Die 3 Seelen - Seele #3: Urstoff, sacrilegium πού
PerChaTem (Pt. 9e4)
Vorhergeh. Art.: Leibfeld biblisch + spirituell / Intuition musikalisch, konkret + konkretER / Urstoff materiell + sacrilegium + ἐν
'Apokryphe' Artikel: Die 3 Seelen - Intermezzo apokryph + die Umleitung Die 3 Seelen - Intermezzo apokryphER"Der vollkommene Mensch war für die Heiden die Vollkommenheit des Menschen, wie er ist;
für die Christen die Vollkommenheit des Menschen wie er nicht ist;
für die Buddhisten die Vollkommenheit eines Zustandes, in dem der Mensch nicht mehr ist.
Die Natur ist der Unterschied zwischen Seele und Gott."
(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares)
Ein zu Lebzeiten verkannter Mensch, 27.543 Papiere handschriftlicher Notizen in einer Truhe verwahrt - und ich ziehe dieses eine Zitat heraus, dass schon einmal erklärt, dass es einen Unterschied zwischen einer Seele (in meiner Abhandlung gleichzusetzen mit dem benannten Begriff Urstoff) und Gott geben muss. Bei Pessoa muss man vorsichtig sein, sonst verrennt man sich gewaltig in seinen Aufzeichnungen und den Aussagen die dahinter, davor oder nebendran versteckt oder offengelegt sind. Wie war das also gemeint? Ist die Natur der Unterschied oder ist der Unterschied in der Natur zu finden? Und was versteht man beziehungsweise explizit er in Form seines Heteronyms Bernardo Soares unter Natur überhaupt? Meint er die Natur des Menschen oder die gottgeschaffene Natur im Ursprung der Dinge?
Mit diesen Gedanken wollte ich nur eine Brücke schlagen. Vor der letzten Kernfrage - dem "Wo war er" - muss ich über diese neu erschaffene Überquerung eines Hindernisses gehen. Einfacher wäre die Antwort auf eine weitaus öfter gestellte Frage zu finden: "Wo ist er jetzt?"
Ein Pantheist findet schnell die passende Formel, die er in ein Wort fasst: überall.
Ob mein Prinzip deutlicher wird oder nicht, die Antwort wäre gleichsam identisch. In Bezug auf den Menschen steckt der adamische Funke in jedem von uns, was aber nicht die grundlegende Frage hinreichend beantwortet. Wenn man sich den Schöpfer mit Rauschebart und Ökolatschen im weißen Gewand und wellemden Haupthaar vorstellt, dann wird es deutlicher, dass hiermit keine Aufschlüsselung vollzogen wurde. Der leichte Geist könnte sich die Antwort auch einfach machen. Er führt eine Voraussetzung auf, die besagt, man solle sich doch erst mal selbst finden, ehe man andere zu deuten versucht. Doch das ist der Trugschluss jener Denke ohne darauf jetzt näher einzugehen. Denn: Vielleicht ist das Denken bei solchen Gedanken genau das, was am wenigsten einbringt, was die geringste aller Wahrheit hervorbringt.
