Die Beratenden – Im Vorzimmer³
V-Theorie (Pt. 11l)
VoRsIcHt: bitte die FAQs lesen!
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Prooimion
Das Treffen aller bisher Beteiligten steht bevor!
Prolog
›Hoffart ist vor dem Verderben, und Hochmuth vor dem Falle.‹ (Spr. 16,18)
Akronyme
ABR = Assistentin Berater (Jeannie de Ginny)
SCH = Die Schneiderin (Tilly)
BR = Der Berater (Tony aka. Hl. Antonius der Große)ERZ = Erzähler (Kenny)
Dialog
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ERZ: SCH trifft im Vorzimmer ein und sieht auf der Couch VW mit einer der Zwillinge. VW liegt mit dem Kopf auf ihren Beinen – sein Sakko dient als Kopfkissenersatz. Der Rest seines Körpers ruht ausgestreckt in Rückenlage. VWs Hemd wurde aufgeknöpft, sowie auch sein Hosenknopf; der Reißverschluss steht offen und man kann von Weiten seinen Herrenslip in Regenbogenfarben erkennen.
SCH: Jenny?
ABR: Jeannie.
SCH: Entschuldige. Was tust du da mit Toddy?
ABR: Wonach sieht es aus? Ich gebe ihm eine Kopfmassage.
SCH: Und was macht deine andere Hand da an seinem …
ABR: Ich gebe ihm eine Bauchmassage mit ein paar extra Einlagen, um es ihm so angenehm wie möglich zu gestalt...
SCH: Er hat einen Ständer!
ABR: Oh ja, jetzt wo du es sagst, erkenne ich es auch.
SCH: Wie kann man nur so hässliche Unterwäsche tragen?
ABR: Ich besorg ihm neue. Das wird meine erste Tat werden, nachdem ich mich bei ihm im Büro eingerichtet hab.
SCH: Von was redest du da?
ABR: Der Habib, Toddy, ist jetzt mein Chef. Ist er nicht süß?
SCH: Ähm, du solltest echt vom Hazel die Finger lassen.
ABR: Ich bin clean. Seitdem du mit Tony verschwunden bist, hab ich nur eine von seinen Kippen geraucht.
SCH: Wenn du das clean nennst, haben wir beide wohl eine unterschiedliche Auffassung davon.
ABR: Du bist ganz schön spießig. Ich dagegen bin neugierig: Wie hat er sich angestellt mit der Dicken? Also nicht, dass es mich was angehen würde, ...
SCH: Ganz recht, es geht dich nichts an. Trotzdem, wenn es dich interessiert: Er hat seinen ›Job‹ erfolgreich verrichtet.
ABR: Mit oder ohne deiner Hilfe?
SCH: Jeannie, Folgefragen lasse ich nicht zu. Können wir bitte unser Gespräch auf aktuell wichtigere Dinge lenken?
ABR: Du musstest für ihn lispeln, nicht wahr? Und ich sehe, du hast neue Strümpfe an. Die Nylons gefielen mir besser.
SCH: Sag mir einfach, wo die anderen sind?
ABR: Hat er dich angespritzt?
SCH: Jeannie! Lass gut sein. Wo sind Milutin und Jenny?
ABR: Ach die, die sind im Schallschutzraum.
SCH: Und was machen die beiden da drin?
ABR: Woher soll ich das wissen? Das ist ein Schallschutzraum, der absorbiert Geräusche.
SCH: Das leuchtet mir ein. Dann will ich mal anders fragen: Weißt du wenigstens, weswegen sie da reingegangen sind?
ABR: Die wollten bei meiner Massage nicht zusehen.
SCH: Verstehe. Dir ist es aber möglich, die Türe zu öffnen?
ABR: Milutin hat gesagt, er käme raus, wenn er fertig ist.
SCH: Das funktioniert nicht. Er kann keinesfalls von innen ...
ABR: Er kann, hat er gesagt. Er spricht nur das Nötigste.
SCH: Was du nicht sagst. Nun, dann ist es dir scheinbar einerlei, was er mit deiner Schwester im Moment anstellt?
ABR: Sie wird schon wissen, wie weit sie ihn gewähren lässt. Sie ist alt und groß genug.
SCH: Hörst du dir überhaupt zu, wenn du redest?
ABR: Du hast es jahrelang überlebt, dann wird sie das für die paar Minuten auch hinbekommen.
SCH: Du bestätigst damit nur meine Aussage, das ist dir schon klar. Ist es doch, oder?
ABR: Was kümmert mich das. Einzig Toddy zählt jetzt. Er ist so niedlich. Da musst du mir doch zustimmen.
SCH: Äh, wenn du mich so fragst: nein.
