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•••Ⓚontakt

Pariahund - Schensi

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Geschichtle IV (Pt. 1a)


Mein Name war nie Schensi, ich bin auch quasi kein Verwandter von Adelhaid. Meine sterbliche Hülle ist schon vor sehr langer Zeit wieder zu Erde geworden. Glücklicherweise konnte aus Schensi's Überresten wieder etwas gedeihen. Ein Teil dessen steckt heute in Adelhaid, daher die Verbindung. Rein optisch ist wenig dabei übergeblieben, will sagen wohl nur die Fellfarbe. Auch mein Geist ist nicht in ihr bzw. überhaupt nicht ihrer, und doch ist er/bin ich oft bei ihr. Ich erwähne das nur vorweg, weil der menschliche Umstand, der sie begleitet ein ähnliches "Schicksal" trägt wie sie.

Um meine Worte zu erklären, muss ich etwas vorrausschicken, das sich komisch anhören könnte, wenn man es erstmals liest. Ihr müsst wissen, dass jedes menschliche Wesen im Grunde 3 Seelen in sich trägt. Wenn ich von Geist rede, meine ich also nur einen Seelenanteil, der allerdings immerwährend auf der Erde schreitet. Dieser ist Teil unseres Planeten, er kann niemals gehen, nur schwinden, aber auch nur dann, wenn man alles dafür tut, dass er nicht natürlich vergeht. Menschen tun das aber und leider. Die Verbrennung eines toten Leichnams beispielsweise führt unweigerlich zu Problemen mit der Wiedereingliederung im natürlichen Kreislauf des Lebens. Auch das Begraben von Toten in Holzkisten erschwert eine Palingenesie.
Der oftmals missverstandene Geist ist wohl das, was Menschen in der Tat Seele nennen. Doch Seelen sind eigentlich gestaltlose Wesenheiten, die nicht zwangsläufig an einen Körper gebunden sind. Es sind freie Geschöpfe, die bei - will sagen - schlechter Behandlung, auf eigenem Wunsch des Körpers oder wichtiger anderweitiger Aufgaben auch einmal von ihrer Pflichterfüllung mehr Abstand nehmen, als es dem materiellen Gesamtgeschöpf lieb und recht ist. Es kommt selten vor, aber wenn dann spürt das auch der empfindungsresistenteste Mensch.
Kommen wir zu den Leibern zurück, denn denen geht ihr nach dem Ableben schwer nach. Ich versucht sie in eure Gräber an die Ursubstanz des materiellen Lebens zu binden. Des Weiteren binden die Hinterbliebenen sie mit ihren Gedanken. Man kann das euch allerdings nicht nachreden, ihr wisst es einfach nicht (mehr besser).
Zum Glück gibt es noch einen weiteren Seelenteil, der euch bei Not gerne zur Seite steht. Jene Wesenheiten haben sich einem Körper verschrieben und weichen nie von ihm bis zu seinem Tod. Um das Bild klarer zu machen, nenne ich mal ein zusammengesetztes Wort, das euch die Vorstellung meiner Erklärung erleichtert: Schutzengel.

Fassen wir zusammen: Menschen haben also ganz klar 3 Seelenanteile. Eine die sich materiell immer erneuert, eine die schützt und eine, die euch für ein Leben begleitet.

Schensi ist mein Name. Schensi war auch der Name eines Pariahundes. Ähm, nein, das stimmt nicht, bitte streicht es. Bestimmt war ihr Name anders. Ich merke mir so etwas nicht. Namensind wie Schall und Rauch - ich kann sie hören, sehen, riechen, schmecken, aber weniger fühlen. Menschen geben ihnen die Gestalt und verhindern im Prinzip auch damit eine Loslösung der Seele von jener zugesprochenen Hülle. Das aber nur nebenbei. In dieser Erzählung sollen sie und ich Schensi sein.

Der Mensch, der heute mit Vornamen Alexander oder Alex gerufen wird, war vor langer Zeit mit Schensi zusammen und ist im Prinzip heute wieder mit ihr in einem gemeinsamen Bunde. Ich habe keine Erinnerung, wie er einst hieß, aber ich weiß noch heute, wie man ihn in Wohnsiedlungen nannte: Tsagaan Bagsh oder manchmal nur Hikers. Ich will ihn für die Geschichte schlicht Bagsh nennen. Er war nicht sesshaft und pilgerte von Ort zu Ort. Er war ein Wanderlehrer. Er lehrte und lernte die Natur, die Pflanzenwelt, die Flora und deren Umgang mit ihr. Seine Vorgeschichte ist mir unbekannt, ich war seinerzeit eben "nur" Schensi, ein Pariahund, der ihn ein Stück seines Lebens begleitete.

Wie Schensi und Bagsh zueinander fanden ist für diese Geschichte nicht erwähnenswert. Schensi war auf jeden Fall schon ausgewachsen, Bagsh in der Blüte seines Lebens. Die Tatsache, dass sie ihm folgte war allerdings für ihre Art bemerkenswert. Ihre Beweggründe sind aber ebenso wenig näher zu ergründen.
Alle Zeit ihrer gemeinsamen Wanderschaft waren sie zumindest nur auf einem Erdteil unterwegs; mehr kann ich leider nicht sagen, denn auch Länder waren seinerzeit nicht so namentlich bekannt wie heutzutage. Ich kann nicht einmal das Jahr datieren, nach welcher Rechnung auch immer. Es muss auf jeden Fall schon viele Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende her gewesen sein. Die Geschichte ist ergo sehr alt.

