Die Beratenden – Im Prostas²
V-Theorie (Pt. 11z)
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Prooimion
Oder: Das Berater-/Verwalter-Nachspiel.
Prolog
›Den Pfad zum Leben wandelt, wer Unterweisung bewahrt;
wer aber Zucht verläßt, leitet irre.‹ (Spr. 10,17)
wer aber Zucht verläßt, leitet irre.‹ (Spr. 10,17)
Akronyme
VW = Der Verwalter (›Habib‹ oder Toddy oder Todd)
BR = BR = Der Berater (Tony aka. Hl. Antonius der Große / Oni)
ERZ = Erzähler (Kenny vom Hause der Kenisiter)
Dialog
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ERZ: Ich könnte jetzt eingangs schlau verlauten: BR handelt verzweifelt und VW agiert aus der daraus entstandenen Verzweiflung. Tatsächlich sitzt auf der Couch ein Häuflein Elend in Form von VW. Hingegen der gutgelaunte BR gerade aus dem Exedra heraustritt.
BR: Hier ist es ja so still, da könnte man glattweg eine Stecknadel fallen hören. Soll ich was für dich spielen?
VW: Tue du, was du willst. Ich würde jetzt gerne gehen.
BR: Der Reisegruppe hinterher – eine brillante Idee. Soll ich dich begleiten, den Weg weißen?
VW: Ich muss wohl nur dem fluchenden Gestammel von Jenny – Jen – lauschend folgen.
BR: Möglich, aber ich kann dich schneller dorthin bringen.
VW: Natürlich. Du bist durch und durch ein Sportler.
BR: Du könntest es dir auf meinen Rücken gemütlich machen und ich würde dann mit dir im Gepäck losrennen. Ich schaff die 100 Meter in unter einer Sekunde, weißt du.
VW: Selbstverständlich.
BR: Ich bin nicht einfach so der Partner der Beraterin.
VW: Ich weiß, du kannst ›Denken und Fühlen‹ – wie sie.
BR: Wer hat dir das gesagt?
VW: Drei Mal darfst du raten.
BR: Jeannie?
VW: Nein.
BR: Dann war es der Serbe.
VW: Nein. Und es war auch nicht Tilly.
BR: MeiTe etwa?
VW: Jackpot! Außerdem hab ich es selbst schon gesehen.
BR: Echt? Wie und wann, wenn ich fragen darf?
VW: Willst du nicht einfach meine Gedanken lesen?
BR: Das wäre ziemlich unsportlich, findest du nicht auch?
VW: Es verkürzt jedoch unser ›tiefsinniges‹ Gespräch.
BR: Nun gut, wie du es wünschst.
VW: Nein!
BR: Was jetzt?
VW: Diese Stasi-Scheiße kannst du nicht bringen.
BR: Gedankenlesen ist doch kein Akt der Staatssicherheit.
VW: Ich meine deine ›Mission‹.
BR: Wenn man es geschickt angeht, wird keiner Verdacht hegen. Halbstarke sollten keinesfalls unterwiesen werden.
VW: Bürgermeister, Apotheker und Leiter von Kuranstalten sind also deiner Meinung nach ›Halbstarke‹.
BR: Was ich damit ausdrücken wollte, liegt doch auf der Hand. So ein kleiner Staatsbediensteter sollte davon nichts wissen. Und selbst ›hohe Tiere‹ dürfen nicht eingeweiht werden. Die Meldungen müssen automatisiert herausgehen.
VW: Und wer verwertet die Information dann?
BR: An dem Punkt kommt deine ›Stasi‹ ins Spiel. Wobei ich deren ›Art von Gewinnung‹ von neuen ›Mitarbeitern‹ keinesfalls vorschlagen würde. Allgemein gesprochen sollte der ›Apparat‹ komplett aus Nicht-Deutschen-Personen bestehen, die akzent- und fehlerfrei unsere Sprache beherrschen.
