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•••Ⓚontakt

Die Beratenden – Im Salon

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 V-Theorie (Pt. 11d)

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Prooimion 
Der Salon war der Ort, wo sich die Beraterin und die Verwalterin erstmals trafen. Die beiden Damen siezten sich noch und ihre Unterhaltungen waren sehr oberflächlich. Die erste Frage der Beraterin an ihr Gegenüber war bspw.: ›Trinken Sie Bier‹; die zweite Frage lautete ›Haben Sie einen Steinkrug‹. Die darauffolgenden Fragen würde ich in meiner kurzen Reflexion gerne überspringen. Die siebte Frage folgte unweigerlich auf die vorherigen, da sich die Verwalterin doch sehr reserviert gab – und ich will sie zitieren: ›Sind Sie daheim auch so bieder?‹ Das ›Sie‹ schrieb ich im Übrigen klein und hatte das bei der Korrekturlese glatt übersehen. Solche Dinge passieren mir fortwährend. Meine Schriften sind übersät mit Fehlern und bei den kleineren Patzern hoffe ich stets darauf, dass sie überlesen werden. Ich habe allerdings bisher noch kein Buch gelesen, das fehlerfrei war. Das beruhigt mich in gewisser Weise. Manche Verschriftlichungen im Internet lese ich nur deswegen, um Fehler auszumachen. Stilistische Fehler – will ich behaupten – finde ich immer. Denkfehler und unlogische Falschannahmen machen mir jedoch am meisten zu schaffen.  
Ich hoffe daher inständig, dass mir meine eigene Erzählung nicht zum Verhängnis wird. Nach dem letzten, finalen Punkt bei all meiner Texte – ob geschrieben oder gesprochen –, habe ich nämlich schon wieder beinahe alles vergessen, eine Nachtruhe später viel und ein paar Wochen danach ist der Inhalt nahezu komplett aus meinem Geist verschwunden. Gehen Monate oder gar Jahre ins Land, und ich lese mein eigenes Zeugs wieder, bin ich oft positiv überrascht, was mir alles so einstmals einfiel und kann es kaum glauben, dass es noch gar nicht so lange her war. Ich glaube, HaSchem führt mich hinfort von meinen Irrpfaden. Ich danke ihm dafür. 

Prolog
›Und warum solltest du, mein Sohn, durch eine Fremde taumeln,
und den Busen der Buhlerin umfassen?‹ (Spr. 5,20)
 

Akronyme
DV = Die Verwalterin (›Meine Teuerste‹)
AdB = Assistent der Beraterin (Milutin)
SCH = Die Schneiderin (Tilly)
BR = Der Berater (Tony aka. Hl. Antonius der Große)
ERZ = Erzähler (Kenny)

