Von der Quantität
kurz notiert_pt58
Es ist der Gehalt, nicht der Inhalt. Es ist die Art, nicht die Länge. Es ist der Tiefgang, nicht das Oberflächliche. Es ist das Kurzweilige, nicht das Langgezogene. Heute spricht man von der Qualität - es sei diese welche, und es sei keinesfalls die Quantität, die (von Anfang bis zum Ende) zählt.
In den letzten Wochen war die Quantität meiner Tage beschränkt auf weniger viele qualitative Momente. Ich schreibe gerne, weil ich mich gerne schreiben sehe. Ich lese mich auch gerne, weil ich mich gerne meine eigenen Sachen lesen sehe, die ich geschrieben habe und von denen ich heute schon nicht mehr wüsste, ob ich es war, der das damals schrieb, wäre da nicht dieses "System", welches mir verrät, dass ich es gewesen sein musste. Der immerwährende Verrat, die Beharrlichkeit der Anklage, diese will ich nicht leugnen, der Anklage an sich widerspreche ich nicht, und dennoch ist da der Zweifel - ob gesund oder in Abwesenheit derer -, der mir sagt, ich wäre es niemals nie gewesen, ich könnte so etwas nicht mal denken und geschweige denn (eben) schreiben. Jener Zweifel pocht stark an mir, insbesondere dann, wenn die Kürze der Tage an Qualität in mir schwinden und sich verformen zu etwas Breiigen, einem Matsch und einer ungewissen Pampe bestehend überwiegend aus Quantität mit Einsprengseln - Eingeworfenes, das von Qualität nur so strotzt. Es ist mit Fremdkörpern auf mikroskopischer Größe vergleichbar; Unbemerkt dringen sie ein und vor und tief hinein in den Haufen voller quantitativer Masse, ein jedes für sich, gelegentlich ein Paar zusammen, so als wären diese Qualitäts-Funken mono-ehelich miteinander verwoben. Wie stark ihre gedachte Liaison auch sein mag, sie kann nur kurz weilen, weil sie, ein jedes für sich, individuelle Qualitäts-Teile sind, die, blieben sie länger beisammen, Gefahr laufen würden in unergründliche Weiten von Quantitäten abzutauchen. Da ein loses Miteinander insofern schon Unsicherheiten hervorruft, finden sich in der Fiktion mitunter bizarre Enden oftmals genau dort wieder, wo sie niemals hätten hingehören dürfen, in frivoler Weise schwimmend in dem Becken aus reiner Quantität. Die minimalen Anteile an Qualität darin sind ergo nichts mehr als kurze Randerscheinungen, so beiläufig, als könnte man vermuten, dass es sie gar nicht gäbe und auch niemals gab oder je geben wird. Quantität trickst, sie mogelt indem sie eine verführerische Qualität vorgaukelt.
Die falsche Zeit mit viel Quantität ist vorüber, es lebe die Echtzeit mit ihrer Summe an Qualität.
PS: Das "Was gibt's Neues?"-Bildchen ist ein Screenshot von Twitter mit #deppenApostroph!
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