Wie Mensch die Zeit abschafft (Teil 4 - Finale)
UnNatur (Pt. 19d)
Diese Prosareihe ist schön! Man kann sie irgendwo anlesen, sie anfangen zu lesen, am Anfang, in der Mitte oder am Ende jeden Teils. Und man kann immer wieder aufhören oder nicht. Niemand braucht den breiigen Teig vorher zu lesen, weil in jedem Breiteigabschnitt Inhalt steckt, der schmeckt, auch ohne Geschmack, möglicherweise sofort, noch ehe man ihn auf die Zunge zwecks Verkostung legt, also bereits beim Geruch oder beim Anblick. Manche mögen Brei auch nur hören, bei einigen Menschen löst die reine Vorstellung eines unvollendeten Teig-Nicht-Geschöpfes irgendetwas aus - nennen wir es Gefühl -, vielleicht die Schüssel in der das Ding liegt, vielleicht der Quirl, der ihn rührte und der noch in der Schüssel steckt oder nebendran liegt, noch voll beschmiert auf einen Holztisch einer kleinen Pentry-Küche z. B., je nachdem was man für ein Bild fühlend sehen will und kann.
Das vermeintlich Trügerische ist: Viele werden denken, dieser Teig wird irgendwann erhitzt, doch dem ist nicht so, nicht in meiner Welt, aber ich lasse jeden in seiner Imagination - meine ist sowieso nur so wie es das Nomen hergibt; zwei zustandsverlorene Adjektive wären: ideell + materiell-substanzlos. Jedoch, wenn ich sie im Falle eines Teigs lebendig machen sollte, dann würde diese Masse niemals im Vor- oder Nachfeld einer Welt der zerstörten Un-Lebensmittel (= nahrhaft, aber keine Nahrung, da wesensfremd) ausufern. Real machen das wohl 99,9% aller Menschen so, 100% aller anderen Geschöpfe auf Erden tun es nicht. Ja, so ist es bestimmt. Warum sollten sie die ureigene energetische Kraft der Natur - der Sonne! - verneinen? Jeder weiß, dass Wasser beim Siedepunkt kocht. Und wenn man sich nicht gerade im hohen Gebirge befindet, dann ist der Punkt immer etwa gleichbleibend erreicht. Aus meiner Erinnerung heraus wäre die mittlere Höhe aller Erdteilmassen so bei etwa 700 Meter. Pi mal Daumen [(Höhe x 0,00354) - 100 = Siedepunkt] wäre ergo der durchschnittliche Siedepunkt von Wasser bei 97,52 Grad erreicht. 97,52 Grad! Ob meine Rechnung stimmt ist einerlei, aber ich würde nicht mal in einem Wasser baden, das 10.000 Meter über der Erde zum Kochen gebracht wurde. Das wiederum wäre dann wohl die perfekte Trinktemperatur für Kaffee - ca. 65 Grad [mit dem Kopf gerechnet]. 65 Grad! Ich kenne auf Anhieb kein Lebewesen, das eine so hohe Körpertemperatur hat. Na ja, vielleicht "kaltblütige" - gemeint poikilotherme/wechselwarme - Tiere in der Wüstenmittagssonne. Würde ich an eine Evolutionstheorie glauben, würde ich mich schon fragen, warum sich diese sogenannten wechselwarmen Tierchen nicht durchgesetzt haben. Sie sind die vollen Ökos, ernähren sich nur von Luft und Liebe, erleiden nie einem Hitze- oder Wärmetod. Können die überhaupt sterben, wenn sich die Lebensumstände nicht verändern? Tja, vielleicht schon, z. B. wenn sie heißen Kaffee trinken. Wer weiß das schon?
Jedenfalls ist es komisch, dass der Mensch sich so heißes Zeugs in die Kehle kippt. Umgekehrt ist es natürlich auch unnatürlich. Ich hab noch nie einen Eiszapfen in der Wüste gesehen.
Jedenfalls ist es komisch, dass der Mensch sich so heißes Zeugs in die Kehle kippt. Umgekehrt ist es natürlich auch unnatürlich. Ich hab noch nie einen Eiszapfen in der Wüste gesehen.
Das hat womöglich alles nichts mit dem Thema der Normal- und Sommerzeit zu tun, aber es fiel mir gerade so in den Sinn. Es muss die Sehnsucht nach etwas sein, dass ich in diesen Breitengraden nicht ausleben kann, wenn ich ständig an einem Fleck lebe - lebe! Lebe? Ein rohköstliches Dasein wäre schön.
