no state²
Über- oder bedenkenswert (Pt.8b)
"Wir alle sind heimatlos."
(Gedanken des Bloggers)
Dieser Gedanke stimmt nicht ganz, treffender wäre: "Ich kenne niemanden, der es nicht ist".
Jedenfalls hatte der Kampf in meinem Kopf einen Sieger. Wer die Abhandlung #1 lesen möchte: no state - ist aber definitiv nicht nötig, denn ich setze hier ganz wo anders an. Dabei darf ich betonen, dass sich meine Aussagen fern ab von politischen Geplänkel bewegen werden. Wer darauf hoffte, darf abschalten.
Die Eingangsfrage lautet daher: Wo ist deine Heimat?
Das klingt erst einmal ganz einfach. Die meisten werden es mit ihrem Wohnort in der Kindheit beantworten oder mit ihrem aktuellen Standort. Manche nennen vielleicht auch das Land, in dem sie gerade oder länger leb(t)en. So einfach soll es sich aber niemand machen. Denn hätte die Welt keine Grenzen, würde die letzte Antwort schon mal entfallen. Gehen wir weiter davon aus, dass die Menschheit strikt sesshaft lebt und es in aller Regel keinen Anlass für eine Umzug gäbe, dann wäre Antwort #1+2 die gleiche, also ein und derselbe Ort. Man wäre da geboren und würde da sterben. ABER - Moment, fragen wir mal weiter...
Wo bist du geboren?
Ist eigentlich auch ganz einfach. Ich gehe mal stark davon aus, dass die wenigsten solche Eltern haben/hatten, die sich für eine Hausgeburt entschieden. Folglich wären die meisten Antworten: im Krankenhaus oder im Taxi (^.^).
Aber auch hier entlasse ich niemand so einfach. Warum? Nun, fragen wir mal weiter.
Wo bist du gezeugt worden?
Jetzt wird es knifflich. Ich erwarte da nicht viele Antworten, obgleich die Frage immer noch leicht ist, beziehe ich mich doch hier nur auf die geschlechtliche Vereinigung, also den blanken Akt. Soll es noch schwerer werden?
Wann haben deine Eltern dich geplant?
Wenn sie es gar nicht taten, ist die Antwort schmerzlich einfach. Wenn aber doch, dann sieht es anders aus, sofern wir Samenbanken o. ä. Dinge außer Acht lassen. Und jetzt kommt der Brecher, festhalten.
Wo haben deine Eltern dich geplant?
Wenn wir nur die Personen nehmen, die natürlich gezeugt wurden, dann kommen hier wohl keine oder komische Antworten. Ehrlich gesagt, wäre das auch die erste Frage, wo ich mich vor dem Erinnerungsvermögen meiner Eltern beugen muss.
Betrachten wir aber mal alles aus der rosa-roten Brille, aus einem absolut perfekten Umstand. Dies würde heißen, dass bis auf die "Wann"-Frage alle Antworten auf einen Mittelpunkt fallen. Und jetzt frage ich gerne nochmal: Wo ist deine Heimat? Oder soll ich lieber fragen: Hast du eine Heimat?
Betrachten wir es jetzt mal so, wie es in unserer moderne Welt üblich ist. Wenn Kinder geplant werden, dann ist der Ort meist nicht mehr ausmachbar, ebenso die Zeit; wo es stattfand bleibt ein Geheimnis, ist aber durchaus nicht unbekannt. Ja, und nur wenige Frauen gebären heute noch daheim, wobei hier in den letzten Jahren eine Tendenz läuft, die gefällt.
Die Geschichte geht an dieser Stelle weiter, sie würde aber nicht gefallen. Denn viele Kinder bleiben ihrer so definierten Heimat nicht treu. Das hat heutzutage unterschiedliche Gründe, aber keiner wäre es wert überhaupt gedacht zu werden, wenn jeder eine Heimat nach meinem Gedankenspiel hätte.
