UnWort
V-Theorien (Pt. 4)
"Für das Jahr 2014 wurden 733 verschiedene Wörter eingeschickt.
Die Jury erhielt insgesamt 1246 Einsendungen."
Die Jury erhielt insgesamt 1246 Einsendungen."
(Quelle: http://www.unwortdesjahres.net)
Deutschland wird laut de.statista.com-Prognose in 2015 rund 80,77 Millionen lebende Menschen haben - Dunkelziffer ausgeschlossen.
Ebenfalls laut de.statista.com hat dieses Land zum Stichtag 31.12.2012 ziemlich viele Personen über 6 Jahre. Gut, dieser Satz klingt komisch, aber in Prozentzahlen wird es unlustig. 0,67 % tragen schon und noch Windeln (leider) und sind unter einem Jahr alt. 3,37 % sind zwischen 1 und 5 Jahre alt, was heißt - und jetzt kommt es -, 95,96 % der Bevölkerung kann schon teilweise lesen oder beherrscht es immer noch. Zumindest gehe ich davon aus, dass sie der Sprache mächtig sind bzw. ihr Gehirn noch insoweit funktioniert, dass sie am Tagesgeschehen halbwegs teilhaben können.
Für Textscanner: nur das fett-gedruckte lesen!
Für rechnerische Zahlen benutze ich wieder einmal die de.statista.com-Seite; demnach sind 1,45 % der Deutschen im Jahre 2010 dement. Ebenfalls auszuschließen sind Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung. Dafür habe ich keine genauen Zahlen auf die Schnelle gefunden, aber gemäß leidmedien.de ist die Zahl derer bei rund 1,4 Millionen.
Rechnen wir noch eine Dunkelziffer für andere Erkrankungen o.ä. von sagen wir exakt 3,11 Millionen großzügig drauf, sind wir immer noch bei 90 % an mündigen deutschen Bürgerinnen und Bürgern sowie Intersexuelle aller Art.
Halten wir fest: 90 Prozent können diese beiden zusammengesetzten Wörter "Lügen" und "Presse" im Zusammenhang oder als Kompositionsbegriff lesen, hören, deuten und gar verstehen.
Und es ist ferner gut möglich, dass eifrig darüber - zumindest ein paar Tage nach dem Entscheid - "philosophiert" wird.
Laut den oben verlinkten Angaben aus der Pressemitteilung des Vereins komme ich auf eine heruntergerechnete maximale Zahl von 350 Stimmen für diesen Begriff, die selbstverständlich weiter darunter liegen wird. 733 verschiedene (Einzel-)Wörter minus die Gesamtzahl von 1246 ergibt 513 (mehrfach-genannte) Wörter, davon, ich zitiere:
"Die häufigsten Einsendungen (je über 10 Einsendungen), die den Kriterien der Juryentsprechen, waren Putin-Versteher / Russland-Versteher (zusammen 60-mal), PEGIDA / Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes (44-mal), Social Freezing (29-mal), tierische Veredelung / Veredelungsindustrie / Veredelungswirtschaft (in allen Varianten zusammen 25-mal) und Gutmensch / Gutmenschentum (zusammen 15-mal)."
Stellen wir uns mal für Spaß folgendes vor: 9 x das Wort "Taubenkot", 8 x der Begriff "Charlie", 7 x "Umbalumba", 6 x "Quarktasche", 5 x "Pommes Schranke", 4 x "Staubaufwirbler", 3 x "Lichtverschmutzung" und 2 x der Name "Adelhaid" sowie 2 x mit "e" - also "Adelheid" (konnte nicht zugeordnet werden, also weiterhin rein theoretisch für Spaß). Das macht dann 46 zusätzliche Stimmen, die ins Unbekannte drifteten.
Entgleisen wir gedanklich weiter: 54 Einsendungen konnte nicht bewertet werden, da die Schrift nicht leserlich war, der eine schrieb in Kyrillisch, der andere in Arabisch, einige bedienten sich der chinesischen Schriftzeichen und eine geringere Anzahl war noch in deutscher Kurrentschrift verfasst.
Kleiner Schnitt - wären wir nur noch (oder schon?) bei einem Rest von 250 Abgaben. Davon nehmen wir noch ein paar weg, die unter die "10er Einsendungsmarke" fallen, Beispiele lasse ich aus. Nehmen wir dafür einfach eine Zahl von 150 an - schon sind wir nur noch bei 100 für die "Lügenpresse".
Davon sind die Hälfte (50) auf den Postweg verschickt, 30 kamen aus E-Mails und 10 gefaxt. Die Faximiles kamen alle nicht an, weil das Fax-Gerät defekt war, 10 Briefe waren falsch adressiert, 10 weiter unzureichend frankiert, 10 kamen nach Einsendeschluss, 10 weitere per Rückscheineinschreiben an, das leider keiner gegenzeichnete. Von den 10 eingetroffenen Briefen waren 5 Postkarten dabei, die aufgrund der schönen Motive an die Pinnwand geheftet wurden. Die 5 verbleibenden Briefe wurden unsachgemäß mit einem Brieföffner zerstört und landeten im Kaminofen.
