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Palingenesie, Teil 2

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V-Theorien (Pt. 3b)
Unter(- u. Arbeitstitel): So funktioniert Rein(e)karnation ... oder eben nicht!
Fortsetzung von Teil 1

http://nachadla.blogspot.com/2014/01/palingenesie-teil-2.html


"Wer sich nicht verändert, wird verändert" [*1] [*2]
(Christian Wilhelm Walter Wulff)


Nachfolgend ein Gesprächsmitschnitt aus dem Winter 2005 zwischen meinem Mentor [*3] [Strg+F -> "Wie alles begann..."] und mir, das alle aufkommenden Fragen zum Thema klären sollte. Mit der unheimlichen Vorhersehung, dass ich dieses Material noch einmal brauche sowie verwerten könnte, wurde es seinerzeit ohne mein Wissen  mit einem einfachen Kassettenrecorder aufgezeichnet. Verzeiht die späte Ausarbeitung, aber es lag mir nahe, alles möglichst wortgetreu und ohne große Zensur wieder zu geben.


Vorweg ein paar Fakten zu meinem Mentor im Selbstzitat [aus obigen Link [*3]]:
>>Ich kann nur so viel zu diesem Menschen sagen: er war wie erwähnt mein Mentor, promovierter Professor, hoch geschätzt bei der Bevölkerung. Er hatte ein Verbindungsnetzwerk unter künstlerischen Deckmantel aufgebaut, das trotz aller Gegenwehr heute noch existiert. Er hatte einflussreiche Kontakte zu den richtigen Personen und etliche Ehrentitel. Er war in vielen Gilden und Vereinigungen entweder Ehrenmitglied, in der "Führungsebene" oder gar deren "Oberhaupt".<<
Nachfolgende Abkürzung: MEN = Mentor / AHB = ich / LEK = Erzählung+An-/Bemerkungen
Abschließender Hinweis: Mein MEN war ein gebürtiger Schwabe.


LEK Wie gewöhnlich führte mich mein Weg im Schutz der Dunkelheit über den im ersten Stockwerk gelegenen terrassenartigen Balkon meines selbsternannten Mentors in seine Wohnlichkeit. Dessen voraus gingen kurze Lichtsignale, welche ich von meiner Galeriewohnung quer über die Straße direkt auf sein rechtes Fenster legte. Er hatte ein baugleiches Gerät, und auch wenn unsere "Blinkkommunikation" genauestens abgesprochen war, wusste ich nie, ob mein Eintreffen ihm genehm schien, noch ob er mein Signal überhaupt mitbekommen würde. Zeit seines Lebens war mir diese Vorgehensweise überaus und ungeklärt übervorsichtig. Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass ein einfacher Anruf seit einem Jahr nicht mehr möglich war. Wir hatten zwar die gleichen Telefone und konnten diese jederzeit koppeln, was man sich wie ein internes Gespräch vorstellen muss, dass keine Kosten hervorruft und per Funk übertragen wird. So gesehen abhörsicher, doch leider nicht mehr möglich. Denn wer nicht abhören kann, der kann zumindest eine Verbindung stören. In meiner damaligen Naivität versuchte ich dem Professor und mir selbst zu erklären - ja einzureden -, dass es vielleicht andere Zusammenhänge und Erklärung dafür gäbe, davon überzeugen konnte ich ihn und mich selbst aber nicht.
Was ich niemals durfte: unangekündigt kommen (und keinesfalls über die Haustüre)! Ferner ihn auf der Straße anzusprechen. Niemand sollte eine Verbindung zwischen uns herstellen können. Oder wie er es oft sagte: "Wenn du das nicht verstehst, dann verstehe, dass mir das grüßende Fußvolk lästig ist." 
Auf dem Balkon musste ich für den Einlass ein Signal mit meinem Munde ertönen lassen, dass ich irrigerweise später (nach seinem ungeklärten Tod) für meine ungarische Bracke als Konditionierungslaut missbrauchte.
Die Türe ging daraufhin einen Spalt auf. Ich musste stumm bis 8 zählen ehe ich die Schwelle übertreten durfte. Und auch das war nicht einfach, denn der Rollo war stets zu zwei Dritteln nach unten gezogen. Und auch nun war das Begrüßen meines Mentors sinnlos, seine Worte dagegen immer die selben ...