ABR: Okay. Na dann. Es war schön, dich mal wieder gesehen zu haben. Viel Spaß noch mit Tony.
SCH: Jeannie, die beiden müssen sofort da rauskommen!
ABR: Ich steh jetzt nicht auf. Toddy braucht mich.
SCH: Dann sag mir den Code und ich mach es selbst.
ABR: Ich bin nicht mehr die Assistentin von Tony und du hast mir ohnehin nichts zu sagen.
BR: Ich aber.
ERZ: BR betritt das Vorzimmer, den Vorraum, im Schlepp DV auf dem kaputten Diwan. Damit er den teuer wirkenden Steinboden nicht ruinierte, schliff er vorher die kaputten Füße mit seinem Allzweckmesser ab und umwickelte sie großflächig mit dem Klebeband (– beides Utensilien aus seiner rechten Jacketttasche, wir erinnern uns ...). Darüber streifte er am Schluss noch die Nylons von SCH.
ABR: Ach schau an, der Meister himself. Willst du uns deine neueste Beute präsentieren? Schieb sie doch mal ein wenig näher heran, damit ich mir den fetten Fang ansehen kann.
BR: Das Reimen wird dir noch vergehen. Wie wäre es, wenn du einfach aufstehst und das Exedra öffnest?
ABR: Wie du siehst, bin ich beschäftigt mit meinem neuen Chef. Er benötigt meine volle Aufmerksamkeit.
SCH: Sie bildet sich ein, sie hätte jetzt mit ihrer Schwester die Vorgesetzten getauscht.
ABR: Ich bilde mir das nicht ein! Er ist mein Boss, nicht der.
BR: Das hört sich nach einer absolut bescheuerten Idee von Milutin an. Und weil er ohnehin unpässlich ist, will ich mal mitspielen – oder vielmehr darauf eingehen. Hab ich das aus der Ferne richtig verstanden: Er ist da drin mit Jenny?
ABR: Das hast du. Der Fetten steht dein Morgenmantel übrigens richtig gut. Ich will nicht wissen, wie sie da reinkam.
SCH: Tony, können wir die Sache nicht etwas abkürzen? Die Zeit sitzt uns im Nacken und die Vorzimmerdame nervt.
BR: Das können wir – und das werden wir auch.
ERZ: BR stellt seine ›schwere Fracht‹ auf dem Boden ab, geht zur Couch herüber und kniet vor Jeannie.
ABR: Meine Antwort lautet ›Nein‹.
BR: Höre erstmal, was ich dir zu sagen habe. Du wirst von mir eine ›Empfehlung‹ brauchen, um überhaupt unter Toddy arbeiten zu können, das weißt du.
ABR: Ich pfeife auf dein Führungszeugnis. Er nimmt mich auch ohne Papiere. Er hat gar keine andere Wahl.
BR: Selbst wenn nur er weiß, dass du Jeannie und nicht Jenny bist, wird das – respektive wird das durch dich – Schaden an seiner Reputation nehmen. Und davon fürchtet er sich. Er wird das mit allen Mitteln verhindern. Und exakt aus diesem Grund sucht er sich lieber eine neue Assistentin.
ABR: Bis die eingearbeitet ist, hat er keine Reputation mehr.
ABR: Bis die eingearbeitet ist, hat er keine Reputation mehr.
BR: Er tut das, ohne dabei seinen Ruf zu verlieren. Er wird seinen lange geplanten Jahresurlaub – einen wochenlangen Trip mit seinem Lebensgefährten in die Mongolei, Nähe der russischen Gefilde – aufgeben. In der dadurch entstandenen freien Zeit macht er seine neue Arbeitskraft wohl kompetenter als Jenny es jemals gewesen ist.
ABR: Das wird er nicht riskieren. Sein Freund wird da auch nicht mitmachen – und mit etwas Pech ist er danach Single.
BR: Sofern ich allerdings Recht behalte, bist du arbeitslos. Ich kann dich fristlos entlassen, auch das weißt du. Ferner kann ich es dir schwer bis unmöglich machen, wieder eine neue Anstellung in dieser ›Branche‹ zu finden.
ABR: Dann mach ich halt was anderes.
BR: Und was bitte? Willst du Pornodarstellerin werden?
ERZ: ABR hört unvermittelt mit ihrer Kopfmassage auf und gibt BR eine Ohrfeige.
BR: Die habe ich verdient. Und wenn wir uns in ein paar Jahren in der Herbertstraße mal wieder über den Weg laufen, dann weißt auch du meine Vorhersehung zu schätzen.
ERZ: ABR will erneut BR eine klatschen, BR verhindert das aber, indem er sie am Unterarm packt.
ABR: Lass mich sofort los, du perverses Schwein, du ...!
