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•••Ⓚontakt

Der Tag der Konzeption

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Über- oder bedenkenswert (Pt. 30)

"Wir" müssen über Geburtstage reden. Jeder der mich (oder dieses Blog) ein wenig besser kennt, der weiß darum dass ich solchen "Ehrentagen" keine besondere Aufmerksamkeit entgegenbringe. Das hat einen ziemlich felsenfesten Grund, denn ich will mich mal bis einschließlich 1. Mose 7 als ausreichend bibelfest bezeichnen. Also alles vor der Sintflut ist mein absolutes Lieblingsding, um es enorm salopp auszuführen. Die Schöpfungsgeschichte wie auch die Genealogie haben es mir (seit nun mehr fast 3 Jahrzehnten) besonders angetan. Wenn ich so ab 1. Mose 5 bspw. lese von "er zeugte [...] und starb" - fortwährend -, dann geht mein Herz (immer wieder auf ein Neues) auf, denn nirgends steht bei den ersten Stammväter geschrieben "er war bei der Geburt dabei". Die Zeugung, so könnte man hineininterpretieren, war das überaus Wichtigste. Weiterhin könnte man darüber philosophieren, dass die Geburt seinerzeit wohl ein überaus fester Termin war, der sich 266 Tagen nach der Konzeption erfüllte. Geburten und Geburtstage waren bedeutungslos. 

Es überrascht zu erkennen, dass dieses Phänomen des Bedeutungslosen sich auch in den frühen Tagen der christlichen Kirche - nicht nur verbreitet, sondern - wiederfand. Einige sprachen sich sogar aufopferungsvoll dagegen aus heidnische Traditionen und Bräuche (eben auch Geburtstage) in irgendeiner Form zu feiern. Ich denke da an den Gelehrten und Theologen Origenes, Beiname Adamantios, gezeugt am Ende des 2. Jahrhundert, gestorben in der Mitte des 3. Für ihn waren Namenstage, also die Todes- und Gedächtnistage christlicher Märtyrer, unfassbar viel wichtiger. Er, wie viele andere, waren davon überzeugt, dass Jesus Christus am Jahrestag seiner Geburt gestorben war. Das stand sogar fast außer Frage - oder sagen wir eher: zu seinen, Origenes´, Lebzeiten niemals zur Debatte. Weihnachten wurde also keinesfalls gefeiert, weil es Weihnachten auch nicht gab. Ostern und Weihnachten fielen - nicht nur - so gesehen in die gleiche kalendarische Zeitperiode in jedem neuen Jahr. Wobei das natürlich streng genommen nicht ganz stimmt, denn das Osterfest wurde ja erst rund 6 Dekaden nach seinem Tod, im Jahre 325 (1. Konzil von Nicäa), verbrieft eingeführt und kalendarisch auf den 1. Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling festgelegt [sic! - im heutigen Neusprech würde man statt "festgelegt" eher "empfohlen" schreiben]. Man feierte danach ergo die Auferstehung und nicht mehr die Geburt und den Tod, was immer noch Sinn ergab, weil ja eine christliche Kirche ohne Auferstehung nicht zu denken wäre, zumindest seit besagtem Zeitpunkt. Immerhin war die Auferstehung schon so ein starkes Ding, im Gegensatz zur fast blassen Geburt, die wohl nur eine interpretative Besonderheit auf- oder abwirft, die niemand so recht leugnen kann, der an die jungfräuliche Empfängnis glaubt: Maria hatte wohl keine Geburtsschmerzen. Um das vorwegzuschicken - und damit sich mein Text nicht so heuchlerisch böse anmutet -, ich glaube an die "Jungfrauensache" und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Das war nicht nur eine, sondern die erste Neuschöpfung nach dem 6-Tage-Werk [vor 3.670 Jahren] durch HaSchem überhaupt. Und weil ich so stark daran oder darin Glauben fand, wollte ich dem Umstand mal auf den Grund gehen. Meine Frage war daher: Ist es möglich in Erfahrung zu bringen, wann Jesus genau gezeugt wurde?

Als Vorbemerkung muss ich meine persönliche Überzeugung "offenbaren": Ich bin der Anschauung, dass der Rüsttag ein Mittwoch (und nicht ein Freitag) war, d. h. der 14. Nissan und gleichsam der Rüsttag vor dem Passahfest am 15. Nissan (= Hoher Sabbat/Donnerstag). Die Auferstehung erfolgte ergo am Samstag (Jom Rishon), am tatsächlichen (ersten) Wochensabbat darauf (17. Nissan). Ein 14. Nissan, der auf den 4. Wochentag fiel, waren somit genauso unstrittig für mich wie einer Periode von 266 Tagen zwischen Zeugung und Geburt.  
Und damit die Ergebnisse meiner "Rechenspiele" mit zwei Lösungsmodellen:

