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•••Ⓚontakt

An einem Sonntag vor 9 Jahren

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An einem Sonntag vor neun Jahren schaute ich mir in Begleitung ein Fußballspiel an.* Ich war einer von 160 Zuschauern - Hunde, Kinder und Frauen sowie alle Funktionäre und natürlich die Akteure nicht mitgezählt. So gesehen habe ich mich sofort zu korrigieren: Meine Begleitungen und ich waren nicht unter diesen 160 Zahlenden und Gezählten.
Vor fünf Tagen hätte ich mir die beiden kontrahierenden Teams abermals in einem Wettstreit gegeneinander anschauen können, tat es aber nicht, weil ich mir Auswärtsspiele in aller Regel nicht antue.* Ich schaue mir heute ohnehin kaum noch semi-professionelle Partien an. Zwar könnte ich behaupten, es genüge mir das reine Coachen an sich, aber das würde nicht wirklich stimmen. Korrekt, aber gleichsam ungenau wäre: Ich habe das Interesse verloren. 

Tatsache ist: Meine hündischen Begleitungen von diesem besagten Sonntag vor neun Jahren leben nicht mehr, und das auch nicht erst seit gestern + die menschliche Begleitung war am letzten Samstag nicht abgreifbar, weil kilometerweit entfernt. Zugegeben, das klingt nach Ausflüchten, doch ist hier etwas sehr Wahres dran, von dem ich rückschauend berichten will. Im vergangenen Jahrzehnt (den Zehnerjahren: 2010-2019) und darüber hinaus gab es kaum ein Spiel, dass ich ohne Beiwohnen von mindestens einem Hund anschaute, es sei denn ich saß auf einer Trainerbank (und nebst da gab es Ausnahmen). Wenn ich heute ergo ein Resümee ziehen müsste, so käme ich zu einen einfachen, aber sehr ehrlichen Fazit: Der Besuch eines Fußballspiels ohne Hund(e) macht deutlich weniger Freude. Wäre ich ausnahmsweise mal komplett ehrlich, würde ich sogar für mich behaupten wollen, es ist absolut langweilig, insbesondere darunter (fallen) die Halbzeitpausen. Dazu kommt erschwerend, dass sich ohne vierbeinige Begleitung quasi keine Zeit davor und danach auftut. Damit meine ich die Spaziergänge vor dem Anpfiff und nach dem Abpfiff, die für mich in den vielen vergangenen Jahren stets zu den Eindrücken eines gesamtheitlichen Erlebnisses prägend beitrugen + immanent wichtig erschienen. Selbstverständlich könnte man mir das ebenfalls als einen Vorwand auslegen, denn letztendlich bin ich doch mein eigener Herr und Meister, der in unabhängiger Verantwortung agiert. Für den, den die äußere Welt offen steht, gibt es keine Grenzen. Dennoch existiert ein gewaltiger Haken: das Unverhoffte, das durch selbstbestimmte, fremde Wesenheiten Anteil am eigenen Dasein nimmt, manifestiert sich bei kurzweiliger, alleiniger Wanderschaft eher in den allerseltensten Fällen; es bedarf schon einer ausschweifenden Tour, um Bekanntschaft mit dem Unverhofften zu schließen. Das klingt sehr hochtraben,  daher ein klein wenig einfacher ausgedrückt: Ein Hund unter der Hand des Halters ist zwar kein rein-autonomes Geschöpf, trotzdem allzeit dazu befähigt zumindest auf äußere Reize mit Reaktionen aufzufahren; und gerade eben die unerwarteten Aspekte von reflektierten Handlungsweisen sind die Treiber des Unverhofften. Um Interpretationen in die falsche Richtung zu zerstreuen sei gesagt: Wenn ich von unverhofften Geschehnissen schreibe, dann meine ich das im Sinne des Wortes, nämlich: plötzlich eintretende, positive - schöne - Überraschungen, und nicht ein zu erwartendes Voraussagbares mit absehbar schlechtem Ende. 

Kürzlich schrieb ich einer mir sehr nahestehenden, jahrelangen Bekanntschaft - die mich noch nie zu einem Fußballspiel begleitete! - einen Satz, der hier irgendwie sehr gut reinpasst: "Es ist gut dass man nicht weiß, was die Zukunft erwartet, aber es ist auch wichtig sich zu erinnern, was die Vergangenheit aufbot." 
An einem Sonntag vor neun Jahren entschied ich mich am Abend - wohl nach der Tagesschau** - mit dem Bloggen zu beginnen. Bislang habe ich diesen Entschluss nicht bereut und werde daher - auch ohne Hunde - an dieser Stelle weitermachen. Gerade deswegen  auch, weil ich heute mehr denn je ein Purist bin, ein Purist in dem Sinne, dass ich es pflege darauf äußersten Wert zu legen, dass meine Gedanken, Ideen und Empfindungen auf mir selbst in reinster Weise ruhen und sie erst dann in einen offenen Raum übertragen werden, wenn ich sie für ausgereift genug befunden habe. Ich bin sozusagen der Single Malt Whisky unter den Bloggern; und wem es mehr nach Verschnitten giert, der greift doch lieber zu Blended Grains.  
In dem Sinne - morgen ist (ein) Freitag der 13.(08.), ein überwiegend unbeliebtes Datum. Ich sehe diesen vermeintlich 5. Tag der Woche allerdings als das an was er ist: der sechste Tag; und so weiß ich was auf ihn mit dem Sonnenuntergang seit nunmehr exakt 3.333 Jahren folgt - der Sabbat. Nicht aus Spaß fing ich an einem Sonntag an zu bloggen, an einem Sonntag vor neun Jahren. Es wird der Tag kommen, an dem ich es - das Bloggen - beilegen werde; und um in jener Hypothese final zu bleiben, hätte ich dann die Entscheidungshoheit, so stünde der sechste Tag in einer noch nicht bekannten Woche - mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit - an allererster Stelle. 

"Und wenn ihr säet im achten Jahre, werdet ihr vom alten Ertrage essen bis
in's neunte Jahr, bis sein Ertrag einkommt, werdet ihr Altes essen."
(3. Mose 25,22 / Unrevidierte Elberfelder Übersetzung 1871)

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Quelle der Bilder in der Collage: Samsung Outdoor Handy B2100 / Aufnahmedatum:
Sonntag (1. Tag d. W.), der 12.08.2012.
* Spielberichte auf MainPost: 2012 - mainpost.de / 2021 - mainpost.de.
** Ich schaue bestimmt seit 20 Jahren keine Tagesschau mehr zur Hauptzeit (20 Uhr) an, benutze allerdings die Floskel "nach der Tagesschau" liebend gerne, weil so gut wie jeder weiß, wann die Abendvorführung der nachgerichteten Meldungen täglich ausgestrahlt wird. Ich gebe somit eine Zeitangabe - ein Zeitfenster - mit, ohne die angezeigte Zeit auf der Uhr zu erwähnen. Das fühlt sich ungefähr so an, wie wenn jemand sagt: "Nach dem Sonnenuntergang". 

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