MEN Was führd dich zu mir, Kärle?
LEK Bis zu meinem Ritterschlag nannte er mich zur Begrüßung "Kärle" [im weiterem Wortaustausch "Bub" oder "Jung"] für "Junge", danach "Mâ" für "Mann", aber erst im letzten Monat "Riddr" für Ritter 
AHB Der Freitod.
MEN Wie soll der ausseh?
AHB Ich stürze mich vom Außenturm der Altenburg in die Tiefe.
MEN Was soll des bring?
AHB Den Tod.
MEN Haschd du des was gschaffd do?
AHB Was soll ich da geschaffen haben? Ich will dort nur sterben.
MEN Noh wirschd sinnlos glebt han.
LEK Ich erinnere mich, wie ich fragend da stand, bis er mir den Stuhl anbot, der gegenüber seinen stand, dazwischen ein runder Tisch. 
MEN Sedzd di hr Bub.
LEK Ich zögerte ein wenig, und noch bevor ich mit meinen Gesäss den Korb der Sitzgelegenheit spürte, setzte er fort ...
MEN Verrad mir, was war dai erschdes Buch des du glesa haschd?
LEK Ich schaute ein wenig verduzt, was er schnell erkannte und mir auf die Sprünge half.
MEN Ned die einschlägiga Werke.Schbiriduelle.
AHB Ich glaube "Karma und Reinkarnation" von ...
LEK Ich überlegte und er setzte meinen Satz fort.
MEN ... von Wulfing von Rohr.
AHB Woher wissen Sie das?
LEK Erst mit meinem Schlag zum "Ritter Kommandeurs mit Insignien" bot er mir das "Du" an.
MEN Des ischd ned wichdich. Was wichdich isch des schdehd da drin.
AHB Aber das ist Schundliteratur. Esoterischer Humbug.
MEN Ja vielleichd, aber du haschd des herausgelesa was dir jedzd helfa könnde.
AHB Karma ist Unsinn.
LEK Ich überlegte kurz und setzte dann fort.
AHB Aber an der Palingenesie ist was dran.
MEN Was denkschd?
AHB Die Bibel sagt: Asche zu Asche.
MEN Was denkschd du?
LEK Jetzt ratterte es in meinem Kopf. Das Band hat hier eine Pause von gefühlten 10 Sekunden.
AHB Ich werde da nicht zur Asche werden. Mein toter Körper wird weggebracht und in ein Sarg auf einen Friedhof unter der Erde begraben. Ich werde in dieser Holzkiste verwesen.
MEN Ond weidr?
AHB Was weiter? Bei genügend Sauerstoffzufuhr ist mein Gewebe nach 10 Jahren verwest, nach 30 Jahren ist vielleicht noch mein Schädel übrig, ein paar Knochen, mehr nicht.
MEN Wenn du Glück haschd.
AHB Der Sarg verrottet eh, bei Lehmboden dauert es wohl länger.
MEN Ond endschdehd was aus euer Symbiose?
AHB Was soll da entstehen?
MEN Eben Bub. Nix dud sich da. Gar nix.
LEK Jetzt brachte er mich zum Nachdenken. Ein "Hmm..." entschoss es mir. Allmählich wurde mir klar auf was er hinaus wollte.
AHB Mein Körper soll etwas hervorbringen. Wie Pusteblumen.
MEN Anemochorie, gued Bub! Du wirschd oi Windfliegr sai abr do nix dauga.
AHB Aber mein Geist...
MEN ... wird verschlossa sai vo Erd und Holz. Dreißich Jahre.
AHB Ich kann Ihnen nicht folgen?
MEN Das brausch au ne, noh du haschd no nix geschaffa, wedr mid Körbr no Gisch.
LEK Das hatte gesessen. Ich wagte nicht zu widersprechen, doch versuchte ich es wirsch.
AHB Vielleicht will ich das auch nicht!
MEN Was du willsch ond was du musschd schdehd in keina Zsammenhang.
LEK Spätestens jetzt hatte er mich zum Schweigen gebracht. Ich erinnerte mich, dass ich zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs meinen Kopf nach unten fallen lies. Betrübt von dem, was zweifelsohne nun kommen musste.


--- Fortsetzung vom 26.01.2014 ---

MEN Schau mol Bub, dir schdehd die Weld no offa. I han vil bwirgd, abr nix gschaffa.

