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•••Ⓚontakt

Das neue Alte

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O f F t O p I c (Pt. 47)


Wir träumen uns auf eine Reise durch die Zeit. Stell dir vor, du hast die Liebe deines Lebens gefunden. Du bist jung, aber nicht mehr so ganz unschuldig, wie man es sowieso nie mehr sein kann, so viele Jahre nach der Geburt. Aber die Zeit der Zeit kannst du noch nicht einschätzen, geschweige denn sie schätzen. Deine Liebe und du verbringen sie trotzdem miteinander. Jede Woche. Erst später, und in der Reflexion, wird es dir so vorkommen, als ob es jeden Tag, ja, jede Stunde oder gar ständig gewesen wäre. Besonders intensiv war eure Zeit, gemessen an einer tickenden Uhr, tatsächlich nur Minuten, großzügig, mit Vor- und Nachspiel, vielleicht eine Stunde. Heimlich traft ihr euch, stets am gleichen Ort und zur gleichen Stunde. 

Die Ausgangslage ist damit klar. Der große Teil der Geschichte, der möglicherweise kein Happy End im klassischen Sinne finden will, kann nun folgen.
Die Heimlichkeit musste der Offenheit weichen. Jeder wusste inzwischen von eurem Tun. Jeder, nur die Zeit nicht. Euer Liebesspiel kannte lediglich den eigenen Raum. So vergingen Jahre, sieben an der Zahl. Und in diesem, immer wieder gern benannten, verflixten 7. Jahr kam, was kommen musste. Einer von euch ging, es ging (eben) nicht anders. Die Zeit war vorbei, der Lebensabschnitt der Liebe in allen Zügen war verronnen – wie gewonnen, so zer...
Doch der andere Teil, du, wolltest es nicht ganz wahrhaben. So schön und in voller Liebe das Ende war, wusstest du doch auch, dass eben die Liebe niemals in den Fluss der Zeit eindringen kann, keine Stromschwelle sie zerstückeln würde, kein Strudel sie zu entzweien vermag und es keinen Wasserfall möglich ist, sie zu zerbersten. Liebende sind sich dessen stets bewusst, wenn auch nur in ihrem Inneren, dass nichts vermag aus dem Sog des Laufes zu entschwinden, um in ein Äußeres zu dringen und dort ausnahmslos das fließende Etwas zu beobachten, wie es sich seinen Weg, in aller Lebendigkeit, an allen unliebsamen Bürden vorbeischlängelt. In den Seichten einer Ebene, in den Tiefen einer Schlucht und in den Weiten, die da kommen, wenn andere Liebesfähige ein Teil von einem selbst werden. So ging es dir, so ging es euch, auch wenn ihr beide nichts voneinander wusstet, in gleichen Anteilen. Eure Wege hatten sich entzweit. Du zogst deine Kreise, dein einstiger und einziger Part – so sagte es dir dein Gefühl, deine ganze Wesenheit –, die eigenen. Eure Reise war keine gemeinsame mehr. Es war dein Weg und es war der deines Gegenstücks, die sich beide so sehr unterschieden. Das Äußere, der Rand des Fließgewässers – wo sich die Liebe tummelt -, wurde deine neue Heimat. Deine verflossene Liebe dagegen ruhte in einem See ohne Abfluss, wartend auf den Sommerdunst, der den eigenen Zustand der Flüssigkeit in eine Phase des Gasförmigen wandeln würde. Deine Liebe würde davonfliegen. Für dich dagegen gab es nur das Entrinnen, indem du tiefer und tiefer ins Land des Äußeren eindrangst, dich in den Dingen verstricktest, die sich dir boten und die du allmählich ähnlich zu schätzen lerntest, wie einst dein Gegenstück. Nach den sanften Sandschichten folgte hartes Gestein. Und doch versickerste du weiter und weiter, frei deiner Bestimmung. Entgegengesetzter konnten die Pfade nicht sein – deine Liebe empor, du hinab: der freie Zustand der Schwebelosigkeit und der eingeschlossene, mit wenig Licht und stark beengt. Doch niemand von euch beiden fragte sich dabei, ob sich jemals daran etwas ändern würde, ihr habt es einfach zugelassen. In Liebe habt ihr euch getrennt und eure Zuversicht war unumstößlich, wissend, dass ihr euch auch irgendwann in Liebe wieder vereinigen werdet. Materie und ihre Zustandsformen konnten euch nicht daran hindern, immerwährend aneinander und den Anderen zu denken. In der Tiefe eures Seins wart ihr weiterhin eins, in den Bildern der Erinnerung weiltet ihr umschlungen, zu einem Teilchen verbunden, der Dinge, die da kommen. Dennoch war der tatsächliche Ausstoß (sic!) nicht mehr möglich, zu weit wart ihr entfernt vom einstigen Paradies des fließenden Nasses, der permanenten Bewegung in der Veränderung.