Was gibt es denn für Alternativen, um die Zeit wieder einzuführen, wenn wir nicht teilnomadisch existieren wollen, bspw. weil wir schon den idealen Lebensraum gefunden haben, der uns nicht veranlasst Speisen zu erhitzen, damit man sie verzehren kann? Vielleicht sollte man den Tag in 2 Hälften aufteilen. Wie wäre das? Wäre das evtl. eine fast jüdische Methode? Bei denen beginnt der neue Tag um 18 Uhr. 18 Uhr ist also 24 Uhr. Das ist komisch, nicht wahr? Aber es ist nicht das, was ich meinte. Nennen wir diese zwei Hälften "Phasen". Demnach hätten wir eine Phase der Hellzeit und eine Phase der Dunkelzeit. Die haben wir jetzt natürlich auch schon, was allerdings unnatürlich ist, ist, dass sie sich auf unseren Zeitmessern verschiebt. Wäre es nicht angepasster, wenn wir die Zeitmesser an die natürliche Zeit anpassen würden? So vergeht die Hellzeit im Winter chronologisch schneller, hingegen die Dunkelzeit länger andauert. Das ist freilich nervig, weil man dann gefühlt - "gefühlt": nach welchem Gefühl!? - weniger vom Tag hat, aber, nehmen wir die pflanzliche Margarine vom Rohkostbrot [gebacken mit nicht viel mehr als der Temperatur, die es braucht, um zu fiebern], so müssen wir feststellen, dass dies der aktuelle Stand der Dinge ist, den ich gar nicht ändern will. So freigeistig unterwegs bin ich nicht. Trotzdem: Das sollte man anpassen und die Zeit auf der Uhr einfach schneller laufen lassen. Gehen wir für ein Beispiel zu den Tagen rund um die sog. Rau(h)nächte, also kurz vor die Wintersonnenwende. Da haben wir nicht viel mehr als 8 Stunden Helligkeit am Tag. Die Phase der Hellzeit beträgt aber immer ähnlich viel angezeigte Zeit wie die Phase der Dunkelzeit - also 12 Stunden. Somit würden die 8 Stunden der Helligkeit auf unserer neu-gedachte Uhr 12 Stunden darstellen, ergo: die Zeit muss schneller verlaufen (in der Hellzeit-Phase in unseren Breitengraden, wenn es kürzer hell am Tag ist). Von bspw. 8 bis 20 Uhr (die Hälfte) wären es angezeigte 12 Stunden, die so schnell vergehen wie 8 Stunden. Und 20 Uhr wäre dann nach "Normalzeit" im Beispiel 16 Uhr. Vice versa würde die Zeit auf der Uhr nach 20/16 Uhr langsamer verlaufen müssen.
Ich denke, das sollte technisch machbar sein. Eine Sonnenuhr schafft das auch. Ergo habe ich fertig. Ich arbeitete das nicht aus, zumindest keinesfalls in der falschen Sommerzeit.
Ich denke, das sollte technisch machbar sein. Eine Sonnenuhr schafft das auch. Ergo habe ich fertig. Ich arbeitete das nicht aus, zumindest keinesfalls in der falschen Sommerzeit.
Wirklich: Ich mag ja Prosa, nur schreiben kann ich es nicht. Reden, vielleicht. In der Nacht, frühestens am Abend und in einer Dunstwolke von qualmenden Rauch, er- und behellt und von Sinnen durch geistige Getränke auf Äthanolbasis - aber schreiben? Nein, das kann ich nicht.
Heute konnte ich es erst recht nicht, hatte ich doch überhaupt kein vernünftiges Bild hinter den Augen meiner bürgerlichen Fassade, das ich schreibend beschreiben konnte; außer und ausnahmslos war da der Brei als Teig getarnt in einer farblosen Schüssel. Nun, farblos war sie nicht gerade. In meiner Vorstellung war sie gelb, wie die Sonne. Das Gefäß stand auf einen rustikalen Holztisch, länger als breit und breiter als tief, in einer kleiner Küche mit einem Fenster gen Osten. Der Quirl war so gewöhnlich, dass man ihn nicht beschreiben muss. Gewöhnlich! Aus Metall ist heute gewöhnlich. Es erschreckt mich, es überhaupt zu erwähnen. Ich glaube ich (be-)schreibe jetzt gar nichts mehr und schließe diese Prosa unvollendet.
Prosa ist schön, man muss nichts ausarbeiten, die Wahrheit halblaut ausgedrückt, eine Idee aufgefasst und nicht zu Ende gebracht - ja, Prosa hat was für sich, aber nichts für mich.
Heute konnte ich es erst recht nicht, hatte ich doch überhaupt kein vernünftiges Bild hinter den Augen meiner bürgerlichen Fassade, das ich schreibend beschreiben konnte; außer und ausnahmslos war da der Brei als Teig getarnt in einer farblosen Schüssel. Nun, farblos war sie nicht gerade. In meiner Vorstellung war sie gelb, wie die Sonne. Das Gefäß stand auf einen rustikalen Holztisch, länger als breit und breiter als tief, in einer kleiner Küche mit einem Fenster gen Osten. Der Quirl war so gewöhnlich, dass man ihn nicht beschreiben muss. Gewöhnlich! Aus Metall ist heute gewöhnlich. Es erschreckt mich, es überhaupt zu erwähnen. Ich glaube ich (be-)schreibe jetzt gar nichts mehr und schließe diese Prosa unvollendet.
Prosa ist schön, man muss nichts ausarbeiten, die Wahrheit halblaut ausgedrückt, eine Idee aufgefasst und nicht zu Ende gebracht - ja, Prosa hat was für sich, aber nichts für mich.