VW: Sprichst du von Migrantenanwerbungen?
BR: Die besten ›Söldner‹ kommen aus dem Ausland.
VW: Was war nur in deiner Zigarette drin?
BR: Reinster und feinster Tabak. Sofern dir mein grundsätzlicher Ansatz missfällt, kann man nötigenfalls auch Deutsche hinzuziehen, denen man vorher natürlich die Staatsangehörigkeit – auf Lebenszeit! – entzieht. Apropos: Der neu-geschaffenen ›Abteilung‹ täte es immens gut, wenn sie ihren Sitz im europäischen Ausland hätte, vielleicht im Generalkonsulat in Kapstadt oder in der Botschaft in Pretoria.
VW: In Südafrika? Ist das wirklich eine überdachte Idee?
BR: Stimmt. Wie wäre es mit dem Königreich im Himmel?
VW: Lesotho? Wir unterhalten in Maseru seit gut und gern 30 Jahren keine Botschaft mehr.
BR: Das macht doch nichts, gründen wir wieder eine. Oder noch besser: Wie wäre es mit Nicht-UN-Staaten? Autonome Republiken ...? Vielleicht Abchasien oder Südossetien?
VW: Warum verlegen wir deine ›Abteilung‹ nicht gleich nach Nordkorea oder Taiwan?
BR: Das könnte sich schwierig gestalten, doch nicht unmöglich. Wenn du das willst, mache ich den Weg dafür frei.
VW: Ich will diesen Quatsch überhaupt nicht.
BR: Gut, dann beauftrage ich einen anderen damit.
VW: Niemand wird da mitmachen.
BR: Das ist lediglich eine Frage der Besoldungsgruppe.
VW: Mit Geld kann man nicht alles kaufen.
BR: Beginnend bei Funktionsgruppe AD 16 für Beamte der Europäischen Union ...
VW: Was!? Das wären ja mal locker 15.000 € pro Monat.
BR: Mehr sogar, obwohl das natürlich ein bisschen wenig ist.
VW: Wenig? Ich muss mich verhört haben.
BR: Nun ja, doch, irgendwie schon. Immerhin gibt es kein Tagesgeld, schließlich können sie schlecht als Parlamentarier der EU aufgeführt werden. Aber mit einer ordentlichen Aufwandspauschale lässt sich das sicherlich kompensieren.
VW: Was ist mit Personal- und Büroausstattung?
BR: Ein Büro und eine Assistenz braucht jeder.
VW: Dann würde ich mich gerne mit Jeannie anmelden.
BR: Hattest du nicht noch vor ein paar Sekunden altklug erwähnt, dass niemand käuflich wäre?
VW: Dreh mir doch meine Worte nicht im Mund herum.
BR: Und was sollte Jeannie bitteschön an diesem Job reizen? Sie wird doch schon nach AST 7, Stufe 8 entlohnt.
VW: Wie? Echt jetzt? Aber sie hat doch nicht mal Abitur? Und außerdem ist ihr Arbeitsmittelpunkt ...
BR: Warte mal. Du willst mir ernsthaft sagen, dass du nicht wüsstest, wie viel deine eigene Assistentin verdient?
VW: Warum sollte mich das interessieren? Schau ich aus, als ob ich sie bezahlen würde?
BR: Auch ein Argument. Doch so sehr ich dir so eine Stelle gönne, kann ich das leider nicht arrangieren. Als Rädelsführer solltest du möglichst wenig damit zu tun haben.
VW: Rädelsführer? Ich?
BR: Pardon. Ich meinte, als Pate der Konspiration.
VW: Pate der Konspiration?
BR: Wiederhole doch nicht immer, was ich sage. Oder muss ich für dich etwa unentwegt beziehungsweise bei jedem zweiten Wort mit angedeuteten Gänsefüßchen hantieren?
VW: Das wäre durchaus sinnvoll.
BR: Ich tue dir den Gefallen aber nicht. Andererseits bekämst du für deine stillschweigenden Dienste eine ordentliche finanzielle Entschädigung.