Die Jahre vergingen ungetrübt und du hast sie nicht gezählt. Mittlerweile bist du wieder der Tropfen geworden, schwimmend in einem Rinnsal. Und auch deine Liebe ist abermals ein Teil von vielen Teilen eines kleinen Fließgewässers. Eure beiderseitigen Ausgangslagen borgen jetzt – wenn auch lediglich zu geringer – Chancen, sich irgendwann wiederzufinden und zu vereinen. 

Um die lange Geschichte abzukürzen, und des glücklichen Endes wegen, habt ihr euch bei all der Unwahrscheinlichkeit dennoch wieder getroffen, frei nach der Lehre, dass die Liebe keine Grenzen kennt. Dieses Mal war euer Bewusstsein gereift, und ihr wusstet ganz genau, dass eure gemeinsame Zeit nicht von Dauer sein kann. In Liebe kommt man zusammen und in Liebe trennt man sich wieder. Und vielleicht bist du es dann, der sich für die Luft entscheidet. Vielleicht entschwebt ihr auch gemeinsam nach oben, formierend mit anderen Tröpfchen, zusammenrottend in einer Wolke. Wollen wir diese Gedanken sogleich in jene Tröpfchen-Erzählung einfließen lassen? Was wird passieren? Wo werden sich eure Wege trennen? Im freien Fall, als Regen, Hagel oder Schnee? Womöglich fällt nur einer von euch herunter, der andere hält sich oben und zieht weiter seine Bahnen um die Welt, bis auch diese Zeit vorbeigeht und der Abgang nach unten unvermeidlich sein wird. Wo wird man landen? Im Salz- oder Süßwasser, auf einer Insel, einem hohen Berg, einer Baumkrone oder direkt auf festen Boden in einer Niederung – vielleicht gar auf dem Haupt eines Menschen? Oder doch eher auf einen der mächtigen Flügel eines Albatros...?  
Wie es auch immer endet, ihr beide seid Wissende, von Liebe durchdrungene Wesenheiten, Weise und Glaubende – ein jedes Geschöpf, alles Lebende wird euch preisen ... nun, sollte es zumindest. 

Damit schließe ich den Hauptteil, so frontal er kam, so erbärmlich schnell verging er. Der Schluss bleibt offen. Es fehlt lediglich ein Epilog, dass ich persönlich halten werde. Um es vorwegzunehmen: es wird nicht gefallen. Wer hier und jetzt aufhört, zu lesen, verpasst nichts. Das Nachwort beginnt sogleich ...
  

Meine Liebe trug 3 Buchstaben, mit der ich sie und viele andere [Trekkies] liebevoll abkürzten: TNG. Meine Liebe hatte ich nach 7 Fernsehstaffeln wieder in Filmen gefunden, wo alle Schauspieler dieser wunderbaren Serie erneut auftauchten. Meine Liebe verfloss danach und für immer, sie würde nicht mehr wiederkommen können, denn die Serie war abgedreht, Filme waren nicht mehr geplant und ein Remake war ausgeschlossen. 
Unverhofft kommt selten oft. Oder anders: Das Glück kommt unverhofft. Beides sind wohl Filmtitel. Doch da ist aktuell kein Streifen, an den ich beim traumhaften Namen (ohne eine formelle Abkürzung) denken könnte, der die Liebe mehr (wieder-)spiegelt als eben jener Zeichentrickfilm aus den End-Siebzigern namens ›Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei‹. Und hier ist er wieder. Der Tropfen, der auf einem Flügel des Albatros landet. Dieser Vogel, der das Mäusepärchen (mit ungarischem Akzent) – die Elegante und den Schüchternen – hinausträgt in die Welt, hat den gleichen Namen bekommen, den das Hauptobjekt (meiner stillen Begierde) jener liebevollen Persiflage der Aktuelle(n) für sich gefunden hat. Dieses Etwas kann auch fliegen. Es fliegt ebenfalls im Raum, jedoch im schwerelosen. Es ist ein Forschungsraumschiff auf einer Art ›Star Trek‹, und die Serie ist nach diesem [Albatros] benannt: The Orville. 

Ich bin voller Liebe. The Orville ist das neue TNG! The Orville ist 'die nächste Generation'! Ich bin so glücklich, es 'discovered' zu haben. Ich muss jetzt nichts mehr entdecken! Paradiesisches liegt vor uns allen! Das Ei ist gelegt.

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Bilder: Filmwelt-Collection / Star Trek: The Exhibition Road Tour Nürnberg (aufgenommen im Franken-Center) 2016

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