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Lieber Alex, warum ich es geschafft habe diesen Text zu Ende zu lesen? Um im Bild des Teiges zu bleiben, er war so klebrig dass ich ihn lange nicht von den Fingern bekam ;) Jetzt hab ich ihn soweit, dass ich ihn ruhen lassen kann, damit er aufgeht - ob mir die paar Sonnenstrahlen am gefühlten 20 Stunden Dunkeltag dabei helfen? ;)
AntwortenLöschenDa bin ich zuversichtlich Ulla. :-)
LöschenUnd wenn kein Kuchen draus wird, dann soll es ein Brot werden. Um in Prosa zu bleiben, schneide ich kurz eine beiläufige Erzählung an, die aussagt, dass ich vor kurzem tatsächlich mit Teig hantierte. Grund war das Sichten, Aufgreifen und Kaufen eines Einkornmehls, dass experimentel die Basis für eine vegane Pizza geben sollte, die ich mit einer Muse dann schlussendlich verköstigte. Einkorn ist urig, aber man sollte lieber daraus ein Brot machen. Tatsächlich wäre es aber das beste, wenn man das reife Korn von der Pflanze ist, denn das trägt in sich mehr Sonnenstunden als der gewöhnliche Europäer, ganz platt ausgedrückt - wir sind ja in Prosa. :-)
Danke für den lieben Kommi.
IV
AntwortenLöschenWas für ein Finale! Viele Zahlen und Rechenaufgaben und Vergleiche und Bilder und Neu-Einführungs-Zeit-Vorschläge. Da schwirrt mir der Kopf.
Ich empfehle den Lauf der Zeit so zu nehmen wie er ist.
Das Winterhalbjahr bietet weniger Licht. Ist es doch aber auch die Zeit zum Ausruhen, zum Stärken und zum sich wieder fit machen für das aufkeimende Jahr. So macht es ja auch die Natur! Werden die Tage länger, werden wir aktiver und nehmen so viel Licht wie möglich auf, um für das lichtarme Halbjahr genug getankt zu haben.
Würde nicht der Umstand des bürokratischen Alltages, eines von wem auch immer ernannten Zeitsystems jeden Tag gleich sein lassen – !Achtung hier kommt dann noch das Wochenende, dass dann den Rhythmus noch zusätzlich durcheinander bringt – könnten wir alle im Zuge des Jahreskreises aufstehen, leben und uns wieder zur Ruhe begeben.
Unser Leben hier mit dem Vieh und dem Lauf der Jahreszeiten ist wohl nah dran an einem Leben ohne Uhr. Werde ich doch auch ohne Wecker täglich morgens wach und finde auch ohne Uhr den Weg abends ins Bett. Das Leben mit der Natur kann noch viel intensiver praktiziert werden, wir machen es hier auf unsere Weise.
Es grüße ganz herzlich
Barbara
Ich beginne wie ich anfing: "Vielen Dank liebe Barbara".
AntwortenLöschenDer letzte Teil war tatsächlich gar nicht mal so verkehrt, und dein Kommentar rundet ihn ab. Ich könnte dich jetzt zitieren, bspw. "Ich empfehle den Lauf der Zeit so zu nehmen wie er ist" - das ist wohl etwas, was ich als Faden aussprechen kann, nämlich das genaue Gegenteil als eine Alternative: Mit der Zeit gehen bzw. umgekehrt ausgedrückt - von der der Zeit davonlaufen, damit meinte ich wohl auch die Gezeiten. Das geht natürlich nur, wenn man (teil-)nomadisch lebt.
Das es auch anders geht, zeigt dein Absatz "Unser Leben...". Es geht definitiv und viele streben danach. Mein Empfinden spricht sich jedoch gegen eine Sesshaftigkeit aus, ich halte das sogar für den schlimmsten Gedanken der Menschheit nach dem (Er-)Finden von Feuer oder Spiegeln, um es in keiner Relation mal mit belanglosen Beispielen zu untermalen. Trotzdem kann es für andere durchaus das Richtige sein. Und ich verbringe immer gerne meine Zeit bei Menschen, die danach streben und es leben. So werde ich dieses Jahr nach der Sommersonnenwende Menschen treffen, die eine Art Familienlandsitz aufgebaut haben und sich autark von ihren Erzeugnissen ernähren. Eine dieser Familien lebt sogar in einer Jurte. Ich betrachte Jurten - also die Rundbauten - als natürlichste Lebensbehausung, entgegen dem, was wir heutzutage bauen (eckige Bauten - wahrscheinlich wegen der Möbel oder so, ich bin da noch nicht schlau daraus geworden, wollte aber mal unlängst was darüber schreiben).
Ich danke dir am Ende nochmals, hast du mir doch einen tiefen Eindruck hinterlassen, wie man auch die Zeit ohne Uhr verlebt.
PS: In meinem letzten Blogposts griff ich übrigens nochmal auf die Zeit auf oder ein, und zwar mit einem arabischen (afrikanischen?) Sprichwort, dass an Europäer gerichtet ist: "Ihr habt die Uhr – wir haben die Zeit."