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•••Ⓚontakt

Die Beratenden – Embolium

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 V-Theorie (Pt. 11o)

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Prooimion 
Oder: Das (kurze) Erscheinen der Beraterin!

Prolog
›Der Weiber Weisheit bauet ihr Haus,  
aber die Thorheit bricht es ab mit ihren Händen.‹ 
(Spr. 14,1)

Akronyme
DB = Die Beraterin (Tochter des Lamech und der Azura)
DER = Die Erzählerin (Ceana vom Hause der Kenisiter)

Dialog
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DER: Yom Tov, ich bin Ceana, die Erzählerin, und Kenny ist mein dizygotischer Zwillingsbruder. Im Gegensatz zu ihm, erzähle ich hauptsächlich von den Geschehnissen außerhalb des Anwesens, konkret von den ›Dingen‹ in der ›Blase‹. Ins Haus komme ich ausschließlich mit der Beraterin. Wie auch Kenny bin ich für die anderen Anwesenden nicht sichtbar. Ausnahmslos die Beratenden können uns hören  so sie wollen – und uns wahrnehmen, sofern sie das explizit wünschen.
DB: Und ich ›wünsche‹ das ›explizit‹.
DER: Wirklich? Was für eine unbeschreibliche Ehre.
DB: Bezweifle nicht meine Aussagen. Deine ›Erzählkunst‹ war ohnehin nicht gerade schmeichelhaft, mir gegenüber.
DER: Verzeihung, ich versuchte die Neutralität zu wahren.
DB: Lass uns am besten nicht mehr darüber reden.
DER: Einverstanden. Entschuldige, ich bin immer noch ein wenig sprachlos, verzückt will ich fast sagen, in Hinblick auf deine Wertschätzung und der Tatsache, dass auch ich einmal aktiv in eine ›Szene‹ Eingriff nehmen darf und spreche...
DB: Für eine ›Sprachlose‹ redest du ziemlich viel.
DER: Das geschwollene und langatmige Beschreiben von Gegebenheiten wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt.
DB: Schön und gut, Ceana, du mimst jedoch gerade nicht die Figur einer ›neutralen‹ Erzählerin. Und jetzt lass uns diesen Ort verlassen. Ich ertrage den Gestank nicht mehr.
DER: Und ich wünschte, ich könnte riechen.
DB: Du kannst auch riechen.
DER: Doch nicht so, als ob mir der Geruch etwas abbekäme.
DB: ›Abbekäme‹? Versuche es mal mit einfacher Rede.
DER: Du meinst, einfache Sprache?
DB: Von mir aus auch das.
DER: Okay, ich werde mein Bestes geben.
DB: Wenn du noch einmal englische Anglizismen, so umgangssprachlich sie weltweit auch vertreten sein mögen, wie zum Beispiel dieses ›okay‹, benutzt, bist du wieder ›Luft‹.
DER: Ola kala. Ich bemühe mich davon Abstand zu nehmen.
DB: Das sollte wohl eher ολα καλα heißen, für ›alles gut‹.
DER: Entschuldige, mich beeinflusst auch die Kain-Seite.
DB: Selbstverständlich. Daran wird es liegen. Weswegen gebe ich mich überhaupt mit dir ab?
DER: Vielleicht scheust du den Monolog?
DB: Das war eine rhetorische Frage an mich selbst.
DER: Dann bin ich die beste Person für eine Antwort darauf.
DB: Kurzum: nein. Und jetzt lass uns hier verschwinden!
DER: Wie soll das dargebracht werden – ohne Erzählerin?
DB: Überlasse die Beschreibungen einfach mir.
DER: Werde ich dadurch nicht beschäftigungslos?
DB: Keineswegs. Du führst mit mir ja einen Dialog, weil ich den Monolog – gemäß deiner unflätigen Aussage – meide.
DER: Verzeihe, aber ich sollte Einfachsprache benutzen.
DB: Vermeide schlicht und ergreifend Mutmaßungen.
DER: Ich gelobe Besserung. Das ist alles nur so neu für mich.