VW: Du meinst: fürs Nichtstun?
BR: Wenn du es so bezeichnen willst – ja.
VW: Gut. Dann stünde nur noch die Frage im Raum: Wie viel bekommt Jeannie für ihr Stillschweigen?
BR: Wie bitte? Wie soll ich das denn abrechnen?
VW: Du gibst mir einfach das Doppelte.
BR: Ähm, mit welcher Begründung?
VW: Hör mal, wer theoretisch in Nordkorea oder Taiwan eine geheime, deutsche Abteilung aufbauen könnte, der sollte an so einer Lappalie wohl nicht scheitern.
BR: Wie stehst du zu dubiosen Beteiligungen?
VW: Doppelt oder gar nicht.
BR: Folgender Vorschlag: Ich gebe dir die Hälfte mehr als sonst und darüber hinaus verrate ich dir ein intimes Geheimnis über deine neue Assistentin.
VW: Dass sie bi ist, brauchst du mir nicht zu erzählen.
BR: Das spielt möglicherweise da ein wenig mit rein.
VW: Sag es mir einfach.
BR: Erst Handschlag drauf.
VW: Handschlag?
BR: Hatten wir das mit den Wiederholungen meiner Äußerungen nicht schon geklärt?
VW: Ich wundere mich nur. Normal musste ich immer irgendwas unterschreiben.
BR: Dafür war diesmal keine Zeit.
VW: Du meinst eher, du konntest die liebe Tilly nicht mit ins Boot nehmen. Keine Tippse, kein ...
BR: Schon gut. Machen wir das dann mit dem Handschlag?
VW: Da wir uns ohnehin nur hier auf den Anwesen treffen und dir das Morden verboten wurde, ...
ERZ: BR reicht VW die Hand entgegen und VW schlägt ein.
BR: Dann hätten wir das ja geklärt.
VW: Verrätst du mir jetzt das Geheimnis von Jeannie?
BR: Sitzt du gemütlich? Vielleicht solltest du dich ...
VW: So schlimm wird es schon nicht sein, dass ich unmittelbar danach in Ohnmacht falle.
BR: Ich wollte nur festhalten, dass ich dich gewarnt hatte.
VW: Hau es doch einfach raus.
BR: Jeannie ist gesegnet mit terminalem Hirsutismus.
VW: Was für einen ›Ismus‹?
BR: Für dich, auf Mittelhochdeutsch: Hirsu-tis-mus.
VW: Ich hab dich schon verstanden, ich weiß nur nicht, was das sein soll oder was ich mir darunter vorstellen kann.
BR: Beim Barte der Aphrodite!
VW: Na klar: beim Zeus! μὰ τὸν Δία!
BR: Aphrodite entstieg nackt dem Schaum und war vollkommen makellos. Es wirkt eigenartig, betrachtet man ihre aberwitzige und zufällig anmutende Zeugungsgeschichte, hervorgerufen durch das verstümmelte Glied ...
VW: Schon gut. Was hat das alles mit Jeannie zu tun?
BR: Sumerisch muss es naturgemäß richtig heißen: Beim Barte der Ištar! Am Abend ein Weib, am Morgen ein Mann. Wenn man das in Bezug auf den Abend- und Morgenstern – die oder der Venus – sieht ...
VW: Du stammelst gerade zusammenhanglos und in Rätseln.
BR: Verzeihe, für dich werde ich konkreter: Jeannie wachsen Haare, wo Frauen gewöhnlich heutzutage keine mehr tragen.
VW: Du meinst: keine wachsen. Moment! Wo hat sie Haare?
BR: Eigentlich nur an zwei unliebsamen Stellen. Dank meiner Wenigkeit nur noch an einer; den Haarwuchs an der anderen wollte sie allerdings partout behalten.
VW: Da sie keine Haare auf den Zähnen hat, vermute ich, dass du von einem sogenannten ›Damenbart‹ sprichst.
