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•••Ⓚontakt

Die Welt in stoischer Ruhe (Teil 2)

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PerChaTem (Pt. 6b)
(Teil 2 von 2)

"Wie ein Ziel nicht aufgestellt wird, damit man es verfehle, so wenig entsteht das Böse von Natur aus in der Welt."(Epiktet, Handbüchlein der Moral, 27 *1)


Vorgedachtes

Ob ein Seneca als Lehrer Einfluss auf seinen Zögling und später oft gern genannten Gewaltherrscher Nero hatte oder nicht - mal abgesehen des nicht wirklich eintretenden Erfolgs - sei dahingestellt. Böse oder vielleicht nicht-christliche Zungen könnten den werten Herrn Stoiker gleichsam auch vorwerfen, er hätte eigensinnig gehandelt, um möglicherweise selbst seine Position im Senat zu stärken und somit seinen Machteinfluss zu begünstigen.
Das Fakt bleibt unkommentiert stehen: er übte diesen indirekt aus. Weswegen sollte Nero sonst eine Abschaffung aller indirekten Steuern gefordert haben, warum lies er seine eigene Mutter Agrippinas auf Anraten von eben Seneca töten? Und was hatte Seneca mit dem Mordversuch an Nero zu tun, der vom Adel ausging? Denn hier scheiterte Seneca kläglich, war es doch sein (hintersinniger) Rat, alles so zu belassen, wie es war, sprich den Adel in seinen finanziellen und sonstigen Privilegien rein nach augustischem Vorbild unter der Moralpredigt eines einfachen Lebens abseits von materiellen Reichtum und dergleichen.
Motivationen waren also da, doch die "Order of things" leider schon damals nicht mehr.



Rückgedachtes

Wir müssen unseren Blick weiter zurück werfen. Zu den Tagen, als Hohe(n)priester noch das waren, was sie in Roms Zeiten nicht mehr waren.

Die Bibel lassen wir hier tunlichst ausser acht und schauen nach Ägypten, wo Hohepriester schon immer an 2. Stelle nach dem Pharao und noch vor den Propheten standen. Als Repräsentant des göttlichen Pharaos mussten sie nicht zwangsweise an den Gottesglauben halten, warum auch sollten sie sich weihen vor einem Gott, dem sie alles Weltliche abnahmen. Ihre Aufgaben waren klar und sollten stets arg ritualisiert wirken - schlicht und einfach deswegen, um ihre tatsächliche Macht zu verschleiern. Schließlich hatten sie alle Macht über das Heiligtum Tempel und damit auch über viel Land, Getier und vor allem Wissen. Denn die Tempel glichen dem heutigen Universitäten mit allen Kenntnissen über Lehren zu Astronomie, Medizin, Mathematik, der Kunst etc., dessen Tore nur für diese "Zunft" offen standen. Sie waren indes so etwas wie Hexer, ja Magier ihrer Zeit, die alle Fäden in den Händen hielten. Denkt man weiter, könnte man davon ausgehen, dass der so umwogene Pharao, bei dem sie ein und ausgingen, wie sie wollten, nur eine Marionette ihres groß angelegten Spiels war. Die wahren Herrscher waren die Priester, die nicht einmal religiös sein mussten.


Nachgedachtes

Wie könnte das damalige Hypothesenbild heute ausschauen? Wie könnte ein Wissender, wenn auch nur ein Philosoph die Geschicke und die tatsächlichen Dinge leiten, die die Machthaber der Politik offenkundlich zur Schau stellen?

Nehmen wir für dieses Gedankenspiel hier Deutschland als Ansatzpunkt und setzen dem Bundeskanzler einen Stoiker als Berater vor die Nase, der wie Seneca damals Nero die Dinge ins Ohr flüstert, die da ausgeübt werden sollten. Sozusagen als Berater der anderen Art.
Wie könnte das in etwa ausschauen, wie oder was wäre ein gesundes Konzept?

Einfach gedacht wie folgt: Des Bundeskanzlers Stoiker wäre nicht der, sondern ein vorherige Bundeskanzler, der nach seinem Amt sich der stoischen Lehre hingibt, bis er den Grad eines (annährend) stoischen Weisen in sich trägt. Er übt die Rolle des Beraters aus und hat ungemeinen Einfluss auf den amitierenden Kanzler. Oder anders ausgedrückt: als ein solcher wäre er quasi erst dann - in seiner Beraterfunktion - der tatsächliche Bundeskanzler, da der im Amt stehende nur einer Schachfigur gleicht.

Somit würde eine Stoiker, der niemals nie tatsächlich handeln würde, das Handeln nur in den Kopf eines Menschen setzen, der das tut, was er nicht im Stande ist zu tun. 


--- Ausarbeitung + Fortsetzung folgt NICHT ---
UND ZWAR
weil ich nach reiflicher Überlegung Befürchtungen von kranken Köpfen zur Plagation nicht ausschließen kann und will. Obgleich der Blog jetzt nicht wirklich großen Zuspruch hat, muss ich es nicht herbeibeschwören. Wer sich gern verschört, kann meine V-Reihen lesen, die ich weder hier noch in der Navigation oben und unten verlinke.


"Begehre nicht, daß die Sachen in der Welt gehen, wie du es willst, sondern wünsche vielmehr, daß alles was geschieht, so geschehe, wie es geschieht, dann wirst du glücklich sein."
(Epiktet, Handbüchlein der Moral, 8 *1)

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Quellangaben / weiterführende Links:
*1 Das Handbüchlein der Moral unter http://gutenberg.spiegel.de/buch/2576/1

Hinweisender interner Verweis / FAQs:
Die Welt in stoischer Ruhe (Teil 1) "eine indirekte Ausarbeitung"

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