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•••Ⓚontakt

Glück²

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kurz notiert_pt57

Glück ist der Wunsch nach Wiederholung. Das ist weder von mir, noch ist es wörtlich zitiert, dennoch habe ich es sinngemäß wiedergegeben - aus der Erinnerung. In etwa so Etwas (...) oder etwas Anderes kann man in Erfahrung bringen (und behalten!), wenn man Milan Kundera liest, dem neuen Kafka-Preisträger. 
Attenzione allerdings: Das ist keine Rezension und ich bin keinesfalls ein Buchblogger. 

Trotzdem bin ich mit ihm, gerade deswegen, zumal ich mich endlich bestätigt fühle. Er wird wissen, dass er gut ist und ich weiß jetzt, dass ich nicht alleine bin. Alleine heißt niemals alleine unter Vielen oder alleine unter irgendwelchen gleichgesinnten Gestalten (zu sein). Ist man das - umgeben von jenen oder solchen -, so ist man nicht (mehr) alleine (oder war es gar jemals [nie]). Alleinsein heißt Alleinfühlen. Und das ist jetzt tatsächlich mal was von mir, getropft aus einem Hauch von Nichts, gesponnen mit dem Faden, der mich wie (und mit) alle(n) Menschen aus Erinnerungen tiefster Sehnsucht nach dem Paradiesischen verbindet, dem Garten (der Zuversicht). Auch davon schreibt Kundera, nahezu (stets) beiläufig, wenn er seine Protagonisten still - oder vielmehr innerlich - denken lässt. Das Nebensächliche seiner Romane birgt oftmals mehr als die reine Handlung und ist höchst inspirativ, entweder gespickt mit gänzlich neuen Einblicken für die einen oder mit wiedererweckender Note für andere. Insbesondere wenn er über Eden schreibt, dann schiebt sich da ein Hauch von chassidischen Einflüssen (zwischen die Zeilen) in den Vordergrund, ehe alles wieder ins Ungewisse zerfließt. 
Mein Lieblingswerk von ihm ist "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Meine Beweggründe dafür sind trivial: Da wäre (bspw.) eine seiner Figuren, die mich gar stark an mich selbst erinnert und meine Neigung, wenn es um die Kunst geht, die minimalen Unterschiede auszumachen, die Menschen erst zu einem wahrhaftigen Individuum reifen lassen. Sein auserkorener Darsteller ist quasi süchtig nach dem Moment(um) des Erkenntnisgewinns und geht dafür unerträgliche leichte Opfer des Seins ein. Ich tue das fast gleichermaßen, seit vielen Jahren - und es erfüllt mich stets mit Leichtigkeit und eben dem Sein an sich, wenn ich die zarten Nuancen ausgeprägt in der Fülle des Daseins der anderen Person erlebe und beobachten darf. Auch ich gehe dabei mitunter gelegentlich Opfer ein, die es wert sind riskiert und begangen zu werden. Im Falle der unerträglichen Leichtigkeit bin ich im Vorteil annähernd so jung (oder alt) zu sein, wie das Buch selbst, glücklicherweise im Übrigen, denn: in zahlreichen osteuropäischen Staaten stand es auf dem Index. Zu sehr waren die philosophischen Gedanken vermengt mit den Beschreibungen von politischen Um-/Zuständen von einer Warte aus, die jene Regime der Ostblockstaaten seinerzeit (1984) ungern unter das Volk bringen wollten. Dennoch sind die Sichtweisen heute noch so modern wie damals, Geschichtswissen auf andere Art und aus anderem Blickwinkel, den man so erst gar nicht auf den Schirm gehabt hätte: Der Prager Frühling ging bereits im Sommer jäh zu Ende.
Der zweite profane Grund ist: Kundera spricht einem Hund einen raumgreifenden Aspekt in seinem literarischen Werk zu. Einem Hund, der ein Hund ist, und doch eine Hündin, allerdings immer als "er" - als ein "Er" - in der Übersetzung bezeichnet wird - und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ebenso im französischen Original "L’Insoutenable Légèreté de l’être", dass ich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nie gelesen habe und auch nie lesen werde. Leider. Es wäre jedoch allemal eine Idee wert die Verfilmung auf Französisch zu hören, vom Anfang der 165 Minuten bis zu dessem/deren Ende. Schaden kann es nicht, lediglich Zeit rauben - in einer Welt, in der dieses Gut schier mehr Wertigkeit in westlichen Industrieländern besitzt, als man sich für Geld dort leisten könnte. Zeit ist nicht Geld, denn Zeit kann man nicht aufwiegen; Zeit hat man sich einzuräumen, gleichwohl wie es Kundera mit dem Hund tat, über viele Seiten hinweg in seinem, zum Klassiker stilisiertem, Buch. 

Nun - oder: so oder so -, auch ich bin beinahe am Ende meiner "Ausgabe #57" von "kurz notiert". Wer Kundera jetzt (oder später) lesen, sehen und/oder hören will, der soll es tun. Wer sich (durch meine Zeilchen) genötigt fühlt die Nachlese anzutreten, der soll gleichermaßen vorgehen.
Unbeschnittene Ärzte urinieren sicherlich noch im Heute - oder im Hier & Jetzt -, bisweilen doch aber seltener, aus Gründen, in Waschbecken unterschiedlichster Art.* Alle kamen sie mit einen Bauchnabel zur Welt, und alle haben sie drei Dinge mit den Tieren gleichsam gemein: Es ist das Bedürfnis den Leib mit Speisen und Flüssigkeiten zu nähren, es ist die damit verbundene Defäkation, und am Ende ist da die Begierde (hin zur/)der Fortpflanzung (oder der Auslebung des Triebes an sich) zu benennen. Was Menschen von Tieren unterscheidet kann ebenfalls in drei Pfeilern verankert werden: Es ist die Selbsterkenntnis & die damit verbundene Reflexion, das Denken & Sprechen und last and (at) least wäre da die aufrechte/gerade Haltung des Hauptes. Es scheint ein Drahtseilakt zu sein, so dermaßen aufopfernd zwischen zwei Welten zu leben, der irdischen und der himmlischen Existenz. Die unglückliche Lebenszeit der Menschen verläuft auf einer Ursprungsgeraden - mit manchen Glücksaugenblicken -, die freudige Zeit der Tiere hingegen bewegt sich mit geschmeidiger, gar kreisförmigen, Wiederkehr, die nur glücklich machen kann.
Merke: Auch mit weniger viel Eigenbewusstsein kann man glücklich sein, denn selbst wenn man vom Glück an sich nichts weiß, so kennt man latent die Zusammenhänge. Wer braucht den Wunsch, wenn er die Wahrheit fand?

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* laut Kundera eine weitverbreitete Gewohnheit tschechischer Ärzte (- die Szene wurde leider nicht verfilmt)
Interner Verweis: Glück (kurz notiert_pt40)

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