ZEUGUNG : 25. Juni (= ?) bzw. 14. Tammuz (= unstrittig!?)
-> Lösung 1: Mittwoch, 01. Juli -8* (01.07.-0008*)
= Jom Rewi'i (Mittwoch), 14. Tammuz 3752
* (14.10.3752*)
-> Lösung 2: Montag, 03. Juli (Jahr) 0** (03.07.0000**)
= Jom Scheni (Montag), 14. Tammuz 3760
** (14.11.3760**)

GEBURT: 25. März (= ?) bzw. Jom Rewi'i (Mittwoch) 14. Nissan (= unstrittig?)
-> Lösung 1: Mittwoch, 24. März -7*** (24.03.-0007***)
= Jom Rewi'i (Mittwoch), 14. Nisan 3753
*** (14.07.3753***)
-> Lösung 2: Montag, 26. März (Jahr) 1*** (26.03.0001***)
= Jom Scheni (Montag), 14. Nissan 3761
*** (14.07.3761***)

TOD: 25. März (= ?) bzw. Jom Rewi'i (Mittwoch) 14. Nissan (= unstrittig!)
-> Lösung 1:  Mittwoch, 25. März 20*** (25.03.0020***)
= Jom Rewi'i (Mittwoch), 14. Nissan 3.780
*** (14.07.3780***)
-> Lösung 2: Mittwoch, 03. April 30* (03.04.0030*)
= Jom Rewi'i (Mittwoch), 14. Nissan 3790
* (14.07.3790*)

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* = regelmäßiges/reguläres Gemeinjahr = ein Mondjahr von 354 Tagen
** = überzähliges/übermäßiges Schaltjahr = 13 Monate (Adar + We-Adar = "noch ein Adar" = 2 x sechster Monat) + 1 zusätzlicher Tag im Monat Mar-Cheschwan
*** = überzähliges/übermäßiges Gemeinjahr = 355 Tage (Mar-Cheschwan + 1 Tag)

Das Unstrittige. Wie schon eingangs erwähnt, dauert eine Schwangerschaft vom Zeitpunkt der Empfängnis (Konzeption) bis zur Geburt im Durchschnitt 266 Tage. HaSchem legte das so fest und wird sich daran auch sicherlich ohne irgendeine Abweichung gehalten haben Bei der Annahme von einem überzähligen/übermäßigen Gemeinjahr (= Mar-Cheschwan + 1 Tag) wären es zwischen Tammuz und Nissan 266 Tage. Diese Betrachtung ist bei den Lösungen nicht notwendig (und wurde nicht eingearbeitet), da ich die bürgerlichen Monatszählung heranzog. Hier ist Mar-Cheschwan der 2. (nicht der 8.), Nissan der 7. (nicht der 1.) und Tammuz der 10. (nicht der 4.) Monat. Religiös ist Nissan natürlich der erste Monat (vgl. 2. Mose 12,1-2), und so dient er auch als erster Monat für die Monatszählung, hingegen der Tischri für die Jahreszählung herangezogen wird (- das ist nicht nur mein Verständnis: das bürgerliche neue Jahr begann schon immer mit dem ersten Neumond nach der Herbst-Nachtgleiche!). Bei den Lösungen war die Zählung zwar bei Zeugungs-Lösung 1 und bei der Todes-Lösung 2 in einem regelmäßigen/regulären Monat angesiedelt, das aber keinen Einfluss auf das neue Jahr hatte, weil die darauffolgenden Jahre immer überzählige/übermäßige Gemeinjahren entsprachen; sprich: der Mar-Cheschwan hatte immer 30 statt 29 Tage. Selbst bei strenger religiöser Auslegung gäbe es "nur Konflikte" bei der Zeugung, die dann bei Lösung 1 am 13. Tammuz stattgefunden haben müsste.
Ich hätte für dieses "Zeugungs-Lösungs-1-Dilemma" natürlich zwei eigene, skurrile Abhilfen parat.
a) Man muss dann von einer Vollendung vor dem Ende des 13. Nissans als Todestag ausgehen. Das kann aber keinesfalls richtig sein, selbst wenn man bedenkt dass religiös betrachtet die Sonne nicht um 18 Uhr untergeht, d. h. Jesus wäre demnach vor Sonnenuntergang noch am Dienstag (Jom Schlischi) gestorben, wobei sich das im Nissan (/im März und in Jerusalem) ohnehin fast deckt. Wir reden hier also effektiv um eine Beobachtung von knapp einer viertel Stunde vor 18 Uhr. Folgt man den Überlieferungen von bspw. dem Evangelisten Markus (Mk 15,25) - Stichwort: "3. Stunde" der Kreuzigung -, so kann das aber nicht hinhauen. Die jüdische 3. Stunde des Tages ist im März so auf 9 oder halb zehn Uhr früh einzuordnen. Das deckt sich - Stichwort "Zweiquellentheorie" - mit den Äußerungen von Johannes (Joh 19,14), wo er die römische 6. Stunde als Verhörzeitpunkt angibt [= 6 Uhr morgens]. So fast genau zur Hälfte der Leidenszeit am Kreuz kam es dann zu einer Verfinsterung, die 3 Stunden anhielt, 3 Stunden danach gab Jesus letztendlich den Leib auf. Man sieht also, dass das zeitlich unmöglich hinhauen kann, weil es wohl so 15 Uhr gewesen sein musste.
b) Die Zeugung begann am Ende des 13. Tammuz und endete ganz zu Anfang des 14. Das ist durchaus denkbar, weil durch die (bei Lukas) beschriebene Engelsbegegnung nicht davon ausgegangen werden muss, dass die Zeugung mit der Botschaft des Gesandten vollzogen wurde. Die Erwähnung, dass sich Maria "in diesen Tagen" oder "in denselbigen Tagen" (vgl. Lk 1,39) aufmachte zu ihrer Verwandten Elisabeth "in das Gebirge in eine Stadt Judas", lässt viel Spielraum übrig. Interessant wird es, wenn man überlegt, welche Stadt hier gemeint sein könnte. Mein persönlicher Tipp geht zu Jerusalem. [Der für mich existierende stärkste "Konkurrent" Bethlehem muss dabei ausgeschlossen werden - Stichwort: "Krippengeschichte" + sie, Joseph & Maria, hätten dann bei Elisabeth und Zacharias Unterschlupf finden können.] Jerusalem wäre schließlich perfekt für den Ort der Empfängnis, weil Jesus in jener Stadt auch starb. Dummerweise findet sich im NT nur diese Erwähnung und es gibt lediglich wenige "deutsame Deckungspunkte" bei Matthäus. Die Abhilfe b) wäre daher eine laue Theorie auf losem Fundament, auf der anderen Seite jedoch ein schöner Losungsansatz für die Frage danach wo die Zeugung tatsächlich stattfand. Und gerade für Jerusalem hätte ich ein weiteres "messerscharfes" Argument auf Lager, dass ich hier aber nicht erwähne, weil es am Thema vorbeiginge.*     