Bei den E-Mails sah es nicht besser aus. 10 landeten im Spam. 10 weitere wurden aus Versehen "hart gelöscht". Bei den restlichen 8 fehlte die Signatur.
Verbleiben in unserem geistigen Erguss exakt 12 Einsendungen mit dem UnWort-Vorschlag "Lügenpresse", die kamen allerdings direkt von der Presse, aber eigentlich nicht beabsichtigt. Es war lediglich ein Schreiben. Der Betreff lautete dummerweise "Lügenpresse". Der Text dazu wurde nicht gelesen, obgleich er beinhaltete, dass man auf keinen Fall diesen Begriff nehmen solle.
Damit ist diese Verschwörungstheorie aufgedeckt, und alle sind glücklich.
Ach nein, noch nicht ganz. Wer sich die Bilder anschaut, kann sicherlich noch etwas hineininterpretieren, was ich an dieser Stelle aber außen vor lasse. Im Text habe ich unterwürfig schon darauf hingewiesen.
Für mich persönlich gab es jedenfalls und bislang und sowieso, wie auch so gesehen, nur ein tatsächliches Unwort des/eines Jahres - und das war aus 1994 + ohne deutschem Ursprungs, denn:
"Peanuts" sind Erdnüsse und keine Kosten, die man aus der Portokasse begleicht.
Ergo und abschließend erwähnt, gab es niemals ein deutsches und für sich alleinstehendes/einzelnes Unwort des Jahres, nicht mal "Unwort" ist ein Wort, denn das ist ein Wortbildungsmorphem.
"I know the answer! The answer lies within the heart of all mankind!
The answer is twelve? I think I'm in the wrong building."
The answer is twelve? I think I'm in the wrong building."
(Die Figur Lucy van Pelt aus der Zeichentrickserie 'Peanuts' von Charles M. Schulz)
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Quellenangaben / weiterführende Links: Direktverlinkung im Text
Hinweisender interner Verweis / FAQs: Wortwolke / Cloud _v-theorien_ (Direktlink)
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Kommentare zum Post
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Hi,
AntwortenLöschenIch finde eigentlich schon das Wort "Presse" ein Unwort, oups Wortmorphem. Ich denke bei "Presse" immer an technische Pressen die wesentlich anderes tun als die Buchstabensequenzen auf das das Papier "zu pressen". Ganz Früher hatte man das wohl getan, man setzte die Lettern im Setzkasten zusammen, vefestigte diese hinreichend und diese "Platte" wurde eingeschwärzt und aufs das Papier gedruckt. Ich frage bei dem diesjährigen "Unwort des Jahres", inwiefern das "Unwort: Lügenpresse", nicht eines dieser Anti-Anti-Wörter ist, insofern die "Negation der Negation" ... Unsinnn ist, weil man es auch lassen kann. Nur, in der Folge nach der Negation, also der vermeintlichen 'Verneiung', macht die erneute Negation wider Sinn. Technisch unbedingt, ... aber man kann sich auch mit mit etwas nicht-unsinnigem beschäftigen. Nun ja, da haben wir den Salat mit der Rechnung die das falsche Datum hat - moderne Logik, Sinn ohne Sinn. Leider kann ich nicht allzu abheben, weil mein PC streikt, ... mit dem wärs jetzt kompliziert geworden und wohlmöglich hätte ich die metaphysikalische Ableitung der .... -"Lügenpresse" nicht anti gelogen.
Grüße
Du hast ja völlig recht. Wie konnte ich das übersehen?
LöschenStreng genommen, gibt es heute gar keine (Zeitungs-)Presse mehr, weil Zeitungen gedruckt werden. Setzmaschinen und Pressen haben abgedankt. Wenn noch einer presst, dann ist es der Verpacker, der den Zeitungsbündel zusammenschnürt.
Bleibt eigentlich nur noch der philosophische Teil zum ersten Wort: Kann eine Lüge überhaupt existieren ohne dass es vorher eine Wahrheit gab?
Also mein Guter, bei dem Artikel hast du doch einige statistische Jahrbücher verschluckt. ;) Allerdings, das die Dementen so in der Unterzahl sein sollen, dass bezweifle ich doch stark. Die meisten wurden sicher vergessen. Ansonsten finde ich hier ich hier natürlich bedenkenswertes Gedankengut. lg George
LöschenIch bin Prof. Dr. Dr. Google, weil eine Muse von mir Österreicherin ist und sie diesen Titel trägt ^^; von ihr hab ich alles gelernt. Belohnt wird es in den Alpen mit der Ansprache meiner Person, wie bspw.: "Meine Verehrung, Herr Professor..."
LöschenBin heut nicht so gut drupp!! Mein Unwort heute hieß Zahnarzt und er hat gezogen.
AntwortenLöschenIch weiß, heute geht es mächtig am Thema vorbei. Aber ich habe mich bemüht!!!
LG Martina
Sehr lobenswert, also die "Be-Müh[e]ung", denn da ist auch ein Wortbildungsmorphem (be-) sowie ein Fugen-s (-ung) mit dabei.
Löschen"Zahn-Arzt" brauche ich ja nicht zu erklären. Er soll die Zähne verarzten - komisch, dass er die dafür zieht ;-)
Eine schmerzarme Nacht!