Die Beratenden – Im Prostas
V-Theorie (Pt. 11w)
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Prooimion
Wir dünnen das Feld der Protagonisten so langsam aus.
Prolog
›Der Lässige wird sein Wildpret nicht braten, aber köstlich
ist das Vermögen des Mannes, der fleißig ist.‹ (Spr. 12,27)
ist das Vermögen des Mannes, der fleißig ist.‹ (Spr. 12,27)
Akronyme
DV = Die Verwalterin (›Meine Teuerste‹ / ›MeiTe‹)
VW = Der Verwalter (›Habib‹ oder Toddy oder Todd)
AdB = Assistent der Beraterin (Milutin)
JdG = Jenny de Ginny (›Assistentin‹ des Assistenten von DB)
BR = BR = Der Berater (Tony aka. Hl. Antonius der Große / Oni)
ERZ = Erzähler (Kenny vom Hause der Kenisiter)
Dialog
Zum Anhören bitte hier klicken: (Falls Abspiel nicht möglich: Klick zum Direktlink)
ERZ: Unsere Szene beginnt tatsächlich nicht im Prostas, sondern im Peristyl, wenn man es streng auslegt. VW und AdB gehen mit DV voran, jeder führt sie an einer Seite (rechts VW, links AdB); in ihrer freien Hand ziehen sie jeweils einen Reise-Trolley hinter sich her. JdG befindet sich ein paar Meter hinter der Dreiergruppe. Sie muss zwei schwer anmutende Gepäckkoffer (ohne Rollen) schleppen.
DV: Was ist das für eine grauenhafte Musik?
AdB: Clavicytherium.
DV: Ist das der Name der Empfangsdame?
VW: Nein, MeiTe, das ist ein Tasteninstrument. Es spricht sich gewöhnlich Klaviziterium aus.
DV: Es klingt abscheulich. Wer spielt das Ding?
AdB: Milostivi gospodine.
DV: Gesundheit!
VW: Nein, MeiTe, das ist serbisch und bedeutet so viel wie ›gnädiger Herr‹.
BR: Wen haben wir denn da?
DV: Der Kammermusiker kann sprechen. Da schau an.
BR: Toddy, Milutin, Jenny. Uns Sie müssen MeiTe sein. Darf ich mich der Teuersten vorstellen: Heiliger Antonius der Große – Sie dürfen mich gerne Tony nennen.
DV: Sie können hinter ihrem Ding sitzenbleiben.
BR: Wie zuvorkommend von Ihnen. Hätten Sie vielleicht einen Musikwunsch, bevor ich Ihnen ihren Toddy für ein paar Minuten entführe?
DV: Hat der Kerl mich gerade gesiezt?
AdB: Da. Das ist milostivi ...
DV: Ich weiß, er ist der gnädige Herr, der zufällig so heißt wie einer der vier Marschälle G'ttes. Sagen Sie, werter Antonius, darf ich sie duzen?
BR: Das wäre mir eine Ehre, meine Teuerste.
DV: Nennen Sie mich nicht so!
BR: Ich bitte vielmals um Verzeihung, Ihre Anwesenheit raubt mir den Verstand. Natürlich bin ich mir bewusst, dass nur sie, Sambethe, sie so ansprechen darf.
DV: Wer ist Sambethe?
AdB: Pardon. Die Tochter des Lamech und der Azura.
DV: Aha. Und du kennst Sie? Weißt du auch, wo sie ist?
BR: Sie wartet im figurierten Plasmafilament.
DV: Wo bitte hält sie sich auf?
BR: Sie ist in der Blase, verehrte MeiTe.
DV: Ich habe dir nicht erlaubt, mich zu duzen.
BR: Dann muss ich mich abermals bei Ihnen entschuldigen.
DV: Das wird langsam langweilig. Duze mich einfach.
BR: Ergebensten Dank, die Dame.
DV: Redet der immer so geschwollen?
VW: Nicht immer, MeiTe. Eigentlich meistens nie.
DV: Eigentlich meistens nie? Wie auch immer, du kennst ihn?
VW: Ja, das sollte ich. Er ist der Grund, warum ich dich hierher begleiten durfte.
DV: Dieser Schnösel?
AdB: Er ist auch der Schutzpatron der französischen Fremdenlegionäre.
DV: Hast du gerade einen vollständigen Satz gesprochen?
AdB: Da. Ich war mal Söldner in der Legion.
DV: Das ist ja überaus interessant, wenn auch nicht überraschend. Könnten wir dann vielleicht mal weitergehen? Ich habe einen Braten in der Röhre, der so langsam herauswill.
BR: In dem Fall, möchte ich euch nicht länger aufhalten. Wie ich schon eingangs sagte, müsste allerdings Toddy hierbleiben. Er hat mit mir einen Termin.
DV: Todd, ich glaube, wir müssen uns mal ernsthaft miteinander unterhalten, mit welchen Leuten du dich abgibst. Du hast allen Ernstes mit dem Heiligen da einen Termin?