Wenn wir es machen wie der große Träumer es tat, als er alle Gefühle in sich einte, dann darf man anders fragen, nämlich: Wo sind wir dann? Spielt die räumliche Bestimmung eine Rolle? Vereinigt man sich materiell mit dem anderen Geschlecht wird Zeit und Raum wohl nebensächlich? Tue ich gerade das gleiche wie ein einfach gestrickter Denker, eben nur auf eine andere Art und Weise? Nicht unbedingt würde ich sagen. Ich rede nämlich über Gefühle, über Energien. "Verdenkt" man Gefühle oder Energien - versucht sie zu analysieren, einzuorten -, so verfängt man sich wieder in jenes Muster. Betrachtet man sie aber so wie sie sind, nimmt sie an und in sich auf, entsteht ein ganz anderes Bild. Und trotzdem war der Vergleich mit dem anderen Geschlecht und der Vereinigung ein schlechter, denn es geht nicht um Gefühle die durch eine materielle Manifestation entstehen. Fällt mir ein faustgroßer Stein auf den Fuß ist das ein anderes Gefühl als wenn ich versuche die energetische Schwingung eines Steins zu erfühlen. Dafür muss ich ihn nicht einmal von seinem Liegeort aufheben, nicht einmal berühren. Es reicht wenn ich das gesamte Feld um ihn herum erspüre. Solche Art von Gefühlen meine ich, diese Art der Energie. Jeder von uns spürt sie bei Menschen noch ehe er die betreffende Person anlangt. Und genau das ist es, was ich Urstoff nenne. Dafür braucht es keiner Worte, keiner Gedanken. Es ist vorhanden, überall.
Mein Faible zur Science Fiction darf auch am Ende nicht fehlen, daher spiele ich es einmal mit einem Verweis auf einen Star Trek Film ein. Ich brauche nicht zum "Rande des Universum" auf einen Planeten namens "Sha-Ka-Ree" fliegen, um ein Wesen zu treffen, das sich als Gott ausgibt. Der Nerd in mir sagt dazu schlicht und ergreifend: George Murdock ist nicht Gott! Er ist Admiral J. P. Hanson. Und der Planet sollte eher so heißen wie er im realen Leben, na ja, vielleicht so was wie "Tscho-Mör-dog" (oder so).
Das "Wo war er" ist damit jedoch noch nicht geklärt. Ich mag auch nicht verwirren, indem ich ihm eine Existenz ohne eine fortschreitende Zeitlinie einräume. All das habe ich schon abgewickelt (Stichwort: Big Bang). Denken wir also gar nicht und fühlen dafür einfach ("nur"). Wo wird er wohl am Anfang gewesen sein? Ist die Frage nach dem "Wo" nicht irgendwie seltsam, also speziell in Bezug auf den Schöpfer? War nicht eher alles andere bei ihm, genau dort wo er war, wo auch immer das dann war? Der Umkehrschluss ist ja oben bereits erläutert worden.
Wenn ein Aristoteles in seiner "De Anima" von "Frei- und/oder Exkursionsseelen" schrieb (sic!), so spreche ich ihm nur eines ab, womit ich auch eingangs eröffnete: er hat das alles nicht in der vollem Gänze erfahren, erfühlt, erspürt - oder im eigenen Wortlaut: "[...] er hat seine (3) Seelenteile nicht praktisch, in der Gesamtheit und losgelöst voneinander erlebt; er war eben doch ein Philosoph - oder eben ein Spekulant, je nachdem."
Ich kann in Wort und Schrift nicht anders enden als unvollkommen. Und weil ich mit ihm anfing, ende ich auch mit einem Zitat von ihm. Und ich spreche nicht von einem Schüler eines Schülers eines großen Meisters seiner Zeit und Zunft. Daher ende ich nicht mit ihm.
"Ich staune stets, wenn ich etwas zu Ende bringe. Ich staune und bin deprimiert. Mein Sinn für Vollkommenheit müßte mir jedes Zuendebringen verbieten; er müßte mir sogar verbieten, etwas in Angriff zu nehmen. Doch dann denke ich nicht daran und mache mich ans Werk. Was ich zustande bringe, ist nicht das Ergebnis eines Willensaktes, sondern einer Willensschwäche. Ich beginne, weil mir die Kraft zum Denken fehlt; ich führe zu Ende, weil mir der Mut zum Aufhören fehlt. Dieses Buch ist meine Feigheit.*"
(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares)
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Kommentare zum Post
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schwere kost die du einem hier servierst aber trotzdem interessant und tiefgründig, wenn man es das zweite mal gelesen hat ;)
AntwortenLöschenGrüße aus dem naturhotel südtirol
Claudia