DB: Ich überhör das geflissentlich und mach nun die Tür auf.
DER: Die Türe? Ja, natürlich – die Tür! Wer verlässt oder betritt schon die Blase über ein Bett auf Schienen. Wie dumm ist das denn? Wer sich das bloß hat einfallen lassen?
DB: Pardon?
DER: Oh, entschuldige. Das war nur so dahin gesprochen.
DB: Ich mache jetzt einfach die Türe auf, dann gehen wir durch den Gang mit dunkelrosafarbenen Licht, immer geradeaus zur nächsten Eingangspforte – ›Türe‹ –, die uns in den Mini-Übergangsraum führt, der an den kleinen angrenzt und ...
DER: ... der wiederum direkt links neben dem großen liegt.
DB: Hey! Ich wollte erzählen, was wir machen!
DER: Verzeihung. Auch das ist für mich neu.
DB: Ceana, höre endlich damit auf, dich permanent bei mir zu entschuldigen. Das ist ziemlich nervtötend.
DER: Ist mir gar nicht aufgefallen.
DB: Mir aber. Den Rest unserer Handlungen brauche ich nicht zu beschreiben. Wir machen einfach einen Schnitt.
— Schnitt —
DER: DB und DER haben soeben den Mini-Übergangsraum betreten. Die beiden ›Türen‹ waren recht schmal für DB, sodass sie diese seitlich beschreiten musste, um überhaupt durchzukommen; und selbst das gelang ihr nicht, ohne dabei die äußeren Rahmen mit ihrem – dem Winterschlaf geschuldeten – voluminösen Körper zu streifen.
DB: Hör doch endlich auf mit dem Beschreiben! Und außerdem weiß jeder, der das liest, um meine körperliche Beschaffenheit in jenen Tagen. Du musst das nicht nochmals durch die Blume irgendwem unterschwellig aufs Auge drücken.
DER: Darf man zwei Redewendungen derart vereinen?
DB: Ich darf alles! Zudem musste ich wegen meiner breiten Schultern seitlich die Ein- und Ausgänge passieren.
DER: Jetzt, wo du es erwähnst. Dein Rücken wirkt übrigens auch breiter als der von diesem Typen mit dem Soul Patch.
DB: Erstens: Es heißt Unterlippenbart. Und zweitens: Woher willst du das wissen? Du hast Milutin doch noch nie gesehen.
DER: Kann es sein, dass dir die Kain-Seite ein wenig die Erinnerungen trübt? Oder liegt es an dem zusätzlichen Gewicht, dass es dir erschwert sich an die Gegebenheiten zu erinnern, als ich deinen serbischen Assistenten einmal ...
DB: Du brauchst den Satz nicht zu vollenden. Ich erinnere mich jetzt wieder an jene – nun ja, nennen wir es mal –, phantasmagorische ›Gegebenheit‹, eher: eine Einmaligkeit.
DER: Da fällt mir ein, ich hatte das Kenny noch nie erzählt. Wenn wir schon mal hier sind, könnte ich glattweg die Gunst der Stunde nutzen, um ihn in aller Ausführlichkei...
DB: Nein! Hör genau zu: Niemand wird das erfahren!
DER: Nicht mal mein eigener Bruder?
DB: Gerade nicht er. Und auch sonst keiner! Ist das klar!
DER: In Ordnung, wenn du das so wünschst.
DB: Dir ist schon bewusst, dass das mein Spruch ist.
DER: Ich darf ›Wenn du das so wünschst‹ nicht mehr sagen?
DB: Hatte ich dir nicht klar vermittelt, dass du meine Aussagen nicht mehr anzweifeln sollst?
DER: Bezweifeln sollte ich sie nicht. Anzweifeln ist etwas ...
DB: Schenk dir deine Spitzfindigkeiten und tue es einfach.
DER: Weswegen sollte ich dir da entgegenkommen? Eure ›Order of Things‹ kann mir doch furchtbar egal sein.
DB: Still! Hörst du das?
DER: DER und DB stellen ihr Geschwätz ein und lausche...
DB: DB muss einen, in ihr aufkommenden, niederen, instinktiven Drang unterdrücken, um DER nicht zu schlagen.