VW: Es ist nicht so ganz freiwillig, MeiTe.
DV: Dann erkläre mir das ganz fix oder du kommst mit.
VW: Nun, wie soll ich es dir nur sagen.
BR: Ich übernehme das für dich. MeiTe, ich bin sein Berater.
DV: Was!? Todd! Der ... soll dein Berater sein?
VW: In dem Punkt kann ich ihm leider nicht widersprechen.
BR: Leider? Ich hab mich wohl verhört? Der liebe Toddy und ich sind seit Jahren gute Busenfreunde. Wir haben mit Milutin schon die schrägsten Partys in meinen Andron gefeiert. Milutin, sag, kannst du dich noch an die eine erinnern, wo wir die Go-go-Girls aus Übersee haben einfliegen lassen? Wo waren die gleich noch mal her?
AdB: Las Vegas.
VW: Die eine hieß Nancy, wie die von Sin City.
BR: Ach, das war die Blonde mit dem Lasso und dem Buchnabel-Piercing. Die war nicht so mein Fall.
ERZ: JdG ging mit dem schweren Gepäck an der Gruppe vorbei und tat dabei ihren Unmut über ihre Plagerei kund.
JdG: Könnt ihr mal endlich aufhören zu schwätzen. Das Zeugs da trägt sich nicht von alleine.
DV: Geh ruhig voran, Jen, ich finde allmählich Gefallen an deren trivialen Worten. Obgleich diese Geschichte ein Nachspiel für dich haben wird, mein lieber Todd.
BR: Nehm ihn nicht so hart an die Kandare. Er verfolgte deren Darbietung wie ein kleiner Schuljunge.
DV: Das kann ich mir sogar bildlich vorstellen.
BR: Auf der anderen Seite hatten wir natürlich auch an ihn gedacht. Als der Go-go-Boy auftauchte, ...
VW: Die Einzelheiten ersparen wir bitte MeiTe.
AdB: Du musst ihr sie ihr trotzdem mitteilen.
DV: Und das wird er auch. Vielleicht ist das auch besser, als den wilden Erzählungen von euch testosterongeschwängert Männern zu lauschen. Ihr versteht es ohnehin alltägliche Gegebenheiten ungemein zu übertreiben.
ERZ: Es folgte ein großes Schweigen der drei Männer, ehe sich BR vom Hocker erhob, hinter dem Clavicytherium hervortrat und zur Gruppe herüberging, um letztendlich die Stille zu brechen.
BR: Gut, dann wollen wir dich – dann wollen wir euch – nicht länger aufhalten. Toddy, wenn ich bitten darf. Lass uns in mein Spielzimmer gehen.
VW: Und was ist mit dem Trolley?
BR: Sofern da keine Voltigierpeitsche drin ist ...
DV: Gib ihn schon her und geh mit ihm. Das Ding kann ich auch noch selbst schieben. Ich bin schwanger, nicht behindert.
VW: Aber du bist jetzt nicht sauer auf mich?
DV: Ich hab grad ganz andere Sorgen, lieber Todd.
VW: Hast du wieder Vorwehen? Soll ich dich vielleicht nicht doch lieber begleiten? Bei den letzten hat dir das Schaumbad gutgetan, währenddessen ich dir spannende Geschichten erzählte, die dich von den Schmerzen ablenkten.
ERZ: BR und AdB schauten einander entgeistert an.
DV: Du hast das gut gemacht, Todd, doch das ist jetzt weder der richtige Zeitpunkt, noch der richtige Ort.
VW: Und was ist, wenn sie hier keine Wärmflasche haben.
DV: Die Wärmflasche hast du mir doch selbst mit dem Kirschkernkissen eingepackt.
VW: Hat sie überhaupt eine Mikrowelle?
DV: Todd, bitte. Lass mich einfach gehen. Bleibt bei Tony.
VW: Na gut, aber nur wenn du sie auch fragst, ob sie mir meinen Wunsch erfüllen kann.
DV: Das ist eines der ersten Dinge, die ich sie fragen werde. Ich kann dir jedoch, so leid es mir tut, nichts versprechen.
VW: Okay, verstehe. Dann geh, meine liebe MeiTe. Und denk an die Atemübungen. Milutin wird auf dich aufpassen.
ERZ: VW gibt DV einen Kuss auf die Wange und geht dann in Richtung Exedra, während BR und AdB weiterhin dumm aus der Wäsche gucken. JdG dagegen, die schon ein ganzes Stück vorangegangen ist und sich bereits im Kryptoportikus befindet, ruft erbost nach hinten.
JdG: Kommt ihr jetzt endlich!
Epilog
Wie ›unser‹ Kenny müssen auch ›wir‹ dableiben. Kenny ist bei dem Termin vom Berater mit dem Verwalter als Protokollant bestellt – und ›wir‹ sind die ›zuschauenden Zeugen‹. Das Leben ist ausschließlich in Utopien ein Zuckerschlecken [sic!].
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