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•••Ⓚontakt

Gedanken zu Tintlingen

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UnNatur (Pt. 30)

Beides ist scheiße. Und ich meine die Begriffe - explizit: Tintling und Reinhäuter; von ersterem habe ich vorher noch nie was gehört, also ehe ich diese Zeilen schrieb. "Reinhäuter" waren mir in der Schreibweise ebenfalls kein Begriff. Ich nannte mich selbst stets "Reinhäut'ler" (wahlweise ohne Deppenapostroph), weil jemand, der eine reine Haut hat, entweder ein Reinhautling oder ein Reinhauter ist - beides mit "a" statt "ä", da man (als Mensch) nur eine (reine) Haut haben kann hat. Ein "ä" statt ein "a" geht nur mit dem Begriff "Reinhäut'ler". Wer das nicht glaubt, der schluckt bitte keine Pille - ob davor oder danach -, sondern folgt meiner einfachen Ansichtsbekundung, die folgenden Hauptsatz hat: Wenn schon ein Wortmorphem, dann eines mit nachgestellten Wortbildungselement ["-ler", dt. Gr.: Suffix]. 

Der erste eigenständige Nebensatz lautet im Übrigen so: Wenn schon Tremazeichen, dann richtig! Alternativ ginge "Reinhaeutler" oder eben "Reinhauter". Die letzte Bewertung meinerseits wäre: Schafft die verf**kten Umlaute mit Trema ab (- oder aber: nutzt sie generell). Das hat jetzt zwar überhaupt nichts mit dem Thema zu tun, aber ich beobachte mich gerne beim Schreiben und vertiefe dadurch meinen Blickwinkel bzw. vielmehr - ich ändere ihn. Das geht auch beim Sprechen, aber ich schreibe gerade. Und wenn ich das noch für einen kurzen Abriss zu Ende ausführen wollen würde, dann käme ich auf die Idee eines simplen Strichs statt der dämlichen Pünktchen. "Pünktchen" schriebe sich dann "Pūnktchen". Ein "a", "o" oder eben ein "u" - die alle schauen verdammt viel besser aus mit Makron statt Trema. Und hier ginge ich ergo weiter, und würde fragen wollen: Warum überhaupt noch Buchstabenverdopplungen? Kann man das meinen oder ka man das meinen? Brennnessel oder vielleicht doch lieber Brenessel bzw. Breneel? Wenn man das so schreibt, ist man dann ein Kūnstler oder doch ein Kūnst'ler?

Jahrelang habe ich mir eingeredet: "Mensch, du kannst niemals nie was Schreiben über Tätowierungen - immerhin kennst du welche, die solche machen und davon leben + schließlich welche, die welche haben." Heute, nach 3 Bier, traue ich mich. Ich hab mir dafür echt Mut angetrunken. Betrunken bin ich nicht, aber angefressen von dem schändlichen Wikipedia-Eintrag auf Deutsch, der erst ganz unten was über die Sprachgeschichte zum Besten bringt. Die englische Wikipedia ist da deutlich besser und klarer strukturiert. Kurz hatte ich mir sogar überlegt, ob ich noch weiter "gegenschlagen" soll, bspw. in der brutal-rechten "Metapedia", was (leider) nicht nur beim reinen Gedanken blieb - ich tat es echt. Und was soll ich sagen, außer, dass meine Rezension vernichtend. wäre. Der Artikel ist widerlich geschrieben, so typisch AFD-Rhetorik-Sprech (quasi) - by the way: die Diskussionsseite dazu sollte niemand lesen -, dennoch, es wurde der richtige Titel gewählt, nämlich: Tatauierung. "Tatau" ist das samoanische Lehnwort und bedeutet nicht mehr als (oder so viel wie) "streiken". Der Begriff "Tintlinge" ist daher nicht nur abwertend, sondern auch falsch. Selbst mit dem Wort "Tätowierte" wird heute noch eine eher negative Konjunktion assoziiert. Diese steile These kann man diskutieren, trotzdem: "Tataulinge" klingt besser. Das Ganze "verdeutscht" hört sich darüber hinaus wundervoll an: "Streiklinge" - verkürzt "Striker". Wer also tatauiert ist, der ist ein "Striker" bzw. eben ein "Strik'ler". 

