Warst du je in der Natur? (Teil 1)
Selbstanalyse (Pt. 12a)
"I'm going out of this world the same way I came into it: Buck-naked..."
(Neil Patrick Harris alias Barney Stinson aus "How I Met Your Mother")
Was man hier sieht ist eines meiner "Accessoire" für die Hunde-Gassi-Runde, was zu Anfangs nicht weiter stören soll, aber zum Ende des Artikel klar und nicht mehr irritierend wirken wird ... aber vielleicht zum Nachdenken anregt.
Schauplatz des Geschehens ist eine fiktive gesellige Runde von alten Freunden zu einer Feierlichkeit, die es jedem Beteiligten ohne schlechtes Gewissen erlaubt mehr zu essen als nötig, dem Alkohol und Rauchgenuss zu frönen sowie auch freiweg zu reden - oder anders gesagt: ein lässiges Beisammensein.
Die Namen der Propanden sind alphabetisch sortiert, der Gastgeber ist Mr X :-)
Es ist 20 Uhr, Spätsommer. Die Party auf der - im Vergleich zum Mini-Garten - großen Terrasse ist voll im Gange, die Stimmung ist gut, das zweite Fass wird gerade angezapft, auch die nächste Runde Grillgut liegt schon zum Rösten parat ... als plötzlich dunkle Wolken aufziehen und einen Regenguss ankündigt, der auf die Freunde und deren Aufenthaltsort ohne Überdachungsmöglichkeit wohl keine Gnade walten lassen wird.
Und so kommt es, dass eiligst alles Nötige in trockene Sicherheit in das Steingemäuer gebracht wird.
Dumm gelaufen, aber nicht schlimm, man kennt es ja von früheren Jahren, wenn der Hauseigner seine alljährliche Party anlässlich seines Erzeugungstages feiert. Obgleich er das auch "erst" seit 15 Jahren so handhabt, früher hatte er stets im Frühling gefeiert. Anfangs hat das niemand verstanden, und daran hat sich heute auch noch nicht viel verändert. Es wurde zumindest nicht abgelehnt, vor allem weil meist die Witterung besser war und die Nächte wärmer, auch wenn sie früher kamen.
Unmittelbar nach dem Umzug nach drinnen fing es schon an in Strömen zu regnen. Nun saßen die Freude mitten im Wohnzimmer auf der Couch und diversen anderen Sitzmöglichkeiten, in der Mitte ein niedriger Tisch der alles trug, was vorher draußen war. Ein perfektes Bild und eine prima Gelegenheit etwas Fern zu sehen, um den Abend gemütlich zu beenden. Dummerweise fehlte ein solches Gerät im Hausrat des Gastgebers. Er hatte es vor ein paar Jahren in die Abstellkammer gestellt und seitdem nie wieder herausgeholt. "Erklär' mir doch noch mal, warum du deinen Fernseher eingemottet hast" waren die fragenden Worte von Gast A, einer der am längsten mit Mr X befreundet war. Die Antwort war trocken und ehrlich, begleitet von einem anfänglichen Schulterzucken und untermalt mit einer Handgeste, welche die ganze Runde mit offenen Armen umfasste. "Wozu brauchen wir TV, wenn wir uns doch haben". Ein Raunen und andere akustischen Gebarlaute durchzog den Raum, umschallt mit Gelächter, aber auch zustimmenden Worten, die B zuerst aussprach: "Wie recht du nur hast! Wir haben ja" ... er hielt kurz inne, versuchte seine Hände in Kopfhöhe zu heben, um anschließend Zeige- und Mittelfinger auf beiden Seiten zur gleichen Zeit von unten nach oben zu bewegen, als er schließlich fortsetzte: "uns".
Spätestens jetzt war auch die Stimmung in der Behausung ausgelassen, der Regenzwischenfall schon fast vergessen.
"Wie sieht es mit Rauchen in der Wohnung aus?" fragte C, der Mr X noch nicht so lange kannte. Bevor der Gastgeber zu einer Antwort ansetzen konnte übernahm D das mit einer offenen Frage, die mit einem "Ahja" von C kommentiert wurde: "Schau dir die Wände an und du weißt Bescheid. Die sind nicht umsonst gelb gestrichen!"
"Aber nur für euch" fügte Mr X hinzu. Er hob seine linke Hand in Höhe der herabhängenden Deckenleute über den Tisch, machte das Victory-Zeichen und deutete mit der rechten auf dieses. "Sind das Raucherhände?" fragte er.
"Ich würde sagen, dass ist die falsche Hand" sagte E. "Winston Churchill, Downing Street, 05. Juni 1943" entgegnete F. "Ach Quatsch, das ist Beethoven, 5. Sinfonie" meinte G.