DER: DER vernimmt nun ebenfalls die Geräusche.
DB: DB ist jetzt versucht DER an den Hals zu fassen, um sie würgend zum Schweigen zu bringen.
DER: Wer singt denn da? Und warum können wir es hören?
DB: Weil wir gute Ohren haben.
DER: Aber die Wände sind doch ziemlich dick.
DB: Die dunkelste Kerze auf der Torte ist Ceana.
DER: War das jetzt eine Beleidigung?
DB: Wertfrei betrachtet: ja. Was dir zugutekäme, ist die Tatsache, dass du es womöglich nicht wissen kannst. Dieses, der Kemenate angeschlossene, Zimmerchen ist nicht nur ein sogenannter Mini-Übergangsraum, sondern es fungiert gleichsam als ein Überwachungszentrum für das gesamte Anwesen.
DER: Wir sind in der Nähe des Gynaikeion?
DB: Bingo!
DER: Wir befinden uns also nicht links neben dem großen Übergangsraum, sondern noch weiter links davon.
DB: Das hatten wir schon erwähnt. Zudem: Wen interessieren solche Details? Mach lieber deine Lauscher auf und höre.
DER: Ist das ein Klaviziterium?
DB: Er spielt auf dem alten Clavicytherium, ja.
DER: Wer ist er?
DB: Der Sänger.
DER: Und wer schlägt die Trommel?
DB: Woher soll ich das wissen?
DER: Und woher weißt du dann, dass der Sänger auch spielt?
DB: Weil er das immer tut, bevor er seine Gäste entlässt.
DER: Und wer ist er?
DB: Meine liebe Ceana, selbst ohne meine Hilfe, könntest du das erraten. Wie viele Männer gehen hier wohl ein und aus?
DER: Oh, ich weiß. Sag nichts. Es ist Milutin, dein Assistent.
DB: Natürlich. Milutin verabschiedet gerade seine Gäste. Finde deinen geschmeidigen Denkfehler bitte eigenständig.
DER: Milutin hat Gäste? Das ist ja mal was ganz Neues.
DB: Er feiert seinen Entstehungstag.
DER: Am ersten Sonnabend im Julei?
DB: Nein, am Flugplatz.
DER: Im Peristyl? Ist das nicht der Hof, wo das UFO ...?
DB: Ceana! Heute ist nicht der Tag seiner Entstehung!
DER: Und warum feiert er dann und singt dabei?
DB: Milutin singt nicht, das ist Tony.
DER: Der Heilige Antonius der Große?
DB: Ja, genau – dieser welcher. Und weil dein Hirn auf Sparflamme läuft, haben wir seine Darbietung verpasst.
DER: Das tut mir leid. Aber er hat schön gespielt. Können wir uns das Klaviziterium mal ansehen?
DB: Das Clavicytherium können wir uns nicht ansehen.
DER: Und warum nicht? Ich dachte, das wäre ein Überwachungszentrum. Wo sind denn die Monitore?
DB: Hier sind keine solchen Apparaturen.
DER: Bitte erkläre mir das.
DB: Das ist ein Abhörraum, basierend auf Trägerfrequenzen.
DER: Was kann ich mir darunter vorstellen?
DB: Sagen wir es einmal so: Wir können alles mithören, aber wir können nicht beobachten, was passiert.
DER: Das ›hört‹ sich ziemlich langweilig an.
DB: Welch ein tiefsinniger Kommentar. Wie auch immer, ich habe alles gehört, was ich hören wollte. Ich gehe jetzt in mein Gemach und schlafe erstmal für die nächsten 6 Monate.
DER: Und was soll ich in der Zwischenzeit tun?
DB: Was du immer machst und bist: Luft sein.
DER: Och menno.
DB: Du wirkst nahezu so arglos wie Jeannie, liebe Ceana aus dem Hause der Kenisiter. Ich wünsche dir das Allerbeste!

Epilog
So lange haben ›wir‹ auf die Beraterin gewartet – und jetzt ist sie schon wieder weg, verschwunden in ihrer geräumigen Klause [sic!] für eine bestimmte Zeit. ›Wir‹ warten auf sie.

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