Angesichts des herrschenden Chaos auf unserer Welt, wünschte ich mir tatsächlich mal etwas, nämlich eine Person, die mit so einem Traum die Erdenbürger bewegt, ihnen Tür und Tor öffnet eine Heimat für alle Zeiten zu schaffen.
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Kommentare zum Post
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Ich beantworte mal ein paar der Fragen, die sich hier auftun:
AntwortenLöschenMeine Heimat ist hier, wo ich gerade und seit vielen Jahren lebe. Ich bin hier nicht geboren, auch nicht entstanden und schon gar nicht geplant. Wenn alles so gelaufen wäre, wie es geplant war, dann lebte ich heute in Kanada, denn meine Eltern hatten ihre Möbel bereits auf dem Schiff, sie wollten auswandern. Doch bevor sie selbst sich auf den Weg machen konnten, meine Eltern, wurde meine Mutter krank (schwanger) und durfte reisen. 1955 war das noch nciht so einfach, kurz mal nach Kanada fliegen, das war nicht drin. Also: Möbel wieder runter vom Schiff und neu planen, diesmal mit mir. Kurz vor meiner Geburt zogen meine Eltern dann wieder nach Bielefeld, nachdem sie die ersten Jahre ihrer Ehe im Ruhrgebiet verbracht hatten. Mein Vater bekam dann eine Anstellung hier, wo ich jetzt lebe. Geboren wurde ich also in Bielefeld, im Haus meiner Großeltern. Aufgewachsen bin ich dann in Verl, wo Papa seine neue Arbeit gefunden hatte. Hier bin ich geblieben. Ein paar Ausreißer waren dabei, zog ich doch als junge Frau wieder nach Bielefeld, weil ich dort meine Heimat sah - war aber nicht so, also zurück nach hier, wo mich mein Mann dann fand, oder ich ihn - so genau kann man das nicht beantworten. Das ist jetzt 41 Jahre her, die Zeit vergeht. So wie es aussieht, werde ich hier wohl auch den Rest meines Lebens verbringen, ich hoffe, dass es noch dauert!
Schöne Grüße
Regina
Liebe Regina,
Löschenich muss dir ein Geheimnis verraten: Bielefeld gibt es nicht. :-)
Aber jetzt habe ich den Bezug zu deinem G+-Namen gefunden. ^^ Und ich danke für deine Gedanken. Vielleicht interpretiere ich da einiges falsch herein, aber du kannst mich ja aufklären. So wie ich es verstanden habe, hatte sich deine Eltern offensichtlich ganz viele Gedanken vor deiner Geburt gemacht. Auch haben sie dafür Sorge getragen, dass es dir gut geht, dass sie für dich ein Umfeld der Liebe schufen. Dabei sind die Zeiten von damals mit denen von heute oder auch vor 20 Jahren nicht zu vergleichen, zu vieles ist im Laufe eines 1/2 Jahrhunderts passiert, will nicht sagen falsch gelaufen. Wenn ich ein banales Beispiel neben der Industrialisierung und der Technologisierung anbringen darf, dann nehme ich doch glatt mal Bielefeld dafür her. Ich kenne die Stadt nicht, aber Wikipedia sagt mir, dass zu deiner Geburt gerade einmal halb so viele Menschen dort gelebt hatten, wie heutezutage. Und Bielefeld ist keine Ausnahmestadt, eher ein Symbol der Regel. Das geht jetzt aber komplett am Thema vorbei und ist zudem kontraproduktiv.
Wo meine Gedanken eher anfangen, ist da wo sie aufhören, zwar ein wenig holprig im Post, weil vielleicht gar nicht erwähnt, bestimmt sogar. Aber wie es der Vorzeigeveganer der Comedianszene ausdrücken würde: "Sich selbst an die Nase fassen." Darauf wollte ich hinaus. Und es ist nie zu spät, selbst im Alter kann man die Wege seines Lebens mit nur einem Gedanken verändern. Am Anfang war eben der Gedanke, nicht das Wort. Oder wie ich es sagen würde bzw. sagte: der Traum.
Ich baue darauf, dich noch lange zu lesen. ;-)
LG, Alex