BR: Die ›Order of Things‹, die Ordnung der Dinge, habe nicht ich aufgestellt, allerdings kann ich sie zurechtbiegen. Hör mir daher genau zu: Ich lasse jetzt deinen Arm los und du wirst mich nicht nochmalig schlagen. Im Gegensatz dazu tue ich alles in meiner Macht, um Toddy davon zu ›überzeugen‹ dich, als seine neue Assistentin willkommen zu heißen.
ABR: Also gut, in Ordnung. Doch das sollst du wissen: Die Türe mache ich dir nicht auf. Das kannst du knicken.
ERZ: BR lässt den Arm von ABR los und steht auf.
BR: Das brauchst du auch nicht. Ich habe die Codes.
ABR: Was redest du da für einen Unsinn. Du kannst meine Zugriffskennung unmöglich wissen.
BR: Meine liebe Jeannie, das stimmt. Jedoch kann ich ›Denken und Fühlen‹ – und dadurch auch deine Gedanken lesen.
ABR: Versuch mich nicht zu verarschen. Du hast wohl heimlich was geraucht mit dieser Schnalle von Schneiderin?
SCH: Schnalle!? Ich muss mich verhört haben. Sag das noch einmal, du ungezogene Göre, dann knall ich dir eine.
ABR: Und ich ramm dir meine Fingernägel in die Augen, wenn du das auch nur versuchst.
BR: Genug! Kommt mal runter. Ihr mögt euch nicht, das ist nichts Neues. Ihr braucht euch aber auch nicht zu beleidigen oder gar zu schlagen. Das werde ich in meiner Anwesenheit auch nicht zulassen.
ABR: Ach, und was willst du dagegen tun? Uns tasern?
BR: Scheiße! Nein! Ich gab dem Serben meinen Taser!
ABR: Tony ohne Spielzeug ist ein wehrloser Tony.
BR: Verstehst du nicht, Jeannie!? Milutin ist mit dem Ding da drin und ich kann nur hoffen, dass er nicht die Funktion für den Elektroschocker gefunden hat.
ABR: Ich hoffe darauf, dann bekommt sie nicht so viel mit.
ERZ: SCH war drauf und dran ABR ihrerseits eine Backpfeife zu geben, BR hielt sie aber davon ab.
BR: Schon vergessen: Ich bin wehrlos. Tu lieber mir – und uns allen – einen Gefallen und hol die Decke aus dem Salon, ich hab sie vergessen. Bring am besten gleich zwei mit. Wenn ich noch länger die abgefahrene Unterhose von dem Typen auf der Couch betrachte, krieg ich Augenkrebs.
ABR: Hey! Ich find die schick. Er steht halt zu dem, was er ist. Daran kann ich nichts Falsches erkennen.
BR: Meine Rede, Jeannie. Wie umsichtig von dir. Du bekommst von mir ein tadelloses Führungszeugnis. Und deine restlichen Urlaubstage kannst du auch übernehmen.
ABR: Oh, das ist aber überaus freundlich von dir.
BR: Glaube mir, du wirst sie brauchen.
ABR: Pfff.
SCH: Kommst du alleine wirklich zurecht?
BR: Ich hab noch meine Voltigierpeitsche.
SCH: Bist du dir sicher, dass die reichen wird?
BR: Nein, eigentlich nicht, aber ich hab noch ein anderes Gadget in petto, um einen aufgebrachten Serben, den man in flagranti erwischt hat, dingfest zu machen.
SCH: Und du weißt echt, was du da zu tuen gedenkst?
BR: Ich weiß, was ich tue, doch falls was schiefläuft ...
ERZ: BR flüstert SCH etwas ins Ohr.
SCH: Ich hoffe, ich muss darauf nicht zurückgreifen.
BR: Und wenn doch, dann hängt mein Leben davon ab.
ERZ: Jetzt flüstert SCH etwas ins Ohr von BR, der ihr darauf einen zärtlichen Kuss gibt und mit einem Wort antwortet.
BR: Dito.
SCH: Dito? Ihr Männer habt echt ein Problem damit eure Gefühle laut auszusprechen, nicht wahr?
ABR: Darf ich dazu auch was beisteuern?
BR: Lieber nicht.
SCH: Und ich stimme dem zu. Ab den Punkt, wo du mich als eine ›Schnalle‹ bezeichnetest, hattest du schon Sendepause.
ABR: Och menno.
Epilog
Das Treffen aller bisher Beteiligten steht immer noch bevor. Manchmal kommt es ganz anders, als man denkt. Was wird dem Berater hinter der verschlossenen Tür wohl erwarten? Oder, anders gefragt: Will man das überhaupt im Detail in Erfahrung bringen? Höre ich da etwa jemanden aus dem Hintergrund still und leise ›Och menno‹ rufen?
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