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•••Ⓚontakt

Gedanken zum Heilschlafen

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UnNatur (Pt. 32)

An einem Sonnabend im Mai nahm ich mir vor gar nichts zu machen. Um es kurz zu halten: es funktionierte wunderbar. Ich bin erst um halb zwölf aufgestanden und hatte damit ganz viele Sonnenstunden verpasst. Später machte ich noch einen kleinen Nachmittagsschlaf, um weitere Stunden der Helligkeit an mir vorüberziehen zu lassen. Es ist äußerst wohltuend, wenn man vor dem Einbruch der Dunkelheit Kraft schöpft, um in den Abend- und Nachtstunden frisch und ausgeruht zu sein. Ein klarer Kopf braucht inneren Frieden.
Die langen Phasen strahlenden Lichtes machen mich zunehmend anfällig für affektive Störungen, insbesondere wegen der Zeitangabe, die mir die Uhr vorgibt. Es ist viel zu spät und viel zu lange hell und die Mitteleuropäische Sommerzeit ist mir dabei der Graus, unterstützt sie doch noch diese Gegebenheiten, die mir so überhaupt nicht munden. Umso mehr Jahre ich damit verleben muss, umso schlimmer erscheint es mir. Ich wollte das schon unlängst mal schreiben, gerade an Tagen wie diesen.

Einen abgelebten Leib samt Geist erzählte ich nahezu täglich von der Wonne des Schlafe(n)s, beinhaltet er(/es) doch den Traum. Es war wie eine verkürzte Form eines Mantras, das ich mit meinen Worten in die unterhalb liegende Ebene des bewussten Seins hineinhauchen wollte, welche nicht mir gehörte. Die lange Version ist lediglich für solche verständlich, die es handhaben wie meine Wenigkeit. Nichtsdestotrotz will ich davon ein wenig erzählen, wäre es doch unverfroren würde ich es zwar anschneiden, aber dann auslassen. Ein geschriebener Text ist mir ebenfalls ein Graus, wenn er mich leitet und ich nicht ihm diktiere, was er vorgeben soll auszudrücken. Andererseits will ich es mir gar nicht anders vorstellen, denn augenblickliche Reflexion scheint in jedem Moment zumindest mitzuschwingen - und warum sollte sich das beim Schreiben ändern? Gaukler tun so etwas und betrügen sich damit selbst und alle, die ihr Zeugs lesen. Sie würden wohl auch sagen, solche, die es in derlei Art üben wären Schwätzer, Radoteure der niedersten Zunft. Ich lasse sie schwadronieren, ein halbes Ohr hört zu oder ein zusammengekniffenes Auge liest mit, je nachdem.

Träumen ist überhaupt das Wichtigste - eine weitere Parole, für die es gleichwohl eine überlange Erläuterung gibt. Und genau hier würde ich ansetzen wollen. Nicht-gesteuerte Traumelemente, die ich explizit meine, sind in der Tat von Belangen, dennoch treten sie naturgemäß im Erwachsenalter vermehrt am Ende der gesamten Schlafenszeit auf. Diese prozeduralen Einsprengsel sind in uns impliziert, hingegen die deklarativen Langzeiterinnerung von uns selbst, mit Absicht und bei vollem Bewusstsein, hervorgerufen werden. Ich persönlich erachte jene "Mitgift des wiederkehrenden Wiederholens" als überaus heilsam, und um noch weiter zu gehen: es handelt sich dabei um eine enorm notwendige Information, die sich ohne unser aktives Mitwirken selbst ausquellt, also aus uns heraus und in uns hinein ausschüttet - und sich mitunter dauerhaft auf unsere Wachzeit auswirkt! Klassische Beispiele wären einmalig erlernte Fähigkeiten, wie das Radfahren, das Schwimmen oder das Schuhebinden, die man nie (wieder) verlernt. Wer solcherlei Dinge beherrscht, denkt bei der Ausübung nicht mehr daran, wie man sie korrekt umzusetzen hat.
Jetzt ist es nicht so, als ob wir ausschließlich Sklaven des Unterbewussten sind. Der Clou ist nämlich, dass wir durchaus die Möglichkeiten besitzen, um das beschriebene Unterbewusste in eine bevorzugte Richtung zu steuern. Wie man das machen kann, beschreiben - wohl zum Teil auch selbsternannte - Experten zum Thema Heilschlafen. Die richtig Guten des besagten Metiers wissen davon, dass sie lediglich das Hilfswerkzeug stellen; die Nutzung/Anwendung des krückenhaften Instrumentars liegt alleinig beim "Traumpatienten". Mit anderen, oder vielmehr klareren Worten: Jeder kann sich nur selbst - metaphorisch gesprochen - (er-)retten; in unserem Fall trifft es doch eher das schlichte Verbum, nämlich heilen. 

Nun mag man meinen wollen - und es auch dürfen - ich würde mit meinen Zeilen doch ein wenig abgedriftet sein. Ich gestehe, da ist durchaus etwas Wahres dran, und es frustriert mich - um ehrlich zu sein -, dass ich mich auf ein Neues vom Textfluss habe vergewaltigen lassen, sprachlich besser ausgedrückt: mich verleiten hab lassen. Nur der einfache Volksmund kann mich jetzt noch retten, wenn er sagt: Schlaf ist die beste Medizin. Selbstverständlich wird das bei mir nicht der letzte Satz sein, und wenn schon ein Sprichwort dafür herhalten soll, dann würde ich jenes präferieren: Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf. Nun gefällt mir das auch nicht sonderlich, daher versuche ich es mit einer allegorischen und gleichsam sächlichen Abwandlung, die mir sicherlich auch missfallen wird (und vielleicht auch anderen bitter aufstößt) - und trotzdem: Man geht im Schlaf ins Paradies, auch der Heilung wegen. Und um es für mich nützlich stehen zu lassen, brauche ich drei Nachsätze:
  1. Mein Schlafparadies nennt sich Gan Eden.
  2. Da ist keine größere Sucht, die es zu stillen gibt.
  3. Bedeckt von einem Wassergewölbe ist der diffuse Schein ein Segen (für mich). 
Eine erläuternde Schlussrede lasse ich aus, denn ich habe grundsätzlich fertig (für heute). Der Sonntag möge kommen. Die Nacht erwartet den Schläfer und der Traum begrüßt den Heiler (sic!).

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