BR: Genau der ist weg – dauerhaft.
VW: Aha. Ich will mal so tun, als ob es mich nicht interessieren würde, wie du das angestellt hast. Dagegen würde ich gerne gewagt anfragen – und ich bereue es jetzt schon –, an welche Stelle sie ihr ›Haarkleid‹ beibehalten wollte.
BR: Das verhält sich ungefähr so wie mit dem verschwundenen Baculum beim Manne. Es ist unpraktisch, doch wenn Männer nur einen einzigen Wunsch bei einem Dschinn freihätten, dann wäre das wohl einer der Favoriten.
VW: Ich verstehe schon wieder nur Bahnhof.
BR: Ich rede vom genommenen Knochen des Mannes.
VW: Von der Rippe?
BR: Vom Penisknochen, Todd. Das Ding, das so viele Säugetiere haben, aber der Mensch halt nicht ... mehr.
VW: Wie wäre es, wenn du nicht nur Andeutungen herausspuckst, sondern einfach mal zur Sache kämst. Wo hat Jeannie noch Haare, wo Frauen normalerweise keine haben?
BR: Dort wo sich bei unrasierten Damen ein scharfes Dreieck abbildet, wächst bei ihr ein breiter Rhombus.
VW: Was? Jeannie hat Achselhaare? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.
BR: Jede Frau hat Achselhaare, Todd. Und jede Frau hat auch an der Stelle Haare, die ich dir gerade beschrieb.
VW: Komm doch mal zum Punkt. Wo soll das sein?
ERZ: BR klatscht lautstark seine beiden Hände auf Höhe seines Mundes aneinander, als ob er sogleich beten wolle. Nur kurz hält er diese Stellung bei, ehe seine Hände sich nach außen drehen und in umgekehrter Form zwischen seine Oberschenkel ihren Bestimmungsort finden. Die Handballen und Daumen lösen sich voneinander, die Finger bleiben dagegen zusammen. So entsteht ein symbolisches, umgedrehtes und anmutendes V vor seinem Schambein. In dieser offensichtlichen Pose verharrt er abermals nur kurzweilig, schließt seine Hände wieder und bildet daraufhin einen Rhombus.
VW: Da unten? Nein!
BR: Doch.
VW: Oh!
BR: Keine zwei Löcher. Nur ein rhombusartiger Haarwuchs.
VW: Nein!
BR: Doch.
VW: Ohh!
BR: Manche Männer stünden darauf, behauptet sie.
VW: Männer stünden darauf? Nein!
BR: Doch.
VW: Ohhh!
BR: Lass das! Ich bin weder Inspektor Ducros, noch mimst du den Monsieur Brisebard.
VW: Jo. Ich meine: Non, ähm ...: Si.
BR: Wenn du dann keine Fragen mehr hättest, spring auf meinen Rücken.
VW: Männer stehen da doch nicht wirklich drauf, oder?
BR: Ist MeiTe etwa glattrasiert?
VW: Nein.
BR: Siehst du. Keine periodische Menstruation – keine Rasur.
VW: So ein Schwachsinn.
BR: Schwachsinn wäre es, wenn ich die Theorie aufstellen würde, dass sich Frauen nur deswegen da unten rasieren, damit das Blut nicht an den Schamhaaren kleben bleibt.
VW: Ähm, ja. Ich glaube, wir beenden unser Gespräch an dem Punkt und machen diese ›Huckepackrennnummer‹.
BR: Wie du meinst, lieber Todd. Du darfst gerne mitzählen, es wird keine 3 Sekunden dauern.
VW: Oh, glaub mir, das werde ich tun.
BR: Na dann, auf geht's – Rock 'n 'Roll!
Epilog
Wer wird schneller sein? Der rennende Tony mit Todd auf den Rücken oder der fliegenden – schwebende? – Kenny? Wir warten auf die Zielfotografie – das Fotofinish.
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