Dialog
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ERZ: SCH und BR beschreiten den langen Flur zum Salon. 
BR: Wo hat sie der Serbe hingebracht? Doch nicht etwa ins Gynaikeion? 
SCH: Wohin?
BR: Ins Frauengemach. Sie waren doch auf einem humanistischen Gymnasium. Gab es da keinen Griechischunterricht?
SCH: Nur 5 Jahre altgriechisch im Liceo Classico Jacopo Stellini in Udine. Gynaikonitis ist der altgriechische Begriff, und – das will ich anmerken – Sie haben Gynaikeion latinisiert Gynoeceum ausgesprochen.
BR: Udine, sagten Sie. Das Weiden in Friaul. Beherrschen Sie auch Friaulisch?
SCH: Ja, ich bin der furlanischen Sprache mächtig.
BR: Wie sieht es mit Slowenisch aus?
SCH: Ja, auch das. Und bevor Sie fragen: Deutsch ist meine zweite Muttersprache nach dem Italienischen.
BR: Wirklich sehr beeindruckend. So, wir sind da, würde ich sagen. Auf in die Oikos und ab ans Werk.
SCH: Woher wissen Sie, dass sie im Salon ist?
BR: Wo soll sie sonst sein? In der Vorratskammer?
SCH: Würde gut zur ihr passen.
BR: Und Sie sind da wohl auch öfters zugange?
SCH: Ich befülle die Kammer, wie Sie wissen.
BR: Darauf wollte ich nicht hinaus.
SCH: Das weiß ich. Wollen wir dann?
BR: Bitte, nach Ihnen.
ERZ: SCH und BR betreten den Salon, SCH geht voran.
SCH: Milutin! Bist du da!?
BR: Schreien Sie doch nicht! Er ist nicht da. Das sieht doch ein Blinder. Ich vermute, ihm ist die Kraft ausgegangen. Scheinbar sind seine Muskeln doch nur aufgepumpt. 
SCH: Seien Sie still. Hier, schauen Sie mal – da drüben.
BR: Der Diwan? Was soll mit dem sein? Dieses in weinrot getauchte ekelerregende Stück an Mobiliar ... 
SCH: Sehen Sie das nicht? Der linke Fuß, er ist abgebrochen.
BR: So ein Pech aber auch. Ich mochte dieses Teil noch nie. Schon allein aus praktischen Gründen – zu groß für eine Person, zu klein für zwei. Endlich kommt es auf den Sperrmüll.
SCH: Verstehen Sie nicht! Das war kein billiges Furnier, die Beine sind aus massivem Hartholz, ich glaube vom Nussb... 
BR: Oho! Und doch ist es entzwei. Es stirbt wenigstens nicht unangetastet ... ähm, also wie eine unberührte Jungfer.  
SCH: Jetzt denken Sie doch endlich mal mit ihrem Kopf und nicht ständig mit ihrem Penis!
BR: Meine Liebe, ich darf doch sehr bitten. Wie Sie sehen, bewege ich mich schon auf unserem Tatort zu.
ERZ: Sagte BR und schritt gemächlich in Richtung Diwan. SCH überholte ihn und war zuerst an Ort und Stelle.
SCH: Hier, schauen Sie! Ein Zettel. Das ist Milutins Handschrift, wenn ich mich nicht irre.
BR: Und was schrieb er? Vielleicht ›Sorry, Tilly, das Ding hielt dem Praxistest nicht stand‹? Die Frau muss ja massiv sein.
SCH: Zweifelsohne, Doktor Watson.
BR: Oder er hat die Arme einfach so aufs Teil geschmissen?
SCH: Das sicherlich nicht. Ich habe ihn gesagt, ... oh! Ich hatte ihm nur erklärt, wie er sie hochhebt, nicht aber wie er sie wieder ablässt. Ich dachte, das wäre selbsterklärend.
BR: Das war es wohl nicht. Was steht jetzt auf dem Zettel?
SCH: ›Geh ins Zimmer von S... ‹.
BR: Nein! Das hat er nicht gewagt, hat er?
SCH: Offenbar schon.
BR: Da darf nicht mal ich rein.
SCH: Ich aber.
BR: Er aber nicht. Da ist ein unsichtbares Schild vor dem Eingang, auf dem steht: ›Männerverbot‹. Was hat er sich dabei nur gedacht? Wenn sie davon erfährt, ist er lebendig tot.
SCH: Tony, ich darf Sie doch Tony nennen, ...
BR: Nein, dürfen Sie nicht. Sie dürfen mich nicht Tony nennen und ich darf nicht ins Frauengemach. So einfach ist das. So ist die ›Order of Things‹.
SCH: Scheiß auf Ihre verdammte Ordnung! Das ist eine Notlage. Begreifen Sie das endlich! Sie ist da drin. Und wenn wir nicht hineingehen und Sie ergo nicht ihren Job erfüllen – was auch immer darunter fällt –, dann werden Sie wohl nie mehr einen Fuß in Neu-Eden setzen. Und ich denke, wir beide wissen, was das zu bedeuten hat.
BR: Ich hoffe doch sehr, dass Sie das nicht wissen. Und bezogen auf meinen ›Job‹, würde ich nur zu gerne mit einem anderen potenten Kandidaten tauschen. Leider bin ich der Einzige, der diese undankbare Aufgabe übernehmen kann.
SCH: Sie sprechen in Rätseln für mich. 
BR: Das ist auch gut so. Und ich lüge Sie unentwegt an. 
SCH: Hören Sie! Wir haben keine Zeit für Gequatsche. So wie ich das beurteilen kann, wird die nette Dame im Frauengemach bald zu sich kommen. Unabhängig, was Sie zu tun haben, sollten wir das doch in erster Linie vermeiden.
ERZ: BR kehrt SCH den Rücken zu, läuft ein paar Meter von ihr weg und dann wieder auf sie zu.
BR: In Ordnung. Lassen Sie uns gehen. Auch wenn wir da ... 
SCH: Ruhe! Gehen wir einfach. Und bitte diesmal etwas schneller. Wir haben schon viel zu viel Zeit vergeudet.
BR: Verschwendet eher. Glauben Sie mir, ich hätte lieber dem dussligen Toddy dabei zugesehen, wie er wieder zu Bewusstsein kommt, als mit Ihnen ... 
SCH: Sie können es nicht lassen.
BR: Was meinen Sie?
SCH: Ich sage Ihnen das nur noch einmal – und es fällt mir schwer, es über die Lippen zu bringen, das können Sie mir glauben: Es tut mir unendlich leid wegen des Kleidchens und dass Ihnen dadurch eine Gelegenheit flöten ging. Woher konnte ich wissen, dass ihre Gespielin nicht da reinpas... 
BR: Reden wir nicht mehr darüber. Ich habe es Ihnen schon längst verziehen.
SCH: Wirklich?
BR: Ja, verdammt noch mal. Buhlerinnen kommen und gehen – und ich bin nicht sonderlich stolz darauf.
SCH: Den Eindruck erwecken Sie nicht bei mir.
BR: Na schön: Ich vergebe es Ihnen hiermit hochheilig.
SCH: Danke, das meinte ich damit jetzt zwar nicht, aber ... 
BR: Gehen wir einfach ins ›Gynaikeion‹. Nach Ihnen, bitte.
SCH: Nur fürs Protokoll: Es geht auch nicht anders.

Epilog
Das nenne ich eine deutliche Steigerung in den Dialogen. Das ›neue Ding‹ wackelt zwar noch nicht beträchtlich, aber es kann nicht mehr lange dauern, ehe das neu-erhoffte Fundament bröckelt und die Suche endlich ihr Ende findet. 

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