellt?
DB: Ich sage nur ein Wort: Schwangerschaft.
DV: Ich will das mal überhört haben und werde dich deswegen mit einer anderen, einer einfacheren Frage konfrontieren.
DB: Hast du nicht schon zu viele Fragen gestellt?
DV: Diese noch nicht: Warum gehen wir nicht in die Blase? Wenn ich den Aufbau deines Anwesens richtig in Erinnerung habe, sollte rechts von mir doch deine sogenannte Abel-Seite sein. Dort hätten wir dann massiv viel Zeit.
DB: Das stimmt schon, allerdings wirst du da ebenfalls nicht gebären können. Weder du noch sonst wer.
DV: Lass mich raten: Es ist nicht erlaubt.
DB: Es ist nicht möglich. Erinnerst du dich, als ich dir erzählte, dass die erste Frau, Eva, im ›Paradiesgarten‹ permanent schwanger war, weil der HERR es nicht zuließ, dass Adam sie erfolgreich besamte.
DV: Das war auf der Kain-Seite, kurz bevor ich meine Tage bekam und derb blutete. Du hattest ziemlich viel Unsinn geredet, von Free Bleeding bis ›du gehst wie auf Eierschalen‹.
DB: An mehr kannst du dich nicht erinnern?
DV: Doch, du hast danach meine Yoni untersucht – und am Ende wolltest du sie leck...
DB: Ich hatte sie geleckt. Und ich hab dich von hinten genommen, als du gefuttert hast.
DV: Erinnere mich nicht daran.
DB: War es denn nicht schön?
DV: Mein Arsch hat anschließend ziemlich lange gebrannt.
DB: Ich habe es gemacht wie die irische Lehrerin.
DV: Die, die bi war?
DB: Polyamor lebte sie, vermutlich tut sie das immer noch. Die mit den Sommersprossen, der abg'ttischen Taille, den roten Haaren und dem ausladenden Brauereihintern.
DV: Hattest du mal was mit ihr?
DB: Wo denkst du hin?
DV: In die richtige Richtung.
DB: Gutes Stichwort – wir müssen da entlang, und du solltest dich jetzt endlich von den Beiden tragen lassen. Ich dagegen werde vorangehen.
DV: Womit wir bei meiner anderen Frage wären. Wohin gehen wir eigentlich?
DB: Dorthin, wo du gebären kannst.
DV: Auf die Kain-Seite?
DB: Das wäre eine Option, aber keine gute Idee.
DV: Ich muss dir nicht sagen, dass ich das nicht verstehe.
DB: Nein, das musst du in der Tat nicht. Vertraue mir. Vielleicht sogar bis ans Ende der Welt?
DV: Du hast also heimlich gelauscht.
DB: Ich habe zugehört. Vertraue mir, so wie du ihm – deinen Todd – vertraust. Das kann nicht so schwer sein.
DV: Ich bin es aber – und ich weiß beileibe nicht, ob deine beiden, wirklich extrem großgewachsenen Reinigungsfachkräfte überhaupt imstande sein werden, mich zu tragen.
DB: Die schaffen das spielend. Sie sehen nicht nur stark aus, sie sind es auch. Für sie bist du ein Leichtgewicht.
DV: Können die auch reden?
DB: Sie werden schweigen bis ans Ende dieser Blasenwelt.
DV: Und dahin gehen wir also?
DB: Sozusagen.
DV: Warum deucht mich es, dass ich an der Stelle keine weiteren Fragen mehr stellen sollte?
DB: Dich ›deucht‹ es richtig.
DV: Von Schweigsamen schweigend tragen lassen...
DB: Lass gut sein, ›MeiTe‹! Lass uns von dannen ziehen.
DV: Und allen voran, die liebe ›Sam‹.
DB: Sam steht für Sambethe, die hebräische, später jüdische, Sibylle von Babylon. Sie benamsten mich auch Sabba.
DV: Du!? Eine Prophetin, eine Weissagerin? Ich lache später. Sabba..., pfff. Ich bleib lieber bei Sam. Nenn mich ruhig MeiTe, ich hab mich mittlerweile daran gewöhnt.
DB: Wie du wünschst, meine Teuerst... – MeiTe.
DER: Auf welche Weise die zwei ›Putzfrauen‹ DV trugen, klären wir beim nächsten Mal. Vielleicht gar am Ende der Welt?
Epilog
Das Wort Epilogen zerlegt man in 3 Silben; Epilog nur in 2.
Schlanke Epiloge sind platzsparende Textmonster.
Drei wirkmächtige Sätze und Zeilen.
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