Es sollte unter diesem Gesichtspunkt keinesfalls erstaunlich sein, dass das von mir dargebotene Lösungmodell 2 mein unangefochtener "Favorit" ist. Ich bin eben ein Pragmatiker, allerdings mit einem kleinen Hang der Umdeutung meiner eigenen Rechnung: Seine - Jesus - Schöpfung fand m.E.n. am Ende von Jom Rishon (/des Sonntags), am 13. auf den 14. (Jom Scheni/Montag) Tammuz 3.760 statt. Wo die Empfängnis Marias letztendlich war, verschweigt hingegen auch dieses Modell.** 

Wer sich nun vielleicht (berechtigterweise) fragt, warum ich überhaupt das Lösungsmodell 1 anbot, der bekommt von mir eine prompte Antwort: Der Todestag 25. März 0020 deckt sich mit dem 14. Nissan 3.790 - beides ein Mittwoch (Jom Rewi'i), und es würde erklären, warum Christen den 24./25. Dezember als Geburtstag von Jesus feiern. Dafür bedarf es allerdings einer seichten Erläuterung: So meinten sie - die frühen Kirchenväter - irgendwann mal, dass das Datum der Zeugung [24./25. März = im Übrigen auch drei Monate vor dem angeblichen Geburtstag von Johannes dem Täufer/Sohn der Elisabeth] auch gleichsam der Todestag gewesen wäre. Diese Auffassung ist ein Irrglaube, der sich leider (ich schätze so im ausgehenden 4. Jahrhundert n. Chr.) durchsetzte. Davor ging man stets davon aus, dass er an seinem Geburtstag starb, was eine vernünftige Betrachtungsweise ist, wenn man eben mit einem anderen Kalender rechnet(/e als es die Juden taten und tun). Wer also die Schmäh nach wie vor "glauben" möchte, muss mit meiner Lösung 1 Vorlieb nehmen bzw. sich darin und damit zurechtfinden (= schwierig oder tatsächlich heuchlerisch!?). Demnach wäre Jesus bereits 7 Jahre vor dem Jahr 0 geboren und mit Beginn des 28. Lebensjahres gestorben (- anders geht es nicht!). Ich denke, ich brauche dazu keine weitere Erklärung aufbringen oder einen neuerlichen Kommentar einbringen.

Als ein einfaches Merke am Ende halten "wir" fest: Das Sterben beginnt immer mit der Geburt, nicht mit der Zeugung. Oder aber: Wenn das Datum der Geburt sich mit dem Datum des Todes deckt, rechnet man nicht nur mit dem richtigen Kalender.  
Ein skandalöser Aufruf wäre [pers. Meinung!]: Feiert die Konzeption & nennt es Schöpfungsakt!
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* möglicher "Fortsetzungstitel": "Der Ort der Konzeption"!? 
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siehe dazu ggf. auch diesen gesprochenen Eintrag mit dem Titel "Der ewig-freye Donnerstag":
https://n8ruh.blogspot.com/2020/05/der-ewig-freye-donnerstag.html (vgl. mein Groschenheft #10 mit dem Titel "Laientheologie").

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