AHB Das würde ich eher umgekehrt sehen, wenn ich mich so umsehe.
LEK Seine Wohnung war voll von Gemälden, in seiner Vitrine waren unendlich viele Auszeichnung in jeglicher Form, aber stets von höchsten Stellen. 
MEN Des sind nur Gegenschdänd, unnüdzes Glombs, leblos ond unbrauchbar.
AHB Manch einer würde das aber anders sehen.
MEN Hab i die Farb, die Schdifde, die Binsl, die Leinwänd ... hon i des selbschd gmachd?
LEK Ich schwieg.
MEN A Kunsdwerk isch nur noh eines, wenn du alles selbschd gschaffa haschd. Und so verhäld's sich mid allem.
AHB Der Mensch ist ein Parasit, weil er alles von außen nimmt und nichts gibt.
MEN Und so verhäld's sich au no dem Dod. Niemals ebbes vo sich abgeba. Mensche bleiba sich sogar im Grab ihrem Irrschwur drei.
LEK Ich schwieg.
MEN Wenn mai Körbr schdirbd, kann jedr alles han was dahana isch. Die Frag isch: bringd ihm des was?
AHB Mit Sicherheit. 
MEN Glaubsch?! 
AHB Ja.
MEN Noi Bub. Keinem hungrig Maga bringd oi schönes Bild odr a Orda. Hör zu: alles was dahana isch soll in oi Muld, wenn i nemme bin. Merk dir mai Worde!
AHB Wieso sollte ich mir das merken? Ich bin doch bald nicht mehr. Wollte mich nur von Ihnen verabschieden.
MEN Bub, was au äwwl di kümmerd, morga siehd die Weld anders aus.
AHB Was macht Sie so zuversichtlich, dass ich meinen Plan nicht umsetze?
MEN Dai Geisch, der isch voll vo Idea. Dir fehld nur die rechte Berso(n), um die umzusedza.
AHB Ich glaube nicht, dass die morgen hier anklopft.
MEN Ned morga, abr merk dir: du wirschd sie dahana hr führa!
AHB Kenne ich die Person?
MEN Jo, abr's wird nix bringa, wenn i dir jedzd ihra Nama verrade.
LEK Jetzt hebte ich meinen Kopf doch wieder nach oben. Meinen Augen müssen weit offen gestanden haben, als ich neugierig fragte:
AHB Professor, so sagen Sie mir einfach, wer es ist! Und ich werde sogleich wieder nach Hause gehen und von ihr träumen.
MEN Du dräumschd öfders vo ihr, du weisch's nur ned. Doch des isch ned die Berso(n), mid der du dai wirklicha Dräum erfülla wirschd
AHB Jetzt bin ich verwirrt. Was muss ich tun und von was träume ich wirklich?
MEN Du musschd gar nix dun. Es wird sich alles ergeba. 
AHB Und woher diese Zuversicht?
MEN Es gibd wenich Leide wie di mid so einr feina Wahrnehmung.
AHB Aber genau die bringt mich oft zur Verzweiflung. Die Welt fühlt sich manchmal so an, wie man sich die Hölle vorstellt ... dank dieser "Wahrnehmung".
MEN Wr di ned dagega. Du musschd die Energie ufnehma, assimiliera ond umwandeln. Egal wie la(n)g's dauerd, die Zeid schbield für di.
AHB Mag sein.
MEN Noi, des isch so!!
LEK Sein Ton war hart und bestimmt, was dazu führte, dass ich seine Worte mir bis zum heutigen Tag einprägte, vor allem alles, dass er nach einem "Merk dir" aussprach.  
AHB Und wann werde ich dann mal was erschaffen? Und was?
MEN Geh weidr schdoisch vor, 's kommd die Zeid. Du erwachschd bald, noh du dräumschd hefdich ond vil.
AHB Ich habe noch nie geschlafen. Ich kann es nur nicht sagen, erst recht nicht ausleben. Ich weiß nicht, ob mir da die Stoa hilft.
MEN Se soll dir ned helfa, sie soll di führa.
AHB Aber wohin? 
MEN Genau da hin, wo du hin willschd. Scho Jung hedd gsagd - ond merk dir des: "Wr no außa schaud, dräumd. Wr no inna schaud, erwachd."

Mit diesem Satz möchte ich erst einmal an dieser Stelle schließen. Es ist schwerer als gedacht das Gespräch hier niederzuschreiben. Ich habe für die korrekte Übersetzung der schwäbische Mundart ein Übersetzungsprogramm gefunden [*4], was es mir auch nicht viel leichter macht. Denn ich muss fast jeden Satz mehrmals hören, d. h. ständig die Kassette zurückspulen. Ich habe zwar eine Fernbedienung für meine Stereoanlage, aber auch die unterstützt mich nur in der Hinsicht, dass ich nicht ständig aufzustehen habe. 
Das Interview wird also in einem Teil 3 fortgesetzt und auch beendet. Ich brauche dafür nur ein wenig Zeit. 


"Jede Genesung ist eine Wiederbringung und Palingenesie unserer Jugend: 
man liebt die Erde und die darauf sind mit einem neuen Herzen."
(Johann Paul Friedrich Richter)

Zum Teil 3 - Klick
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Quellenangaben / weiterführende Links:


[*1] http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16243
[*2] http://www.rtlradio.de/Wetter.5-14-3.html
[*3] http://nachadla.blogspot.com/2012/12/so-macht-man-geniale-kopfe-blod_21.html ["Wie alles begann"]
[*4] http://www.topster.de/deutsch-schwaebisch/

Hinweisender interner Verweis / FAQs: Wortwolke / Cloud _v-theorien_ (Direktlink)

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