"Ta Ta Ta Taaa!" lallte H dazu ein. "Ihr seit mir zu gebildet, vielleicht kann ich mit euch mithalten, aber erst nach noch 'nen Bier." beendete I unter Gelächter aller, nahm seinen Krug, stand auf und schenkte sich aus dem Fass nach.
So schnell der Starkregen kam, so rasch endete er auch wieder. Die illustre Runde vernahm das auch, und C lenkte als erster ein, ob man den nicht wieder ins Freie gehen wolle. Es war mittlerweile kurz vor halb neun und es düsterte schon etwas an diesem Endaugusttag.
"Nee las mal, ist doch alles Nass da draußen" sagte E. "Das verwundert mich jetzt" lies G einläuten. "Wie darf ich das verstehen?" fragte E. "Na du bist doch unser Spezialist für den 2. Weltkrieg." entgegnete G trocken. "Ja, das kann man so sagen, aber auf was willst du hinaus?"
"Nun ja...." und G stockte etwas, in der Hoffnung einer der Beteiligten würden ihn jetzt mit einer Schlussfolgerungen zur Hand kommen. Und er hatte Glück, B ergriff das Wort mit der Aussage: "Ich glaube, er spielt auf den frühen Wintereinbruch vor den Toren von Moskau an".
"Moment!" schob E ein. "Das hätte keiner erwarten können, aber vor allem werd' ich da draußen keinen Soldaten spielen, der verzweifelt versucht einen Karren aus dem Schlamm zu ziehen. Ich bin erklärter Pazifist!"Fast ohne Pause rief A ein: "... und wohl auch ein Schmalspurrillenläufer par excellence!" Fast ein wenig erbost lies E einfallen: "HEY! Ich bewege mich mehr in der freien Natur als du! Während du nur zwischen Haus, Auto und Arbeitsplatz ein paar Meter schlenderst gehe ich jeden Tag im Wald mehrere Kilometer joken - und zwar früh und abends!"
Die Augenbrauen von A verzogen sich, die Stirn runzelte sich und er wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als ihn Mr X - der Gastgeber - unterbrach. "Warte mal, das ist eine interessante Aussage!"
"Wo soll die interessant sein außer wahr" meinte H. "Das würde ich jetzt auch mal gern wissen" meinte I. "Und vor allem, was spricht jetzt dagegen nicht raus zu gehen?"setzte C nach, der immer noch gerne ein wenig Frische in die stickige Luft bringen wollte. Es reichte ja schon, wenn man die Tür zur Terrasse öffnen würde, so dachte er sich. Zehn Leute und ein Aschenbecher voller Zigaretten machten es sogar für ihn als Kettenraucher in diesem Neubauhaus mit niedrigen Wänden unangenehm. Er bereute schon, warum er überhaupt die Frage in den Raum gestellt hatte, dass man wieder die Party nach draußen verlegen könnte, jetzt wo der Regen nachgelassen hatte. Er hätte auch einfach nur zur Tür gehen, diese öffnen und demonstrativ eine Kippe sich dort anzünden können. Dann wäre ihm der ein oder andere mit Sicherheit gefolgt.
"Überlegt doch mal Freunde" setzte Mr X an, nicht unkommentiert von einem "Ich bin nicht dein Freund, ich bin dein Schwager" von D. "... und eindeutig zu oft hier! Du solltest anstelle dessen mal lieber mit deiner Frau und meinen Nichten und Neffen in die Natur gehen anstelle die weißen Flecken an meiner Wand zu zählen!" entgegnete Mr X nicht unbedingt böswillig. "Ich leiste dir gerne dabei Gesellschaft, du wirst mich nicht davon abhalten 2 x die Woche hier vorbeizuschauen. Darauf geb ich dir mein Wort."
"Wartet mal" warf I ein. "Bevor wir hier ein Familiendram inszinieren. Was ist jetzt so interessant an der Aussage?"
"Alles zu seiner Zeit. Machen wir erst mal die Tür auf, um Luft zu schnappen." sprach Mr X und kam seiner eigenen Bitte nach, drehte den Griff zur Seite nach unten und öffnete schwungvoll die Tür. Ein kurzer Einatmer, und er war verschwunden in der Dunkelheit seiner eigenen Terrasse.
- Fortsetzung im Teil 2 -
Kommentare
Abonnieren
Kommentare zum Post
(
Atom
)
HINWEIS: Durch das Hinterlegen eines Kommentars werden deine jeweiligen Daten hier im Weblog und somit bei Google gespeichert (siehe Datenschutzerklärung). Nach dem Einstellen des Kommentars wirst du ggf. eine E-Mail bekommen; dennoch: Deine Daten werden nicht an Dritte weitergegeben noch anderweitig missbraucht und dienen nur zur Kontaktaufnahme.