Warum komme ich auf den ganzen Müll? Eine durchaus berechtigte Frage. Ich werde mich - trotz "Mutantrinkerei" - jetzt nicht weiter zu dem Thema äußern; Nicht weil ich es bereuen könnte oder ich feige wäre, sondern weil ich einfach keinen Bock habe. Der Reinhāut'ler schweigt, er streikt nicht. Ach doch, er streikt ohne Worte. Wortlos sozusagen. 
Andere können das nicht. Vor kurzem kam ich etwa in den Genuss eine satirische Darbietung von Serdar Somuncu zu lauschen (Link) ö, der richtig "anti" abging zu dem Thema.* Ich hatte mich köstlich amüsiert und ertappte mich dabei in freudiger Hoffnung insgeheim anzunehmen, er würde es echt so meinen. Das gab mir zu denken, und es war der erste Außenreiz, der für jenen Eintrag Verantwortung tragen soll. Und nein: Ich schreibe hier keine Satire, denn die darf ja bekanntlich alles (...). 

Den zweiten "Anreiz", gerade in "Sachen Lachen", bot mir das ZDF. Die können - wie Tele 5 - auch voll ("anständig") nicht-lineares TV. Die Mediathek von denen macht schon was her, selbst wenn das auswählbare Programm zeitlich begrenzt ist, warum auch immer. Für jemanden, der seit vielen Jahren keinen Fernseher mehr hat, ist so eine Datenbank quasi optimal. Ohnehin gehöre ich der Unkultur an, die von sich behauptet, neue Serien nur dann wöchentlich anzusehen, wenn man im Vorfeld davon ausgehen kann, das diese richtig gut werden könnten. Anderenfalls, bei gegebener Skepsis bspw., wird gewartet und sich dann halt mal einfach an einem Stück eine ganze Reihe an Episoden reingezogen. Der alternativen Methode folgend sah ich kürzlich die Comedy-Serie "Merz gegen Merz" auf besagter Plattform - und wohlgemerkt alle Folgen ohne nennenswerte Pausen [16 Epis á 22 Min.]. Ein Klacks für mich, und für jeden "Unkultur-Nerd" (sic!).
Zurück aber zu den "Merzens". Mich erschreckten gleich in der Episode 4 der ersten Staffel** (Link) ö zwei brisante Aussagen, die von den Hauptdarstellern ausgesprochen werden durften/mussten - und die waren/sind Mr Stromberg und Ms ("Geh ran") Dana Rama; mit bürgerlichen Namen: Herbst und Frier. Gerade wegen Letzterer zögerte ich arg lange, bis ich mir schlussendlich einen Ruck gab, um mich frohlockend der Berieselung hinzugeben. Ich mochte die Frier nämlich noch nie gerne schauen, schon damals nicht zu den alten Wochenshow-Zeiten, Herbst dagegen ist auf etwa gleichem "Niveau" wie ein Pastewka, und das meine ich seltsamerweise tatsächlich positiv und total ernst!
Wie auch immer, die gewählten Worte der Texter der Serie waren extrem hart für das Genre. Weil ich sie nicht schreibend zitieren wollte, dachte ich mir erst, ich mache einen Mitschnitt und stelle das Video ein [auch wegen der zeitlichen Begrenzung seitens der ZDF-Mediathek]. Ich war mir allerdings unsicher, ob ich das überhaupt darf, daher entschied ich mich lieber zu etwas weniger aufwendigem, etwas mehr im Grauzonenbereich des Erlaubten. Ich snippte mir das gezeichnete Tribal-Zeichen raus, halbierte es, notierte mir die Sprüche und haute sie über die beiden Bilder. Das Resultat liest sich links (oben und rechts (unten) vom Text, zuerst die Frau Merz, dann der Herr (Kollege). Der Hintergrund jener geistreicher "Ermahnungen" war folgender: Deren 15-jähriger Sohnemann wollte sich ein Tattoo stechen lassen. Und nein, liebe Eltern, die ihr das jetzt lest - sagt das bitte nicht zu euren pubertierenden Kindern. Obwohl, es ist - so komisch das jetzt klingen mag - besser als das was Herr Somuncu zum Besten gab. Er erwähnte doch glattweg in einem Satz das Thema Tätowieren und die Eigenart der Neigung zu Koprophilie-Handlungen - weil er beides nicht versteht (!). Und ja, ich werde das keinesfalls wiedergeben. Er versteht das nicht, und ich verstehe den ironischen Unterton ebenso wenig. Meine Überlegungen gingen mehr in die Richtung "Mensch, den sein Kaffee muss nen ordentlich Schuss gehabt haben", mit was nur?
Aber Spaß beiseite, mir fiel mal wieder auf, dass Social-Media-Profis total ungeübt darin sind, den eigenen Protagonisten auf deren Kanal richtig zitieren zu können. Als Teaser schrieb man "Tattoos sind für mich etwas, das man sich selbst antut, weil man sich selbst in gewisser Form nicht so akzeptiert, wie man ist.", was Somuncu gar nicht im Wortlaut so sagte. Konkret und korrekt wiedergegeben lautete sein Satz: "Also Tattoos, das ist für mich etwas, was man sich selbst antut, weil man sich selbst in gewisser Form auch nicht so akzeptiert, wie man ist." [Zeitindex: ca. 1' 47"]
Ich glaube, hier wurde zum Rotstift gegriffen, weil es grammatikalisch falsch wäre von "ist" zu reden, wenn es um einen allgemeinen Begriff in der Mehrzahl geht - "sind" ist daher richtig, dennoch: So darf man nicht vorgehen. Beim gänzlichen Auslassen des verwendeten Adverbs "auch" hört es allerdings auf. Damit wird der stille Kontext dahinter komplett totgeschwiegen, was auch die Manipulation der Folgekommentare fördern kann/wird. Man hätte das Wort schlicht und ergreifend nicht weglassen dürfen, man hätte es ggf. mit "überdies" oder "zudem" ersetzen können, nein, müssen! Oder man zitiert eben wörtlich, und gut ist.
Sorry, aber ich kann mich darüber mehr aufregen, als über das eigentliche Thema - Satire hin oder her. 