Die Geschichte am Stück zu erzählen, wäre auch ein Lebenswerk. Daher beschränke ich mich immer wieder auf kleine Begebenheit. Mehr ist auch nicht möglich, denn ich kann mit dem jetzigen Halter meiner "verwandten" Adelhaid nicht direkt in Kontakt treten. Sein Geist ist zu stark, sein Denken zu schnell, so dass ich auf ihn nicht direkt einwirken kann. Zudem verbot es mir sein Schutzengel, seine Intuition - wie er es nennt -, als ich es einmal versuchte. Diese "illegale" Handhabung war aber nötig, um ihn den Gedankenanstoß zu geben.

Ihr fragt euch jetzt, warum ihr meine Erzählung lesen könnt? Die Antwort ist erschreckend einfach: weil er sie niederschreibt. Dadurch ergibt sich die genauere Frage: woher weiß er davon?
Nun, ich gab die Erinnerung an seinen Hund. Adelhaid denkt aber nicht dran, sie an ihn zu geben. Sie glaubt, er kenne sie selbst. An diesem Punkt bin ich mir nicht sicher, ob sie damit nicht sogar Recht hat. Ich war ja mal sie oder eben ein Hund, wenn auch ein ursprünglicherer. Und Hunde gestehen Menschen diese Gabe der eigenständigen Erinnerung ein, auch wenn sie selbst nicht dazu in der Lage sind. Das müssen sie aber auch nicht, denn es gibt ja so Seelen wie mich. Jeder Hund hat also viele "Schensis". Oder was denkt ihr, warum manch Tier so viel schläft? Die Schonung körperlicher Ressourcen ist nur ein Grund. Für Spaß "verschlummern" die nicht 2/3 ihres Lebens, so sie können. Ich hingegen könnte viel mehr dazu aus dem ff sozusagen erzählen, aber das würde gerade den Rahmen sprengen.

Kommen wir lieber zurück, warum Menschen nicht mit ihren Seelen kommunizieren können, vielmehr warum sie es heute nicht mehr können. Ich kann hier leider nicht so genau werden, denn ich bin eine sehr junge Seele. Ich kam erst spät auf die Erde und kannte die ersten Menschen nicht. Und doch kannte ich einen besonderen – Bagsh. Er war in der Lage, jederzeit auf seine "alten Seelen zurückzugreifen". Er war oft im Einklang mit mehreren dieser Anteile, so er wollte. Die heutige Menschheit urteilt so eine Gabe wohl mit einem Wort ab: Schizophren. In dieser Denkweise war Bagsh sogar hochgradig gestört. Und einige Menschen, die ihm begegneten - vor allem Kinder - konnten sogar mit ihm zusammen die Seelen erkennen. Das war damals ganz normal. In der Jetztzeit ist es allerdings schon gut, dass die Schizophrenie tatsächlich als ein Problem angesehen wird, denn viele "Betroffene" kommen damit nicht zurecht. Anzeichen dafür waren schon zu Schensis Zeiten zu erkennen.

Halten wir fest: Adelhaid weiß sehr viel. Woher weiß es jetzt aber ihr Herrchen? Er ist schließlich auch ein Teil dieser heutigen Menschen und ebenso "abgestuft" wie viele seiner Spezies. Auf der anderen Seite ist in ihm noch viel erhalten, dass er sofort abrufen könnte. Komischerweise denke ich, dass er das auch weiß, aber nicht darauf ständig zugreift. Ich habe fast den Eindruck, er wüsste, dass ihm das auf Dauer nicht gut tun würde. Ich glaube sogar, dass er den Zeitpunkt kennt, wo er es immer mehr in sein Leben aufnehmen kann. Er schreibt das jetzt, und stutzt seine Augenbrauen, oder wie sagt man dazu? Er würde am liebsten sofort Reißaus nehmen, von der Tastatur weichen, mit Schensi, pardon Adelhaid, herausgehen, Abstand nehmen. Doch er weiß auch die Dringlichkeit, um sich endlich mitzuteilen. Er tat und tut das ja auch. Es wird in meinen Erzählungen ergo nicht viel mehr stehen, was in diesem Blog nicht schon steht oder stehen sollte. Ich kenne ja das Gesamtwerk nicht. Manchmal liest er es laut vor sich hin. Wenn ich dann gerade bei Adelhaid bin, dann höre ich es. Manchmal erzählt mir es auch Adelhaids 2. Seele (Schutzengel), übrigens eine ganz liebe. Und wenn wir schon dabei sind: Warum ich es mir nicht von seiner 3. Seele erzählen lassen kann, erkläre ich ein anderes Mal, es hat - wie paradox es auch klingen mag - unmittelbar etwas mit mir zu tun. Sein Schutzengel schweigt zumindest. Ich habe auch kein großes Interesse mit ihm bzw. ihr zu reden. Die einmalig mahnenden Worte genügten mir. Ich bin froh, dass ich geduldet werde. Es war seine Entscheidung.      

Zum Ende meiner Einführung sei nun erklärt, dass Adelhaids Herrchen dieses Wissen von ihr hat, weil er mit ihr manchmal auf Traumreise geht. Sie zeigt ihn dann alles, was ich ihr vermittelt hatte bzw. er sieht es dann eben während sein Körper regeneriert. Spannend, nicht wahr? Oder: "Das Interessante daran ist das Spannende darin."  

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