Für mich stellen sich bei beiden "Reizvideobotschaften" nicht wirklich die Fragen, was Comedy und wie weit Satire gehen dürfen, wo "Kunst" aufhört, und auch überdies nicht ob man zwischen privaten und öffentlichen Anstalten zu unterscheiden hat. Ich denke, jedem, der den ganzen Stuss en passant las, wird klar sein, dass es mir vielmehr um Formulierungen ging/geht, als denn mich um eine Auseinandersetzung zu bemühen, die vielleicht Fragen aufwirft, ob es gut oder schlecht oder gar total egal ist, ob man tätowiert ist oder nicht. Solange ich keine ultimative Antwort habe, scheue ich mich davor es dem werten Herrn Socrates nachzumachen, der Leute auf den Straßen der Polis zu Dingen befragte, deren Antworten er wohl schon kannte. Wozu sollte ich das tun? Bei so viel medialem Angebot im Internet? Nein, mir ist nicht so langweilig, um ein derartiges Vorgehen in die Tat umzusetzen. Doch, ich verspreche, ich werde mich dazu hinreißen lassen (irgendwann einmal - evtl. auch ohne Alkohol -), der Sache auf satirisch-komödiantischen "Niveau" auf meinen B-Blog (n8ruh.de ö) eine Chance zu geben, ein Feldversuch, um mich ihrer anzunehmen. Obacht jedoch: Mit ziemlicher Sicherheit wird das Ergebnis aus dem "Sprech-Prozess" in ganz andere Richtungen driften. Für heute, habe ich genug.

Moment, noch ein kleiner Nachsatz: Ganz zum Beginn log ich, für den Diskurs. Der Begriff "Tintlinge" ist mir durchaus ein Begriff, nur in diesem Zusammenhang war er es nicht. Tintlinge sind nämlich Pilze, bezeichnenderweise solche, aus denen man obendrein Schreibtinte herstellen kann. Ob Tintlinge für "Bio-Tattoos" verwendet werden, ist mir allerdings nicht bekannt. Aber wenn ihr mal auf Wald und Flur seid und keinen Stift und Zettel parat habt, dann sucht nach Tintlingen und einer Vogelfeder. Schreibt euch aber nicht auf die Hose, vielleicht eher auf die Hand, den Arm oder sonst einer Körperstelle - da geht die Tinte leichter ab. 😉

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* TELE 5: Serdars Kaffeepause #15 - Tattoos. 
Onlinequelle: https://www.facebook.com/tele5.de/videos/392999538257808/ [Abrufdatum: 21.07.20].
Mehr direkt auf: https://www.tele5.de/podcast/serdars-kaffeepause/ oder https://podcastc50333.podigee.io/.
** ZDF: Merz gegen Merz. Staffel 01, Folge 04 - Der Pärchenabend.
Onlinequelle: https://www.zdf.de/serien/merz-gegen-merz/folge-4-176.html#autoplay=true. Zeitindex 08' 06" und 10' 15" [Abrufdatum: 21.07.20 / verfügbar bis: 09.10.20].
Alternative Onlinequelle: https://www.dailymotion.com/video/x78djtb.

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